Ex-Krankenhaus in Hohenmölsen Hohenmölsen: Töchter von Klinik-Direktor Wolfgang Sorge besuchen ihr altes Zuhause

Hohenmölsen - Es riecht nach feuchtem Beton und Staub, nur eine grelle Baustellenlampe erleuchtet den Flur im Keller des ehemaligen Hohenmölsener Krankenhauses. Für Claudia-Maria Sorge und ihre Schwester Angelica Jacob eröffnet sich hier trotzdem eine Welt der Erinnerungen: Vor 47 Jahren war ihr Vater Wolfgang Sorge Direktor und chirurgischer Chef des Krankenhauses, sie sind im Beamtenhaus gegenüber groß geworden, gingen in den Fluren des 1914 erbauten und 2007 geschlossenen Hospitals ein und aus.
Jetzt haben sie das Krankenhaus noch einmal gemeinsam mit Bürgermeister Andy Haugk und dem neuen Eigentümer des Grundstücks, Udo Unbehaun, besucht.
Altes Krankenhaus in Hohenmölsen: In der Cafeteria sieht es fast noch so aus wie früher
Während Angelica Jacob noch immer in der Nähe von Hohenmölsen lebt und auch als Patientin noch das eine oder andere Mal ins Krankenhaus des Vaters gekommen ist, wohnt ihre jüngere Schwester mittlerweile in der Oberlausitz. Die Cafeteria des Krankenhauses kennt daher nur Angelica Jacob noch: Hier im Keller des Krankenhauses wirkt alles noch fast, als würde reger Betrieb herrschen: Preislisten weisen auf günstigen Kaffee und Kuchen hin und überall stehen noch Tische und Sitzbänke.
Was heute noch im ehemaligen Krankenhaus zu finden ist
Besonders spannend finden die Schwestern es in der ehemaligen Bäderabteilung für die Physiotherapie. Sogar der kleine Pool für Wasserübungen ist hier noch erhalten. „Nur das Wasser fehlt“, staunt Sorge. An einer Lattenwand gibt es sogar noch ein historisches Übungselement für Patienten, die verschiedene Handgriffe neu erlernen müssen: Türgriffe reihen sich an Lichtschalter und Gardinenstangen.
Ein kleines blau-rotes Notizbuch liegt noch verstaubt in einem Regal. Neugierig blättert der Bürgermeister darin herum: Es scheint eine Art Wartungstagebuch für eines der Geräte zu sein: „30. Mai 1997: Filter gewechselt und Gerät desinfiziert“ steht dort in sauberer Schreibschrift - 2002 endet die tabellarische Auflistung schließlich.
Doch die Schwestern erinnern sich beim Blick auf die vielen gefliesten Abteile, die Badewannen und Massageliegen nur zu gern an ihre Zeit im Krankenhaus, als hier noch reger Betrieb herrschte.
In der ehemaligen Wäscherei wurden früher Schweine gehalten
„Das war unser Kriegs- und Jagdrevier“, erzählt Angelica Jacob schließlich mit Verweis auf den großen Krankenhauspark und lacht - hier hätten sie gespielt und Obst geplündert. Mittlerweile ist der Park ziemlich verwildert. Aber ihre Schwester kann sich auch noch erinnern, dass in der ehemaligen Wäscherei ganz früher auch einmal Schweine gehalten wurden.
Vom Keller geht es schließlich in die oberen Etagen, in denen der Krankenhausalltag bis 2007 pulsierte - und in denen bis 1971 auch Wolfgang Sorge sein Büro und seinen Chefsessel hatte. „Ich erinnere mich noch genau an seine Tür: Es war die einzige gepolsterte Tür“, erzählt Angelica Jacob, während sie zielstrebig auf eine der vielen Bürotüren zugeht und sie öffnet. Und siehe da: Das graue Polster an der Tür ist noch da!
Nur der große Schreibtisch, den gibt es in dem Zimmer nicht mehr. Dafür Bücherstapel: „Labor und Diagnose“ oder „Leitfaden der Morphologie des Knochenmarks“ stapeln sich in einem Regal. „Das ist schon sehr emotional für uns“, meint die 70-Jährige, schließlich seien sie und ihre 65-jährige Schwester hier früher ein und ausgegangen. „Unglaublich, dass noch alles so erhalten ist“, staunt Claudia-Maria Sorge, während sie gemeinsam mit ihrer Schwester neugierig von Raum zu Raum und Etage um Etage erkundet.
Im ehemaligen Wohnhaus wird es schließlich noch einmal so richtig emotional für die Geschwister: „Leere Zimmer wirken natürlich anders“, muss Angelica Jacob eingestehen. Aber trotzdem: „Ich bin glücklich, dass wir diese Reise in die Vergangenheit machen konnten“, betont Sorge. (mz)