Kanuslalom Kanuslalom: Lisa Fritsche aus Zeitz startet erstmals bei U-23-EM
Halle (Saale)/Zeitz/mz. - Die Erinnerung an ihren bisher größten Erfolg hat Lisa Fritsche aus Zeitz immer mit dabei. Als die 19-jährige Kanutin im vergangenen Jahr bei der Junioren-EM Doppel-Gold im Einzel- und Mannschaftswettbewerb holte, schenkte ihr Nachwuchs-Bundestrainer Thomas Küfner zwei Armbänder. Braune Schmuckstücke, die mit rosa Steinchen besetzt sind. Lisa Fritsche hatte sie zuvor in einem Geschäft im EM-Austragungsort Banja Luka in Bosnien und Herzegowina entdeckt. "Der Trainer hat gesagt: 'Wenn du gewinnst, dann kauf ich sie dir'", erzählt sie. Er hat Wort gehalten.
Seit sieben Jahren in Halle
Nun begleiten sie die Armbänder auch zur U-23-EM, die am Mittwoch in Slowenien beginnt. Es ist der nächste Entwicklungsschritt für die Nachwuchs-Kanutin, der Wettbewerb in der U 23 gegen ältere und erfahrenere Sportlerinnen wird weit härter sein als voriges Jahr. Siegchancen rechnet sie sich deshalb erstmal wenig aus. "Aber vielleicht bringen mir die Armbänder ja Glück", sagt sie.
Lisa Fritsche hat es mit den Glücksgriffen. Ein solcher war vor sieben Jahren auch die Entscheidung ihres Trainers zu Hause in Zeitz, die damals Zwölfjährige zu einem Umzug an die Sportschule nach Halle bewegen. Lisas Mutter hatte durchaus Bedenken.
Rückblickend weiß Lisa Fritsche, dass Halle eine gute Entscheidung war. In Zeitz, sagt sie, hätte sie das Kanufahren schon bald hinten angestellt. "Meine Interessen hätten sich anders entwickelt, ich hätte mehr mit meinen Klassenkameraden unternommen. So war der Schritt nach Halle das Beste. Auch Leipzig wäre Schwachsinn gewesen. Da sind so viele Sportler, da wäre ich untergegangen."
2009 und 2011 wurde Lisa Fritsche deutsche Juniorenmeisterin. Alle Turnier- und Wettkampferfolge zusammengenommen hat sie bis heute etwa 40 Medaillen gesammelt. Vielleicht aber auch 30. Oder 50. So ganz genau weiß sie es gar nicht. "Die sind alle in einer Kiste in meinem alten Kinderzimmer in Zeitz. Früher hatte ich noch eine extra Ecke für die Medaillen. Aber das sind ja bloß Staubfänger."
Ausbildung läuft parallel
Für diese Staubfänger opfert sie jedoch viel Zeit: Wöchentlich fährt sie in den Kanupark nach Markkleeberg, trainiert ansonsten am Wehr in Halle. Das ist zeitintensiv und fordert auch Opfer. Durch die vielen Trainingslager und Wettkämpfe fehlte die angehende Bürokauffrau im ersten Lehrjahr bei der Arbeit drei Monate. Sie hat das Glück, dass ihr Chef ab und zu ebenfalls paddeln geht und dadurch Verständnis für ihren Sport aufbringt.
Nächstes Jahr warten aber die Zwischenprüfungen auf Lisa. Da muss sie beweisen, was sie in Sachen Buchhaltung drauf hat. Sie ahnt, dass die Doppelbelastung nicht unproblematisch werden wird. Aber sie will durchziehen. "Ich mache die Ausbildung, damit ich erstmal was in der Tasche habe", sagt sie. Auf ihr Glück sollte sie sich bei den Prüfungen aber nicht mehr verlassen.