Kloster Memleben Kloster Memleben: Viermal beten in der Krypta

Memleben - Bruder Remigius schwenkt das Weihrauch-Gefäß. In der Krypta des Klosters Memleben haben auch einige Besucher auf den Stühlen Platz genommen. Gemeinsam mit Pater Maximilian und Bruder Melchior beginnt der Mönch aus der Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach mit dem Gebet, das aus Hymnus und Psalm, aus einer Lesung aus dem Johannes-Brief sowie dem abschließenden „Vater unser“ besteht. Die Stimmen füllen den historischen Raum, einige Gedenkkerzen brennen. Es riecht etwas muffig ob der historischen Mauern. Viermal täglich gehen für diese Zeremonie die drei Mönche die Stufen zur Krypta hinab. Auch in ihrer Heimatabtei im unterfränkischen Münsterschwarzach erfährt jeder Tag diese Einteilung. Deshalb sei der regelmäßige Besuch in Memleben auch nicht wirklich ein Urlaub, meint Bruder Remigius, der bereits zum vierten Mal an der Unstrut weilt. „Wir haben trotzdem unseren täglichen Ablauf und sind präsent“, sagt der 42-Jährige und erklärt, was Memleben für ihn so besonders macht: „Hier sind die benediktinischen Wurzeln noch immer zu spüren.“ Seit acht Jahren lebt der gebürtige Pole, der als Jugendlicher nach Deutschland kam, in der wohl bekanntesten Benediktiner-Abtei Deutschlands.
50 Prozent mehr Besucher
Während seines Studiums machte er die Bekanntschaft mit den Büchern von Anselm Grün, der ebenfalls in der Abtei lebt. „Ich bin katholisch erzogen worden. Nach dem Studium habe ich das Angebot des Klosters auf Zeit genutzt und einige Tage in der Abtei gelebt. Ich habe mich dann schnell entschieden, ins Kloster zu gehen“, erzählt Pater Remigius weiter. Zum täglichen Programm der Mönche während des mehrtägigen Aufenthaltes zählen auch eine öffentliche Gesprächsrunde sowie eine Führung durch die aktuelle Sonderausstellung „Wissen und Macht“, die seit Mai anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Straße der Romanik zu sehen ist.
Mit großem Erfolg, wie Museumsleiterin Andrea Knopik zum Bergfest der Mitte der Sonderschau, bemerkt. „Die Besucherzahlen sind um 50 Prozent gestiegen. Die Gäste halten sich auch wesentlich länger in der Anlage auf“, so Andrea Knopik. „Viele sind auch darüber überrascht, weit weg von allem so etwas zu sehen.“ Nicht nur für Touristen der Saale-Unstrut-Region ist das Kloster ein Ziel. Auch Fachbesucher besichtigen die Ausstellung, so waren kürzlich Studenten der Religionsgeschichte der Universität Erfurt sowie eine Gruppe rund um die Direktorin der Bamberger Staatsbibliothek zu Gast.
Der Besuch der Mönche aus Münsterschwarzach ist Teil der Initiative „Belebtes Kloster“, zu der auch Ausstellungen, Konzerte mit dem Regionalkantor Gerhard Schieferstein sowie Führungen mit Pater Franziskus zählen. Am Donnerstag, 13. September, 20 Uhr, wird wieder Anselm Grün zu einem Vortrag erwartet. Seit einigen Jahren verbindet das Kloster Memleben und die Benediktiner-Abtei im unterfränkischen Münsterschwarzach eine Partnerschaft.
Das Bergfest der Ausstellung ist für die Museumsleiterin indes nicht nur Anlass, auf die Besucherzahlen zu schauen. In einer der Schatzkammern der Schau liegt unter splittersicherem Glas und besonderen klimatischen Bedingungen eines der kostbarsten Exponate: eine interlineare Übersetzung der Benediktinerregeln in Latein und Althochdeutsch. Der Band aus dem achten Jahrhundert zählt zum Bestand der Stiftsbibliothek im schweizerischen St. Gallen. Die Museumsleiterin blättert einige Seiten um - aus konservatorischen Gründen. „Der Buchrücken muss entlastet werden. Außerdem dürfen die Pergament-Seiten nicht ausbleichen“, erläutert sie.
Heinrich-Jubiläum steht an
Noch bis zum 15. Oktober sind die wertvollen Leihgaben aus dem In- und Ausland, zu denen unter anderem auch eine Papst-Urkunde von 981 und ein Schlüssel des Klosters aus dem 12. Jahrhundert zählt, im Ostflügel zu sehen. Danach werden sie wieder gut verpackt an die Leihgeber zurückgeschickt. Doch große Teile der Ausstellung bleiben erhalten und werden als Dauerausstellung in die Anlage integriert; wie die zahlreichen Aktivelemente und Texttafeln.
Darüber hinaus schmiedet die Stiftung Pläne für die Zukunft. 2019 jährt sich zum 1100. Mal die Königserhebung von Heinrich I. „Wir werden dieses Jubiläum gemeinsam mit der Stadt Quedlinburg begehen“, blickt Andrea Knopik voraus. Allgemein stehe die Weiterentwicklung der Anlage im Fokus. So wurde Land erworben - zum einen, um Einfluss auf die Entwicklung des Areals rund um das Kloster zu nehmen, zum anderen um wissenschaftliche Erkenntnisse bei archäologischen Projekten zu sammeln. „Wir suchen ja noch immer nach dem Ort der Kaiserpfalz und des Klausurbereichs der Klosterkirche aus dem 10. Jahrhundert“, so die Museumsleiterin. Auch an der Barrierefreiheit wolle man weiter arbeiten.
Kritisch betrachtet die Museumschefin indes die zahlreichen Baustellen und Umleitungen, die es Besucher oftmals schwer machen, das Kloster zu erreichen. „Ohne Frage ist es wichtig, dass die Straßen gemacht werden, aber bei der Planung sollte auch an den Tourismus gedacht werden.“

