1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Im Erstfall Arzt-Ersatz: Im Erstfall Arzt-Ersatz: Notfallsanitäter verfügen über mehr Kompetenzen

Im Erstfall Arzt-Ersatz Im Erstfall Arzt-Ersatz: Notfallsanitäter verfügen über mehr Kompetenzen

Von Jana Kainz 01.12.2017, 11:00
Andra Krug, 2. Lehrjahr, lässt sich beim DRK zum Notfallsanitäter ausbilden. Im Rettungswagen hat sie Ausbilder Peter Donndorf an ihrer Seite.
Andra Krug, 2. Lehrjahr, lässt sich beim DRK zum Notfallsanitäter ausbilden. Im Rettungswagen hat sie Ausbilder Peter Donndorf an ihrer Seite. Torsten Biel

Naumburg - Im medizinischen Notfall zählt jede Sekunde. Keiner weiß das besser als jene, die im Rettungsdienst tätig sind. In der Vergangenheit verstrich gelegentlich wertvolle Zeit, bis der Notarzt eintraf. Den Rettungsassistenten sind indes die Hände gebunden. Ärztlich versorgen dürfen sie die Notfallpatienten nicht. Das hat sich inzwischen geändert - mit einem  neuen Ausbildungsberuf.

Seit 2014 können sich junge Menschen zum Notfallsanitäter ausbilden lassen, denen mehr Kompetenzen und Eigenverantwortung übertragen werden, und die somit in den ersten Sekunden medizinisch tätig werden können - so auch beim DRK-Kreisverband Naumburg/Nebra, der inzwischen neun Notfallsanitäter im Einsatz und vier in der Ausbildung hat.

In Deutschland täglich um die 35.000 Rettungseinsätze

Dieser neue Beruf sei, so die stellvertretende Geschäftsführerin Sabine Marschel, eine Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen. So ginge mit dem zu verzeichnenden Ärztemangel einher, dass es immer weniger ausgebildete Notärzte gebe. Und das bei steigenden Einsätzen. Derzeit würden in Deutschland täglich um die 35.000 Rettungseinsätze gefahren.

„Bis der Notarzt, der weiterhin immer angefordert werden muss, kommt, können nun, wenn erforderlich, die Notfallsanitäter eigenständig heilkundliche Maßnahmen durchführen, das heißt Thorax- oder Knochenpunktionen vornehmen oder Medikamente spritzen. Der Notfallsanitäter muss im Ernstfall den Notarzt ersetzen können“, erklärt Notfallsanitäter Jens Hurik, der als Praxisanleiter den Nachwuchs im DRK mit betreut.

Notfallsanitäter ist ein Lehrberuf

Anders als bei den  Rettungsassistenten ist der Notfallsanitäter ein Lehrberuf. Drei Jahre dauert die Ausbildung. „Und erstmals gibt es eben auch Azubi-Geld“, so Hurik, der jahrelang als Rettungsassistent gearbeitet und zum Notfallsanitäter weitergebildet hat. 2015 ging der erste Auszubildende beim DRK-Kreisverband an den Start, 2016 der nächste. In diesem Jahr nahm das DRK zwei junge Schulabsolventen auf.

„Wir haben für den Rettungsdienst so viele Bewerbungen, davon träumen wir in der  Altenpflege“, so Sabine Marschel. Während der Ausbildung wird den angehenden Notfallsanitätern die Theorie an der Landesrettungsschule Sachsen-Anhalt in Halle vermittelt, die Praxis in der Lehrrettungswache beim DRK. „Dabei arbeiten wir, weil Theorie und Praxis eng verknüpft sind, auch ganz eng mit der Rettungsdienstschule zusammen, die zudem vierteljährlich zur Betreuung vor Ort ist“, sagt Hurik.

Anforderungen an die jungen Auszubildenden gestiegen

Entsprechend der neuen, höheren Qualität des Berufes und somit auch der Ausbildung sind folglich auch die Anforderungen an die jungen Auszubildenden gestiegen. Mitbringen müssen die jungen Frauen und Männer die mittlere Schulreife oder zwei Jahre Berufsausbildung. Dies könne auch ein artfremder Beruf sein, so Hurik. Nun schaue sich das DRK die Bewerber noch genauer an, speziell deren sozialen Kompetenzen, ihr Auffassungsvermögen, ihre Teamfähigkeit, Eigenständigkeit und körperliche Fitness.

„Das ist ein toller, schöner Beruf, in dem man eine hohe Verantwortung übernimmt und in dem man glücklich werden kann“, betont Sabine Marschel. Die Notfallsanitäter beenden die Ära der Rettungsassistenten. Diese werden nun aber nicht über Nacht arbeitslos. Vielmehr sind sie nun stets mit einem Notfallsanitäter an ihrer Seite im Einsatz. Zudem haben sie unter gewissen Rahmenbedingungen die Möglichkeit, sich in einem Intensivkurs zum Notfallsanitäter weiterzubilden und diesen mit dem Staatsexamen abzuschließen. (mz)