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Vorzeitige Stilllegung Kohlekraftwerk Deuben macht bereits Ende des Jahres dicht

Das Bergbau-Unternehmen Mibrag schließt das Kraftwerk Deuben bereits Ende des Jahres. Welche Reaktionen der Schritt in der Region hervorruft.

07.04.2021, 15:41

Deuben

„Für uns kommt das jetzt nicht überraschend.“ Mit diesen Worten kommentierte Teucherns Bürgermeister Marcel Schneider (parteilos) das Aus für das Kohlekraftwerk in Deuben. Bereits Ende 2021, und damit zwei Jahre früher als ursprünglich geplant, wird die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft Mibrag den Standort schließen.

Wie das Unternehmen mitteilte, habe es bei der Bundesnetzagentur am Auktionsverfahren für die vorzeitige Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten teilgenommen. „Am 1. April haben wir den Zuschlag erhalten“, so Pressesprecher Maik Simon. Damit sei es möglich, die Außerbetriebnahme sozialverträglich zu gestalten: „Beschäftigte, die zwischen 58 und 63 Jahre alt sind, erhalten ein Anpassungsgeld. Alle jüngeren Mitarbeiter sollen Angebote für alternative Beschäftigungsmöglichkeiten im Unternehmen bekommen.“

Der Unternehmenssprecher zeigt sich optimistisch: „Der Zuschlag der Bundesnetzagentur ist ein wichtiger Meilenstein für den Umbau des Unternehmens und die Ausrichtung auf die Zukunft.“ Derzeit arbeite man an verschiedenen Konzepten, um hier neue Geschäftsfelder zu entwickeln.

Verhaltener klingen dagegen die Reaktionen auf die Kraftwerksschließung im Revier. „Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation des Unternehmens, die sich in der Pandemie noch verstärkt hat, haben wir jederzeit mit einer Stilllegung gerechnet“, so Teucherns Bürgermeister Schneider. Laut Unternehmenssprecher Simon haben die gestiegenen Preise für CO2-Zertifikate den Kraftwerksbetrieb zunehmend unren-tabel gemacht. Für die Stadt Teuchern bedeutete das eine stetig sinkende Gewerbesteuereinnahme seit 2018 um insgesamt zwei Millionen Euro.

In der Einheitsgemeinde wächst nun die Sorge, dass nach dem Kraftwerks-Aus schnell weitere Schritte folgen: „Es stellt sich die Frage, wie lange in den Tagebaulöchern Profen und Schleenhain tatsächlich noch Kohle abgebaut wird“, so Teucherns Bürgermeister Schneider. Und: „Werden dann überhaupt genug Rücklagen für die Rekultivierung der Tagebaulöcher gebildet? Das betrifft auch viele weitere Arbeitsplätze in der Region.“

Betroffen vom Aus des Kraftwerks in Deuben ist auch Hohenmölsen. Die Stadt bezieht aus den Kraftwerken Deuben und Wählitz Fernwärme. Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) gibt jedoch Entwarnung. Dass das Kraftwerk Deuben zeitnah vom Netz gehen wird, sei auch für ihn nicht unerwartet gewesen. „Wir werden auch ohne das Kraftwerk Deuben unser Fernwärme-Netz betreiben können. Wir arbeiten zudem gerade an Projekten für eine sichere Zukunft der Fernwärme“, erklärt der Hohenmölsener Rathauschef. Über die Fernwärme werden indes auch Naundorf und Deuben versorgt.

Für Haugk ist das Aus des Kraftwerks Deuben noch auf eine andere Art und Weise bedeutsam: „Der Strukturwandel wirft seine Schatten voraus. Und es hieß immer, dass keine Arbeitsplätze verloren gehen sollen.“ Auch wenn die betroffenen Arbeiter in Deuben am Ende nicht mit leeren Händen dastehen sollen, steht für Haugk fest: „In der Summe haben wir künftig weniger Arbeitsplätze in der Region und das ist das, was nicht passieren sollte.“ Er ist sich deshalb mit Teucherns Bürgermeister Schneider einig: „Wir müssen unsere Anstrengungen nun noch mehr verstärken, um neue Arbeitsplätze in der Region zu schaffen.“ (mz/Meike Ruppe-Schmidt und Tobias Schlegel)