1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Landrat Götz Ulrich hat im Burgenlandkreis einiges erlebt

Von Krise zu Krise Landrat Götz Ulrich hat im Burgenlandkreis einiges erlebt

Morddrohungen und Strukturwandel: Götz Ulrich hat im Burgenlandkreis schon vieles erlebt. Er wird zur Wahl breit unterstützt - und von der AfD herausgefordert.

Aktualisiert: 22:29

Naumburg - Kein Jahr ist Götz Ulrich im April 2015 als Landrat des Burgenlandkreises im Amt - da durchlebt er seine erste schwere Bewährungsprobe. Im kleinen Ort Tröglitz geht das Dachgeschoss einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Flammen auf. Von der Gewalt lässt sich der dreifache Familienvater nicht abschrecken. Er hält trotz Morddrohungen an seinen Überzeugungen fest, Flüchtlingen helfen zu wollen, und steht während der Flüchtlingskrise zeitweise unter Polizeischutz.

Krisen managen - das war in den sieben Jahren Amtszeit die Hauptaufgabe von Götz Ulrich. Ob das geplante Aus für die Braunkohle im Zeitzer Revier, die Insolvenz der kreiseigenen Krankenhausgesellschaft oder zuletzt die Corona-Pandemie - irgendwo war im Burgenlandkreis immer Not am Mann. Am Sonntag werden die Bürger nun entscheiden, ob sich der 51-Jährige als Krisenmanager bewährt hat. Die Landratswahl steht an. Und in Zeiten, wo so viele Menschen bedingt durch die Pandemie auf Distanz zueinander gehen, ist es schwer die politische Stimmung im Kreis zu fassen.

Viel Unterstützung für Landrat Götz Ulrich im Burgenlandkreis

Politisch ist die Rückendeckung für den Amtsinhaber erstaunlich breit. Nicht nur seine Parteikollegen von der CDU, auch SPD, Linke und FDP haben sich für seine Wiederwahl stark gemacht. Doch der stärkste politische Mitbewerber der CDU ist im Burgenlandkreis längst die AfD. Und die schickt mit dem 61-jährigen Bodo Walther einen Gegenkandidaten ins Rennen, der einige Gemeinsamkeiten zum Amtsinhaber aufweist. Der Herausforderer ist ebenfalls Jurist und hat bereits Leitungserfahrung in einer Verwaltung gesammelt.

Die Landratswahl im Burgenlandkreis ist ein letzter großer Stimmungstest vor der Landtagswahl im Juni. Schlägt sich eine Corona-Müdigkeit am Sonntag an der Wahlurne nieder? Kein anderer Landkreis in Sachsen-Anhalt hatte in den vergangenen Wochen und Monaten so hohe Infizierten-Zahlen wie der Burgenlandkreis. Die Konsequenz waren zeitweise viel härtere Einschränkungen als im Rest des Landes.

Der Amtsinhaber hat stets auf Umsicht gesetzt und regelmäßig an die Bürger appelliert, die von ihm erlassenen Auflagen einzuhalten. Längst nicht jeder hat sich daran gehalten. In dieser Woche stieg die Zahl jener, die im Landkreis an oder mit einer Corona-Infektion verstorben sind, auf mehr als 500 Menschen an. In Naumburg und Zeitz hatten Kritiker der Corona-Maßnahmen zeitweilig sogar mit Autokorsos gegen nächtliche Ausgangssperren protestiert. Und einzelne Eltern verweigerten bis zuletzt die Teilnahme ihrer Kinder an Corona-Tests in den Schulen.

Sieben Kandidaten treten gegen Ulrich zur Wahl an

Diese Kritiker sind laut, aber sind es viele? Am Sonntag wird sich das am Wahlergebnis ablesen lassen. Neben Götz Ulrich trauen sich sechs weitere Männer und eine Frau das Amts als oberster Krisenmanager beziehungsweise Krisenmanagerin zu. Dabei hatte es zunächst lange so ausgesehen, als könnte der Amtsinhaber sogar der einzige Bewerber bleiben. Die Motivation der zahlreichen Einzelbewerber ist dabei ganz unterschiedlich. Da ist etwa André Worms, der gerne den Kreissitz von Naumburg nach Zeitz verlegen würde. Aus seiner Sicht werde die Region Zeitz benachteiligt. Der jetzige Burgenlandkreis ist aus den Altkreisen Naumburg, Weißenfels, Zeitz, Nebra und Hohenmölsen entstanden. Regionale Befindlichkeiten untereinander gibt es nach wie vor. So versteht längst nicht jeder im Zeitzer Braunkohlerevier, warum der Naumburger Dom von Braunkohle-Millionen profitieren soll.

Kaum Wahlkampftermine, wenig Wahlwerbung - für großes Aufsehen hat keiner der Kandidaten im Wahlkampf gesorgt. Ein großer Teil der Wähler wird sein Kreuz wohl als Briefwähler am Küchentisch oder auf dem Sofa gemacht haben und nicht am Sonntag in der Wahlkabine. Dorthin sollen die Bürger, die am Wahltag wählen, nun ihren eigenen Stift mitbringen. Aus Hygienegründen. Eine Wahl in Pandemiezeiten - das ist Neuland. Die Wahlhelfer in den Büros dürften in diesem Jahr vielerorts jünger sein als zuvor. Denn das Ehrenamt berechtigt zu einer vorgezogenen Covid-19-Schutzimpfung.

Bei den Impfzahlen hat der Burgenlandkreis in den Tagen vor der Wahl noch einmal deutlich Boden gut gemacht. Steht im Landesschnitt nun an der Spitze. Auch weil man von zusätzlichen Impfdosen aus Sachsen profitierte. Wo man hofft, so eine Ausbreitung des Virus in die Region Leipzig zu verhindern. Dass der Burgenlandkreis seit vergangenem Herbst ein Corona-Dauerpatient ist, führt Ulrich zuerst auf genau diese Grenzlage zu Thüringen und Sachsen zurück.

„Das Landratsamt ist nicht nur mit Freude verbunden, es ist oftmals auch eine Last“, sagt Götz Ulrich nach über einem Jahr Corona-Dauerstresstest. Die Lust, weitere sieben Jahre voll ausgelastet zu sein, scheint er nicht verloren zu haben. Krisen, heißt es ja oft, bedeuten auch Chancen. (mz/ Alexander Kempf und Torsten Gerbank)