Quo vadis Landwirtschaft? Landwirte diskutierten beim Bauernforum in Würchwitz über Perspektiven in der Branche
Beim Bauernforum in Würchwitz wird über Perspektiven auf Feldern und im Kuhstall diskutiert. Zwischen Ausgaben und Einnahmen klafft eine Schere.

Würchwitz - Gipfeltreffen der Bauern in Würchwitz: Die beiden Geschäftsführer der Agricola Rehmsdorf, der Geschäftsführer des Agrarbetriebes Kayna, Landwirte aus dem Wethautal, aus Zeitz und dem Altenburger Land und interessierte Zuhörer trafen sich am Mittwochabend zum Bauernforum in Würchwitz. Auf den geistigen Spuren des Landwirtes Johann Christian Schubart wurde zum 170. Kleefest über die Frage diskutiert, wie geht es in der Landwirtschaft weiter?
Landwirte diskutierten beim Bauernforum in Würchwitz über Perspektiven in der Branche
„Die Landwirtschaft in Deutschland hat Zukunft, denn Essen und Trinken wird immer gebraucht“, so lautet das Credo von Bernd Apel, der seit elf Jahren den Bauernverband im Altenburger Land führt. Doch die Probleme wachsen, die Düngeverordnung schränkt das Düngen weiter ein, der Mindestlohn verteuert Arbeitskräfte, die afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen ließ den Preis für Schweinefleisch dramatisch sinken - die Palette ist breitgefächert. Einerseits ist der Milchpreis im Keller, andererseits steigt der Dieselpreis, um Traktoren, Mähdrescher & Co. zu tanken.
„Wir haben viel Geld in unseren neuen Stall in Langendorf investiert und bekommen gerade mal 34 Cent pro Liter Milch“, sagt Christian Oehler, Geschäftsführer in Rehmsdorf. Etwa 40 Cent müssten es mindestens sein, um wirtschaftlich zu arbeiten, ergänzt Apel. Rund 400 Tiere stehen in Langendorf im Stall. Die Kühe haben mehr Platz als vorher, die Mitarbeiter mehr zu tun. Doch der Milchpreis fällt.

Ehemalige Genossenschaft steht für einen Paradigmenwechsel
Längst ist die Landwirtschaft ein Global Player, werden Preise auf dem Weltmarkt gehandelt. „Aktuell gehen die Prognosen von schlechten Ernten in Nord- und Südamerika aus. Daher gibt es auf dem Weltmarkt gute Preise für Weizen aus Deutschland und Europa“, sagt Hans-Peter Fischer, Geschäftsführer des Agrarbetriebes Kayna. „Längst konkurrieren wir auf dem Weltmarkt mit Amerika und Australien“, so Fischer weiter. Seit zwei Jahren führt der junge Mann den Betrieb in Kayna.
Dabei steht die ehemalige Genossenschaft wie kein zweiter Landwirtschaftsbetrieb für einen Paradigmenwechsel. Denn die alten Eigentümer haben sich den Ruhestand verdient. „Sie sind mit ihrem Unternehmen auf den Markt gegangen und die Familie Albrecht (Aldi) hat den Betrieb gekauft“, erzählt Hans-Peter Fischer. Doch mit der Landwirtschaft geht es fast wie gewohnt weiter. Fischer stammt aus dem Altenburger Land, dort betreiben seine Eltern einen Hof und so ist er mit der Landwirtschaft groß geworden. So sagt der junge Mann, er sei bodenständig und fühle sich mit den Bauern der Region verbunden.
„Wir sind von den letzten sehr heißen Jahren verwöhnt. Doch der Regen tat den Feldfrüchten sehr gut“
Aus der Kaynaer Genossenschaft wurde eine GmbH. Fischer selbst arbeitet im Büro. Lediglich von der Putenfarm in Würchwitz habe man sich getrennt. Ansonsten laufe der Feldbau weiter.Die Landwirtschaft im Wandel. In der Diskussion wurde schnell klar, dass man im Kleeland froh sei, dass keine finanzstarken Heuschrecken oder Fondsgesellschaften das fruchtbare Land gekauft hätten, sondern mit den Brüdern Albrecht eine deutsche Familie mit ausgeprägtem deutschem Unternehmertum.
Die Winterkulturen in der Region sehen gut aus. Die Altenburger Bauern sagen, man liege zwei Wochen hinter dem Erntebeginn. Jener startete im vergangenem Jahr am 28. Juni. „Wir sind von den letzten sehr heißen Jahren verwöhnt. Doch der Regen tat den Feldfrüchten sehr gut“, sagt Matthias Hasselberger, Landwirt aus Loitsch und Ortsbürgermeister von Würchwitz (parteilos). Die Pflanzen hätten sich gut entwickelt und man liege vielleicht eine Woche zurück. Jedoch brauche man zur Ernte auch eine durchgehend trockene Periode.
Fragen zum Thema Landwirtschaft gibt es viele. „Warum müssen wir in Deutschland Tausende Schweine produzieren und sie dann durch die halbe Welt exportieren“, fragt Klaus Rehm aus Lobas. Eine Antwort weiß niemand im Raum - Globalisierung der Landwirtschaft. Auf der anderen Seite wird in Deutschland zu viel Essen weggeschmissen. Die Rede ist von 76 Kilo pro Kopf, macht rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr. In Summe sind das jährlich Lebensmittel im Wert von 20 Milliarden Euro.(mz)