Imker in Sorge Imker in Sorge: Wildbienen müssen ins Hotel umziehen

Gröben - Der Winter 2017/18 beginnt sehr bald und wird besonders lang und knackig kalt. So sagen es jedenfalls die Honigbienen von Sven Hellriegel voraus. Der 42-Jährige aus Gröben ist Vorsitzender des Imkervereins Teuchern 1873 und betreut in seinem heimischen Garten sechs aus jeweils 50- bis 60.000 Bienen bestehende Völker.
Die zeigen sich in diesem Herbst schon besonders zeitig und noch dazu übermäßig hungrig. Bei der Kontrolle der bereits eingewinterten Völker habe er schon mehr als in den zurückliegenden beiden Jahren, nämlich 15 bis 20 Kilo Winterfutter aus Zucker, Wasser und Salz zufüttern müssen. Das sei sehr ungewöhnlich, ebenso wie die Tatsache, dass die Bienenvölker schon seit Anfang Oktober außer der Brut sind, erklärt Sven Hellriegel. Normalerweise würden seine Völker noch bis in den November hinein ihre Brut in den so genannten Beuten pflegen.
Wildbienen fehlen wichtige Nahrungsquellen
Angesichts dieser ungewöhnlichen Entwicklung sorgt sich der Gröbener Imker sehr um die Wildbienen im Teucherner Land. Denn während die von insgesamt 27 Imkern des Teucherner Imkervereins gehaltenen Honigbienenvölker in Sachen Ernährung und Krankheitsverhütung unterstützt werden, sind die in der Natur lebenden Wildbienen auf sich gestellt. Und weil die Natur durch großflächige und monotone Landwirtschaft und umfangreiche Bebauung immer weniger pflanzlichen Artenreichtum bietet, würden den Wildbienen wichtige Nahrungsquellen fehlen, erklärt Sven Hellriegel.
Allerdings stellt der Imker auch fest, dass es im Teucherner Raum immer mehr Menschen gibt, die die Wildinsekten unterstützen wollen. So habe der Trebnitzer Jagdpächter Ingo Jahn auf dem Gröbener Burghügel eine große Wildblumenwiese angelegt, die er nur ein- bis zweimal im Jahr mäht, damit Bienen, Hummeln und Schmetterlinge Nahrung finden.
Breit angelegte Fruchtfolgen helfen Bienen
Und selbst große Landwirtschaftsbetriebe wie Osterland Teuchern würden durch den Anbau von Zwischenfrüchten den Bienen und anderen Insekten zusätzliche Nahrungsquellen anbieten. Das bestätigt Mathias Krieg, der Geschäftsführer Pflanzenbau der Osterland Landwirtschafts GmbH Teuchern. Vor allem durch die breit angelegten Fruchtfolgen, Osterland baue unter anderem Raps, Luzerne, mehrere Getreidesorten, Mais, Hafer und Kartoffeln an, unterstütze man die Wildbienen bei ihrer Nahrungssuche.
„Momentan denken wir auch über Förderangebote des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten für Blühstreifen nach“, erklärt Mathias Krieg auf Nachfrage der MZ.
Garten- und Hausbesitzer können Bienen helfen
Garten- und Hausbesitzer können den Wild- und Honigbienen aber auch Schmetterlingen ebenfalls ganz konkret helfen, erklärt Imker Sven Hellriegel. So gebe es in Fachgeschäften, Baumärkten und auch im Internet spezielle Blühmischungen für Garten und sogar Balkonkästen mit ein- und mehrjährigen Wildblumen und Wildkräutern, die das ganze Jahr ein reichhaltiges Nektar- und Pollenangebot haben.
Momentan würden sich viele seiner Imkerkollegen aus Teuchern, Mertendorf, Stößen, Prittitz, Gröbitz, Lagnitz, Werschen, Keutschen, Lützen und Weißenfels mit den Forschungen der Hochschule Anhalt in Bernburg zur Etablierung von artenreichen Feldrainen und Blühstreifen beschäftigen, erzählt Sven Hellriegel.
Wildbienen benötigen Behausungen für ihre Brut und für ihr Überwintern
Dann verweist er darauf, dass Wildbienen auch Behausungen für ihre Brut und für ihr Überwintern benötigen. Das Wetter sei in den letzten Jahrzehnten vor allem nasser geworden. Für Wildbienen, besonders die vielen unterirdisch nistenden Arten eine schlimme Entwicklung. Sie können kaum Nahrungsvorräte sammeln und eintragen, die Brutzellen verschimmeln, und in längeren Schlechtwetterperioden verhungern gar die erwachsenen Bienen.
Deshalb könne man den Wildbienen, die normalerweise Unterschlupf in Trockenmauern und Erdlöchern finden, alternative Behausungen anbieten „Insektenhotels nutzen die Wildbienen sehr gern“, sagt Sven Hellriegel.
››Verschiedene Bauanleitungen für Insektenhotels findet man im Internet unter www.nabu.de (mz)

