Kirschfest-Umzug Kirschfest-Umzug : Prokop meistert Premiere

Naumburg - Nach der aufregenden Kirschfest-Freitagnacht folgte am Sonnabend zum Auftakt des historischen Festumzuges eine Bitte. „Los geht’s, Naumburger und Gäste, geht aufeinander zu, lächelt euch an, gebt euch die Hand, wünscht euch ein schönes Kirschfest“, forderte Moderatorin Mandy Grimme das Publikum auf dem Naumburger Markt auf.
Hunderte Zuschauer hatten sich dort gegen 14 Uhr versammelt, um das Eintreffen des aus 29 Bildern bestehenden Festumzuges zu erwarten. Rund 1400 Mitwirkende ließen - begleitet von etwa 150 Musikern - die Naumburger Stadtgeschichte erlebbar werden. In historischen Gewändern und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Bildern schlugen sie den Bogen von der Belagerung Naumburgs 1432 durch die Hussiten bis zum städtischen Leben in der Gegenwart.
Während Tobias Engel am Start am Kramerplatz, Hartmut Reszel am Heinrich-von-Stephan-Platz sowie Simone Rauschenbach und Karsten Knabe kurz vor dem Ende am Theaterplatz die Bilder des Zuges vorstellten, schilderten Mandy Grimme und Bernd Martin von der Marktbühne aus das Geschehen. Und sie hatten genügend Grund zum Loben. Trotz der noch immer etwas neuen Route durch die Salzstraße verfehlten weder Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) noch die Stadträte die Bühne.
Auch Mike Schlenzig als neuer Prokop machte eine Figur. Schade allerdings, dass die kriegerischen Hussiten - dargestellt von den Bernauer Briganten um Bernd Eccarius und einer Gruppe aus dem tschechischen Cesky Brod - nicht den Markt mit großem Geschrei stürmen konnten: Der Zug stockte, der Platz reichte nicht aus. Dennoch drohte deren Herold alias Hans-Jürgen Hagedorn der Stadt großes Unheil an. Der Grund: Weil sich der Naumburger Bischof Gerhard von Goch auf dem Konstanzer Konzil (1414 bis 1418) für die Tötung von Jan Hus ausgesprochen hat, soll die Stadt von den Hussiten geplündert und verwüstet werden.
Als jedoch deren Anführer Prokop die auf den Knien um Gnade flehenden Kinder mit dem Lehrer von der Schul’, in diesem Jahr dargestellt von Andreas Buhl, sieht, lässt er das Stadtoberhaupt wissen: „Eure Stadt sei frei!“ Die in weiß gekleideten Mädchen und Jungen der Domschule St. Martin sprangen auf, tanzten und jubelten. Als Zeichen der Dankbarkeit reichte das Stadtoberhaupt dem Prokop einen Pokal, gefüllt mit edlem Saale-Unstrut-Wein, und gelobte, Naumburg werde als Zeichen der Versöhnung „alljährlich ein Kirschenfest feiern“. Die Hussiten ihrerseits beschenkten die Kinder mit Kirschen.
Dann zogen die Bilder des Umzuges vorüber, die vom Publikum immer wieder mit viel Handgeklapper bedacht wurden. Als „Süße Kirschen“ präsentierten sich die Georgenschüler, als „Naumburger Baumeister“ die Mädchen und Jungen der Uta-Schule. Das Domgymnasium stellte das Bild der historischen Domschule. Im Bild der Stifterfiguren wurden Roland Ungerer als Sizzo und Hanno Göhre als Konrad verabschiedet, die seit fast 30 Jahren in der Gruppe mitwirkten.
Ralf Steinmeyer ließ Martin Luther auferstehen, Matthias Tränkner mimte den Bischof und Katharina von Bora schenkte „Luther sein Bier“ aus. Die Traditionsgruppe des Privilegierten Bürgerschützencorps hatte ein Bierfass samt Kanone im Gepäck, die Schützen aus Neidschütz und Boblas entboten einen lautstarken Salut. Und mit den zwei und drei Jahre alten Kindern Michel und Emely Schulz nahmen im Bild der Kleingartenfreunde Saale-Unstrut-Querne die jüngsten Darsteller am Umzug teil.
