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Marschall-Ney-Haus Marschall-Ney-Haus: Ist Ruine dem Verfall preisgegeben?

Von Holger Zimmer 05.01.2020, 07:00
Peter Mechler wohnt im Marschall-Ney-Haus (links im Bild) in Kaja und steht fassungslos vor dem alten Stallgebäude.
Peter Mechler wohnt im Marschall-Ney-Haus (links im Bild) in Kaja und steht fassungslos vor dem alten Stallgebäude. Peter Lisker

Kaja - An Wunder glaubt Peter Mechler längst nicht mehr. Er bewohnt das Marschall-Ney-Haus in Kaja und überarbeitet gerade im Untergeschoss die kleine Ausstellung zur Schlacht zwischen Napoleons Truppen gegen die verbündeten Preußen und Russen am 2. Mai 1813. Das Gebäude, in dem der französische Marschall damals sein Quartier hatte, ist längst saniert. Doch das benachbarte Stallgebäude droht einzustürzen.

Eine Nachfrage bei Lützens Bauamtsleiter Steve Kähler ergab nicht viel Neues. Anfang des Jahres 2019 war im Bauausschuss des Stadtrates festgelegt worden, dass ein Gutachten zum Stall aufzeigen soll, ob ein Abriss erfolgen muss oder eine Teilsanierung möglich ist. In der Woche vor Weihnachten gab es mit dem zuständigen Planungsbüro einen Vor-Ort-Termin, wie Kähler sagte.

„Wieder ist fast ein Jahr verflossen“

Und er verwies darauf, dass bis März das Gutachten vorliegen soll. Warum es so lange gedauert hat, begründete das Planungsbüro laut Bauamtsleiter mit vollen Auftragsbüchern. Peter Mechler sieht es zurückhaltend nüchtern. „Wieder ist fast ein Jahr verflossen und besser ist die Bausubstanz bestimmt nicht geworden.“

Als sich Anfang des Jahres der Bauausschuss des Stadtrates mit dem Stall beschäftigt hat, war das Dach schon beschädigt und die Mauern auf der westlichen Giebelseite eingestürzt. Mit dem Gutachten sollte zumindest festgestellt werden, welche Teile des Gebäudes erhalten werden können. Schon damals hatte sich angesichts des Zustandes der Förderverein Marschall-Ney-Haus, dessen Vorsitzender Peter Mechler ist, von manchen Träumen verabschiedet.

Eine alte Scheune ist inzwischen eingestürzt

Als der 63-Jährige hier 2002 einzog, war das Gesamtensemble noch in Ordnung: „Es gab die Scheune und der Stall war intakt.“ Das hat sich grundlegend geändert und die Schäden wurden größer. Vor allem die Orkane der letzten Jahre hätten die Bausubstanz weiter ruiniert. Mechler verweist dabei auf das Jahr auf 2007 und Sturm „Kyrill“. Eine alte Scheune ist inzwischen eingestürzt.

Den Stall wollte man dagegen teilweise abreißen, Fußboden und Mauerteile sollten bleiben und als Freifläche für sportliche oder kulturelle Aktivitäten genutzt werden. Denn vielfach kommen hier Radfahrer vorbei. In dem Teil, der stehen bleiben und saniert werden sollte, könnten ein kleines Heuhotel und ein Ausstellungsraum entstehen. Im Zusammenhang mit der Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen könnte man außerdem Projekte zum Dreißigjährigen Krieg anbieten, in denen es um bäuerliches Leben und die damalige Küche gehen soll.

Was die Sanierung der Reste des Stalls angeht?

Dass die zusammengefallene Scheune jahrelang, trotz vieler Touristen, ewig liegen geblieben ist, gehört nun der Vergangenheit an. Nach seinem Geschmack hätten manche Bäume stehen bleiben können, doch laut Bauamtsleiter habe die Firma Baufreiheit gebraucht. Abgesprochen sei nun die Gestaltung der Fläche mit Bäumen, Hochbeeten, einem überdachten Unterstand und einer Feuerstelle.

Und was die Sanierung der Reste des Stalls angeht? Mechler betont, dass er Realist sei, nicht an den Weihnachtsmann glaube und der Verfall seit Jahresbeginn weiter fortgeschritten wäre. Deshalb müsse einerseits der politische Wille da sein, weil es sonst nichts werde, und andererseits bald Hand angelegt werden. „Sagt die Stadt am Ende, dass es nicht geht, ist das eben so.“ Dennoch sei für ihn das Glas noch halb voll und wenn man endlich loslegen könnte, ließen sich wichtige und jahrhundertealte Räume unter einem Flachdach retten, wie man es heute vielfach sehe.

Schließlich koste auch ein Abriss laut der Fachleute 40.000 bis 50.000 Euro. Wie seine Pappmaché-Reiter und Figuren, die bis zum Scharn-horstfest noch einen grauen Anstrich erhalten sollen, ließe sich damit das Gelände aufwerten. Denn die Gegend um Großgörschen ist für Peter Mechler, der seit 1988 in der Napoleon-Szene mitmischt, ein einzigartiges Refugium. Es atmet nicht nur Geschichte, sondern die Einwohner lebten sie. (mz)