Licht für Teuchern Licht für Teuchern: Mit über 80 noch hinter der Theke

Teuchern - Seit der Gründung im Jahr 1927 wird im Teucherner Elektrohaus Reim immer noch die gleiche Registrierkasse aus Holz verwendet. „Leider gibt es gar kein Papier mehr für die Bons. Deswegen stelle ich den Kunden eine Quittung aus“, sagt Inhaberin Marlitt Glauner.
Im Alter von über 80 Jahren steht die rüstige Seniorin immer noch in dem Geschäft am Teucherner Markt und verkauft Elektrogeräte, Lampen, Batterien, Glühbirnen und vieles mehr. Um die Familientradition aufrecht zu erhalten und auch, um im Alter beschäftigt zu bleiben und den Kontakt zu ihren vielen Stammkunden in der Stadt nicht zu verlieren.
Vor 90 Jahren gründete ihr Vater Emil Reim den Betrieb
Vor 90 Jahren gründete ihr Vater Emil Reim den Betrieb mit Werkstattstatt und Ladengeschäft, damals noch an der Bahnhofsstraße. Damals wurde in Teuchern auch einen neue Ära eingeläutet. Denn Emil Reim war einer der ersten in der Region, der die neuen Rundfunkgeräte verkaufte, also Radios. „Mein Vater war Ingenieur und richtete die elektrische Straßenbeleuchtung in Teuchern ein“, erzählt Marlitt Glauner. Bis zu 25 Mitarbeiter beschäftigte der Betrieb in seinen besten Zeiten. Immer mehr Elektrogeräte wurden verkauft, geliefert und repariert.
Auch die Beleuchtung des neuen Kinos Schauburg, das 1928 eröffnet wurde, stammte aus dem Hause Reim. „Für die Arbeiten wurde mein Vater aber nicht voll bezahlt. Stattdessen gab es Freikarten, so dass ich als Kind ständig ins Kino gehen konnte“, sagt sie. 1935 zog der Betrieb schließlich an seinen heutigen Standort am Teucherner Markt um. Auch die Familie lebte von da an in den darüberliegenden Wohnungen.
Nach der Wende gab es plötzlich viel mehr Waren
Ein Studium im Bereich Wirtschaft blieb Marlitt Glauner als Tochter eines Unternehmers zu DDR-Zeiten jedoch verwehrt. Und so absolvierte sie eine Handelslehre im Familienbetrieb, in dem sie bis heute arbeitet. Auch ihr Mann Bernd Glauner, der jahrelang als Ingenieur Autobahnen konstruierte und später im DDR-Verkehrsministerium arbeitete, stieg in den Betrieb ein.
Nach der Wende gab es plötzlich viel mehr Waren. Vor allem Waschmaschinen und Lampen waren der Renner. „Manche Leute bedanken sich heute noch bei mir, weil sie damals so schöne Sachen bei uns gekriegt haben“, sagt Marlitt Glauner. Doch mittlerweile ist die Konkurrenz der Einkaufszentren und des Internethandels deutlich zu spüren.
Als in diesem Jahr ihr Mann verstarb, dachte Marlitt Glauner kurzzeitig ans Aufhören. „Aber ich mache weiter, um unter Leute zu kommen“, sagt sie. Und auch ihre Kunden kommen nicht zuletzt ins Elektrohaus, um mit einer guten Bekannten zu reden. Vielleicht schließt Marlitt Glauner den Laden im kommenden Jahr. Allerdings möchte sie noch möglichst lange für ihre Kunden da sein. (mz)