Nächster Halt: Schutz Mehr als fünf Dutzend haben sich beim Impfbus des Burgenlandkreises immunisieren lassen
In Teuchern waren einzelne Kritiker der Corona-Maßnahmen in der Vergangenheit besonders laut. Das mobile Impfangebot war dort dennoch ein Erfolg.

Teuchern/MZ - Ehe der Impfbus des Burgenlandkreises und das Deutsche Rote Kreuz am Freitag Station in Teuchern machten, reichte die dortige Stadtverwaltung ihnen eine Telefonnummer weiter. Es war der direkte Draht zur Polizei. Zur Sicherheit, falls es vor Ort Probleme geben sollte.
Die Vorsichtsmaßnahme könnte damit zusammenhängen, dass einige Einwohner aus der Gemeinde in der Vergangenheit besonders lautstark ihre Kritik an den Corona-Maßnahmen übten. Aus Teuchern kommt die Organisatorin eines Protest-Autokorsos in Naumburg genauso wie ein Redner, der auf einer Protestkundgebung in Weißenfels die Pandemie infrage stellte.
Fünf Dutzend Impfwillige
Doch auf Widerstand oder Kritik sind die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes in Teuchern deswegen nicht gestoßen. Die Telefonnummer der Polizei wurde nicht benötigt, berichtet Rettungsdienstmitarbeiter Frank Holstein. Ganz im Gegenteil, er zeigte sich zufrieden über die Resonanz auf das mobile Impfangebot in Teuchern. Mehr als fünf Dutzend haben sich dort im Laufe des Freitags kurzfristig für eine Spritze entschieden.
Darunter war beispielsweise Marie Fischer. Die hat im Familienkreis bereits Erfahrung mit dem Virus gemacht und erlebt, wie ältere Menschen nach einer Infektion abgebaut hätten. In ihrer Familie ist niemand gestorben, aber sie kenne auch Bekannte, wo es Infizierte nicht geschafft haben. Diese Erfahrungen und die Sorge um die eigenen Kinder haben letztlich den Ausschlag gegeben, sich impfen zu lassen. Die Entscheidung sei also gereift, wurde letztlich aber spontan mit dem Partner an der Kaffeetafel am Freitagnachmittag entschieden. „Man schläft nun ruhiger“, sagt die junge Frau.
Viele Menschen aus der Region haben in Teuchern Angebot des Impfbuses angenommen
Sie und ihr Partner haben sich für einen Impfstoff entschieden, bei dem es nur eine Spritze braucht. Andere im Familienkreis hätten damit schon gute Erfahrung gemacht, heißt es. Laut Rettungssanitäter Frank Holstein sei die Impfung von Johnson und Johnson gerade bei Bauarbeitern beliebt gewesen, da es dann keinen zweiten Impftermin brauche. Über alle fünf Stationen in dieser Woche betrachtet, hätten sich die meisten Menschen aber für den Wirkstoff von Biontech entschieden. Ihre zweite Impfung können sich die Kurzentschlossenen dann in vier Wochen abholen, wenn der Impfbus seine Tour wiederholt.
Das Angebot, sich auf dem Marktplatz in Spora oder dem Supermarkt-Parkplatz in Teuchern impfen zu lassen, haben vor allen Dingen Menschen aus der Region wahrgenommen, berichtet Frank Holstein. Er schätzt, dass nur zehn Prozent Auswärtige aus anderen Landkreisen waren. Darum stehe die Zahl der Geimpften auch im Zusammenhang mit der Größe des angefahrenen Ortes. Mit nur 19 Impfungen bestand im kleinen Spora die geringste Nachfrage. In Zeitz, wo der Bus gleich an mehreren Stationen hielt, wurden hingegen zusammengerechnet 259 Menschen mindestens einmal geimpft.
Mehr Minderjährige ließen sich im Burgenlandkreis impfen
Dass der Impfstoff dem Bus ausgeht, kann nicht passieren. Dann würde im Impfzentrum in Zorbau nachgeordert und innerhalb einer halben Stunde nachgefüllt, erklärt Frank Holstein. Abgewiesen werde also kein Impfwilliger, auch wenn jemand erst wenige Minuten vor dem geplanten Feierabend eintrifft. Solange Menschen an den aufgestellten Tischen Platz nehmen, um die Unterlagen auszufüllen, solange nehme man sich auch für sie Zeit.
Aufgefallen ist dem Rettungsdienstmitarbeiter, dass sich während der Tour zuletzt auch mehr Menschen, die jünger als 18 Jahre sind, impfen ließen. Mit Blick auf weitere Stationen in der kommenden Woche erinnert Frank Holstein deshalb daran, dass in diesem Fall beide erziehungsberechtigten Elternteile mit vor Ort sein müssen. Erziehende mit alleinigem Sorgerecht müssten einen entsprechenden Nachweis des Landkreises vorlegen.
Sorge vor Long-Covid: Entscheidung für eine Impfung aufgrund von gesundheitliche Vorbelastung
Auch der 16-jährige Jason hat am späten Freitagnachmittag in Teuchern mit seiner Mutter Platz genommen, um sich impfen zu lassen. Für die Spritze spreche eine gesundheitliche Vorbelastung in der Familie, berichtet die 39-Jährige. Ausschlaggebend sei letztlich aber auch ein Fall im Bekanntenkreis gewesen, wo eine Neunjährige bis heute unter den Folgen einer Covid-19-Erkrankung leide.
Das Risiko einer Impfung erschien Mutter und Sohn daher geringer - zumal sich ältere Geschwister schon für eine Impfung entschieden und diese auch gut überstanden hätten. Leicht gemacht hätten sich beide die Entscheidung dennoch nicht. Auch weil die Meinungen zur Impfung Minderjähriger bei Ständiger Impfkommission und Teilen der Politik auseinander gehen. „Wir haben lange überlegt“, gesteht die Mutter von Jason.