Luftsportverein Sprossen Luftsportverein Sprossen: Warum es keine Flugtage mehr gibt

Sprossen - Jens Sacher schmeißt den Motor an und lässt ihn warm laufen. Dabei wirft er einen prüfenden Blick auf die Technik. Erst dann kann der Pilot seinen Propeller auf den Rücken schnallen und mit dem Motorgleitschirm abheben. Gerade mal 20 PS hat das Fluggerät und einen kleinen Zwei-Takt-Motor. „Doch wenn man einmal in der Luft ist, liegt einem die Welt zu Füßen. Ich liebe es, meine Runden über die Elsteraue zu drehen, mal über Belantis zu fliegen oder durch das herrliche Elstertal“, kommt Jens Sacher ins Schwärmen.
Vor sechs Jahren ist der Hobby-Pilot aus Gera nach Sprossen gewechselt. „In Gera gibt es nur eine öde Betonpiste auf einem kommerziellen Platz. In Sprossen ist alles grün. Hier habe ich mich vom ersten Tag an wohlgefühlt“, erzählt er. Doch es ist recht ruhig geworden um den kleinen Flugplatz im südlichsten Zipfel von Sachsen-Anhalt.
40 Frauen und Männer beim Fliegen in Sprossen
„Wir haben einen festen Mitgliederstamm von rund 40 Leuten, die Hälfte davon geht regelmäßig in die Luft“, erzählt Steffen Mauel. Der Zeitzer gehört zu den Alteingesessenen im Verein. Doch jene Zeiten mit dem ganz großen Trubel sind vorbei.
„Der Zeitzer Luftsportverein hatte damals die Flächen des alten Agrarflugplatzes von der Treuhand gekauft und wir mussten diesen Kauf natürlich finanzieren. Aus diesem Grund entstanden einst die Flugtage zu Pfingsten“, erinnert er sich. Tausende Gäste pilgerten damals nach Sprossen, erlebten spektakuläre Flugschauen und staunten über die Technik. Die dicke Anna (ein Doppeldecker Antonov 2 mit rund 1 000 PS) war nach der Wende ein Publikumsmagnet. Doch das verblasste mit der Zeit. Schließlich kann man heute zu zahlreichen Veranstaltungen, Dorffeste oder Flugplatz-Feste etwa, mitfliegen.
Vereinsmitglieder haben ein privates Flugzeug
„Auf der einen Seite hatten wir immer weniger Gäste, aber auf der anderen Seite immer mehr Ausgaben“, sagt Mauel. Als Schatzmeister weiß er, dass am Ende ziemlich wenig unterm Strich übrig blieb. „Schließlich war der Kaufpreis irgendwann abbezahlt und aus all diesen Gründen gibt es kein Fliegertreffen mehr“, sagt Mauel.
Geflogen wird natürlich immer noch. Die meisten Vereinsmitglieder haben ein privates Flugzeug. In der Mehrzahl sind das Ultraleichte und Drachen, einige wenige Cessna. Mit den kleinen Motorflugzeugen geht es auch mal in zweieinhalb Stunden an die Ostsee zum Baden. Doch Segler und Drachenflieger warten meist auf den richtigen Wind. „Die Gleitschirme wollen möglichst viel Thermik, die Motorflieger möglichst wenig“, erklärt Sacher.
Doch ihn persönlich stört es wenig, wenn er am Boden bleibt. Denn hier gibt es immer jede Menge zu tun. So wurden am Wochenende die 15 Hektar Rasen der Landebahn frisch gemäht. „Danach genieße ich die Ruhe“, sagt Sacher. Er beobachtet Tiere aller Art. „Ein Wochenende in Sprossen ist wie ein Kurzurlaub für mich“, sagt er. (mz)
