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Kalischachtanlage Burggraf-Bernsdorf  Kalischachtanlage Burggraf-Bernsdorf : Ein Ende unter Tage

Von Gisela Jäger 04.11.2019, 08:58
An der Schachtanlage bei Billroda laufen die Vorbereitungen für deren endgültige Verfüllung. Altes Holz und Metall der in der Tiefe demontierten Einbauten werden derzeit mit dem Förderkübel zu Tage gebracht.
An der Schachtanlage bei Billroda laufen die Vorbereitungen für deren endgültige Verfüllung. Altes Holz und Metall der in der Tiefe demontierten Einbauten werden derzeit mit dem Förderkübel zu Tage gebracht. Gisela Jäger

Billroda - Eine fast 110-jährige Bergbau- und Nachnutzungsgeschichte auf der Höhe der Finne nähert sich in großen Schritten dem Ende: jene der einstigen Kalischachtanlage Burggraf-Bernsdorf. Bis zum April 2020 wird der bis zum vorigen Jahr zeitweise als Pufferanlage genutzte und durch die Ontras Gastransport GmbH betriebene Gasspeicher in diesem Bergwerk verwahrt. Über die derzeit laufenden Arbeiten zum Rückbau und das darauffolgende Verfüllen der beiden Schächte informierte Ralf Borschinsky, Pressesprecher des in Leipzig ansässigen Unternehmens.

Verfüllung wird vorbereitet

Durchschnittlich acht Beschäftigte arbeiten momentan auf dem Altbergbaugelände. Fachliche Unterstützung holte sich Ontras mit der USG GmbH aus Mittenwalde, welche die Voruntersuchungen für die Verwahrung der Schächte durchführte. Für die ingenieurtechnischen Leistungen wiederum wurde der Schachtbau Nordhausen hinzugezogen.

So arbeiten Abteilungsleiter Danny Bodenstab und Betriebsführer Moris Harzer von Schachtbau Nordhausen mit Thomas Preuß, Netzbereichsleiter bei Ontras, für die Vorarbeiten zur Verfüllung der Schachtanlagen zusammen. Ins Auge fällt dabei eine an einen Förderturm erinnernde Stahlkonstruktion über der Schachtröhre Burggraf, die wiederum durch eine kastenförmige Stahlabdeckung überbaut ist. Durch fördertechnische Anlagen per Stahlseilwinden erfolgt derzeit die Befahrung der Schachtröhre bis auf eine Tiefe von 231 Metern.

Der restliche, knapp bis in 600 Meter Tiefe reichende Schacht ist bereits durch mehrere Dichtsysteme verschlossen. In 568 Metern unter Tage wird der einstige Gasspeicher im Bereich der Abbaufelder von einer Tonpackung verschlossen. Zwischen 514 und 492 Metern befindet sich zudem ein Gasdichtungspfropfen und zwischen 241 und 231 Metern ist eine Süßwasserabdichtung aus Tonpackung für das in dieser Höhe befindliche Grundwasser eingebaut. Das Gasförderrohr ab der Süßwasserabdichtung abwärts ist mit Beton verfüllt, Hohlräume in der Schachtwandung werden ausgebessert. Desgleichen wird der Schacht Bernsdorf verwahrt.

Holz inzwischen Sondermüll

Die derzeitigen Arbeiten betreffen den Rückbau der Schachteinbauten bis auf 231 Meter Tiefe. „Das umfasst Rohrleitungen beziehungsweise das Gasförderrohr sowie Einbauten, die zur früheren Einfahr- und Förderausrüstung gehörten und aus Metall und Holz bestehen“, erklärt der Pressesprecher. Das verbaute, längst mineralisierte Hartholz, von dem Metallteile abgetrennt werden, kann nur noch als Sondermüll entsorgt werden. Auf einer Arbeitsplattform in der Schachtröhre stehend trennen Bergleute per Schneidbrenner die Metalleinbauten heraus. Das Material wird in einem Förderkübel nach oben transportiert, ein Bewetterungssystem versorgt die Arbeiter indes mit Frischluft. Diese anspruchsvolle Arbeit wird unter sehr hohen Sicherheitsanforderungen durchgeführt, bestätigt Betriebsführer Moris Harzer.

Restgas abgefördert

Sobald all dies zurückgebaut ist, erfolgt das eigentliche Verfüllen über Metallröhren, die dafür schon bereitliegen. In 231 Meter Tiefe wird eine zehn Meter dicke, mehrlagige Abdichtung eingebracht. Zuletzt wird die Schachtröhre mit Hartsteinschotter, voraussichtlich verwitterungsbeständige Grauwacke, verfüllt. Eine Stahlbetonplatte soll schließlich den oberirdischen Abschluss bilden - versehen mit einer Kontroll- und Nachfüllöffnung.

Nachdem Ontras den Gasspeicher in den zurückliegenden Jahren als Pufferanlage zur Abdeckung von Bedarfsschwankungen vorhielt, die nun längst durch das umfangreiche Gasleitungsnetz abgedeckt sind, zeichnete sich das Ende der Anlage ab. 2014 fiel die Entscheidung, den Gasspeicher mit seinen drei Millionen Kubikmetern Arbeitsgas-Kapazität zu schließen.

„Zu klären war zunächst, was passiert mit den 1,3 Millionen Kubikmetern Restgas im Untergrund“, so Borschinsky. Abfackeln oder Ausblasen wäre am einfachsten und kostengünstigsten gewesen. Letztlich stellte sich das Unternehmen der umweltfreundlichen, kostspieligeren Herausforderung und förderte das Gas ab. Dafür wurde in einer eigens konzipierten mobilen Anlage das feuchte Gas gefördert, getrocknet und zur Einspeisung ins Ontras-Netz verdichtet. Ein Restgasbestand verbleibt unter atmosphärischem Druck im Schacht und ist im Salz eingekapselt.

Trockene Verwahrung

Verschiedene Methoden der Verwahrung unter ökologischen Aspekten waren geprüft worden. Statt einer Flutung des Bergwerks fiel der Entschluss zur „trockenen Verwahrung“. Alle nicht benötigten oberirdischen Bauten wurden und werden entfernt. Billroda wird weiter als Netzknoten betrieben und durch das Ontras-Dispatching von Leipzig aus überwacht. Die dafür nötige Mess- und Regelanlage soll 2020 gebaut werden. Bis etwa 2025, bevor das Gelände aus der Bergaufsicht entlassen wird, ist im Zuge von Rückbau und Rekultivierung eine permanente Überwachung der Anlage vorgesehen.

Zu sicherheitstechnischen Fragen sagte der Pressesprecher, dass der Speicher langfristig dicht sei. Bereits im Zuge der Inbetriebnahme des Gasspeichers 1970 mit Stadtgas gab es ein detailliertes Kontrollprogramm mit Probebetrieb zum Nachweis der Dichtheit. Die nun zur Verwahrung eingebauten Barrieren würden die Sicherheit optimieren. Auch gebe es für das Grundwasser keine Bedenken, denn geologisch bedingt bestünden zwischen den Schichten Barrieren. Zudem würden Setzungserscheinungen, die sich laut Modellrechnung auf nur fünf Zentimeter in 1000 Jahren belaufen würden, nicht spürbar sein. Allenfalls werde die obere Verfüllung der Schächte zu ergänzen sein.

Diese historische Aufnahme, die mit einer Langzeitblende und 19-facher Belichtung aufgenommen worden ist, zeigt das Grubengebäude vor dem Umbau als Gasspeicher um 1969.
Diese historische Aufnahme, die mit einer Langzeitblende und 19-facher Belichtung aufgenommen worden ist, zeigt das Grubengebäude vor dem Umbau als Gasspeicher um 1969.
Schachtbau Nordhausen GmbH
Blick auf die Anlage zur derzeitigen Befahrung der Schachtröhre Bernsdorf.
Blick auf die Anlage zur derzeitigen Befahrung der Schachtröhre Bernsdorf.
Gisela Jäger