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Leidenschaft für Meteorologie Leidenschaft für Meteorologie: Naumburgs Wetter-Fuchs

Von Andreas Löffler 05.07.2019, 08:38
Tino Glugsberger (hier mit einem speziellen Digital-Thermometer) freut sich über die aktuelle „Auszeit“ von der Gluthitze.
Tino Glugsberger (hier mit einem speziellen Digital-Thermometer) freut sich über die aktuelle „Auszeit“ von der Gluthitze. Andreas Löffler

Naumburg - Wann seine Facebook-Seite mit dem schlichten Titel „Wetter-Service für Naumburg und Umgebung“ die 1000-Abonnenten-Marke knacken wird? „Hoffentlich bald!“, sagt Tino Glugsberger und lacht. Fakt ist: Mit seiner Fanpage, auf der der 29-jährige Hobby-Meteorologe täglich eine fundierte Erörterung sowie Vorhersage des Wetters in Naumburg und einem Umkreis von maximal 25 Kilometern liefert, hatte Stand gestern Vormittag 923 Abonnenten. Eine Woche zuvor hatte diese Zahl noch bei 906 gelegen.

„Das Thema Wetter geht nun einmal alle an“, versucht Tino Glugsberger eine Erklärung für das stetig wachsende Interesse. „Und offensichtlich mögen die Naumburger ganz gern, was ich mache - worüber ich mich natürlich riesig freue“, schickt er hinterher. Nachdem der junge Mann, der auch ein leidenschaftlicher Freizeit-Fotograf ist, im Jahr 2014 erste eigene Bilder von Landschaften und Witterungsphänomenen auf seiner Facebook-Seite publiziert hatte, nahm er ab 2015 ganz gezielt das Thema Wetter hinzu und hat das Ganze seitdem immer weiter verfeinert. „Vom Wetter in all seinen Erscheinungen und der Kraft, welche diese Naturgewalten entfesseln können, bin ich schon seit früher Jugend fasziniert“, erzählt Glugsberger und führt das auf ein Schlüsselerlebnis zurück. „Als ich 15 war, tobte in Zeitz, wo ich aufwuchs, ein schweres Gewitter, zog eine Windhose genau über unser Wohnhaus und das anliegende Grundstück hinweg.“ Seit diesem Tag - „Fenster und Türen wackelten bedrohlich, Bäume bogen sich und brachen“ - begegne er dem Wetter mit einer Mischung aus Faszination und Respekt, um nicht zu sagen: Vorsicht.

Der selbsternannte Wetter-Fuchs („Frosch ist doch langweilig!“), der phasenweise mit Angststörungen sowie Borderline-Syndrom zu kämpfen hat und bei der Lebenshilfe Naumburg wohnt, weist nicht von der Hand, dass ihn die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Wetter auch einen besseren Umgang mit der Traumatisierung finden lässt. „Hinzu kommt, dass die positiven Reaktionen der Leute und ihr Lob für meine treffsicheren Vorhersagen mein Selbstvertrauen stärken.“

Womit wir natürlich bei dem Punkt sind, wie ein Endzwanziger, der keine einschlägige meteorologische Ausbildung oder Studium durchlaufen hat, zu einem solch profunden Fachwissen kommt. „Ich habe mir ganz viel aus Büchern angelesen - etwa aus dem Standardwerk ,Wetterkunde’. Und je tiefer man in die Materie eindringt, um so mehr wächst auch das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge“, unterstreicht Glugsberger, der seinen täglichen Wetterbericht via Facebook in einem richtiggehenden Ritual erstellt. „Zwischen 7 und 9 Uhr morgens ziehe ich mich in mein privates ,Wetterbüro’ zurück und lese die Werte an meinen zwölf verschiedenen Wetterstationen ab. Dann schaue ich mir die Daten und Karten vom Deutschen Wetterdienst, die Luftmassen-Bewegungen auf windy.com sowie die Sturmwarnungs-Website estofex.org an und bereite all meine Erkenntnisse genau für Naumburg auf.“