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"Keiser-Mania" in Teuchern "Keiser-Mania" in Teuchern: Was der Komponist für die Stadt bewirkt hat

Von Meike Ruppe-Schmidt 11.01.2020, 07:00
Manfred Gießler zeigt ein Modell der Hamburger Oper am Gänsemarkt aus dem 18. Jahrhundert, wo der Komponist einst gewirkt hat. Zu sehen ist sie in der Dauerausstellung des Teucherner Heimatvereins.
Manfred Gießler zeigt ein Modell der Hamburger Oper am Gänsemarkt aus dem 18. Jahrhundert, wo der Komponist einst gewirkt hat. Zu sehen ist sie in der Dauerausstellung des Teucherner Heimatvereins. Meike Ruppe-Schmidt

Teuchern - Wer war Reinhard Keiser? Die Antwort auf diese Frage kennen zumindest derzeit nicht viele Menschen. Geht es nach Manfred Gießler vom Teucherner Heimatverein, so soll sich das ab sofort ändern. Ein ganzes Jahr will der Verein dem Komponisten widmen, der vor 345 Jahren am 12. Januar in der Teucherner Stadtkirche getauft wurde. Um die Erinnerung an sein Werk wieder aufleben lassen, ruft man sozusagen eine Keiser-Mania in Teuchern aus. Ein Begriff, der scherzhaft auf die alljährliche mehrtägige Konzertreihe „Kaiser-Mania“ von Schlagerstar Roland Kaiser in Dresden anspielen soll.

„Reinhard Keiser größte Komponist seiner Zeit“

Was nur wenige wissen: „Reinhard Keiser war der größte Komponist seiner Zeit“, erklärt Gießler. Nachdem er 1674 in Teuchern geboren wurde und dort die Schule besuchte, wirkte er 25 Jahre lang in der Hamburger Oper am Gänsemarkt. Das Besondere: „Es war die erste Oper, die für das breite Publikum zugänglich war. Zuvor waren Opern nur dem Adel vorbehalten und wurden direkt am Hofe aufgeführt.“ In der Gänsemarktoper kam nun erstmals im deutschsprachigen Raum auch das Volk in den Genuss der Kunst.

„Natürlich mussten diese Aufführungen vollkommen neu konzipiert werden, um die dem breiten Publikumsgeschmack zugänglich zu machen“, erklärt Gießler. „So wurde zum Beispiel eine Oper über den Piraten Klaus Störtebeker inszeniert, in der echte Tiere auf der Bühne standen und auch Tierblut geflossen ist.“ So etwas habe man damals sehen wollen und hier war Reinhard Keiser maßgeblich federführend.

Keiser als Begründer der theatralischen Kirchenmusik

Und nicht nur das: An Keiser sollen sich auch andere große Komponisten dieser Zeit orientiert haben. „Georg Friedrich Händel beispielsweise war eine Art Ziehsohn von Keiser. Händel reiste seinem Mentor zeitweise sogar nach Hamburg nach, um von ihm zu lernen.“

Außerdem gilt Keiser als Begründer der theatralischen Kirchenmusik. Hintergrund: „Schon vor 300 Jahren hatten die Kirchen das Problem, dass nicht genug Menschen die Gottesdienste besuchten. Dem wollte man entgegenwirken, indem man den Leuten unterhaltsame Musik bot. So entstand die theatralische Kirchenmusik.“

Heimatverein in Teuchern will mit Gedenkjahr Geschichtslücke schließen

Heute erinnert in Hamburg jedoch nur noch wenig an das Wirken des Teucherner Komponisten. Die Gänsemarktoper war im 18. Jahrhundert einem Brand zum Opfer gefallen. Und Manfred Gießler ist sich sicher: „Reinhard Keiser ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten, weil sein Werk im Gegensatz zu dem anderer Komponisten schon vor hundert Jahren nicht gut genug vermarktet worden ist.“

Diese Geschichtslücke will der Heimatverein nun also schließen. So will man in den nächsten zwei Jahren die Dauerausstellung über den Komponisten im Teucherner Heimatmuseum modernisieren und erweitern. Ermöglichen werden soll dies durch Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt sowie mit finanzieller Unterstützung des Burgenlandkreises sowie der Sparkasse Burgenlandkreis.

Auftakt bildet die Festveranstaltung am Sonntag, 12. Januar

Im Laufe des Jahres soll es zudem mehrere Höhepunkte zu dem Thema geben. So wird der Heimatverein am 20. Juni ein Konzert organisieren, bei dem Werke des Komponisten vorgestellt werden. Außerdem ist eine Veranstaltung mit der Grundschule Teuchern geplant, bei der die Kinder in die Zeit des Barocks eintauchen können.

Den Auftakt bildet jedoch die Festveranstaltung am kommenden Sonntag, 12. Januar, ab 14 Uhr im Teucherner Vereinshaus in der Straße des Friedens. Hier wird der Werdegang des Komponisten sowie sein Wirken vorgestellt. Musikalisch unterstützt wird das Fest vom Teucherner Stadtchor.

Und: Der Heimatverein hat von der Weißenfelser Künstlerin Roswitha Puck extra Aquarelle von Keisers Taufkirche anfertigen und Postkarten erstellen lassen, die nun erstmals erhältlich sind. Gießlers Hoffnung: „Durch unser Engagement soll der Sohn unserer Stadt endlich die Bekanntheit erlangen, die seinem Lebenswerk gerecht wird.“

››Das Heimatmuseum Teuchern ist dienstags 15 bis 18, freitags 9 bis 11 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. (mz)

Diese Postkarte von Keisers Taufkirche wurde extra angefertigt.
Diese Postkarte von Keisers Taufkirche wurde extra angefertigt.
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