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Hoffnung fürs Rosental? Hoffnung fürs Rosental?: Gartenverein geht bei Pächtersuche neue Wege

Von Holger Zimmer 27.05.2019, 13:46
Vorstandsmitglied Herbert Schmahl in einem der Gärten, den er selbst auf Vordermann bringt.
Vorstandsmitglied Herbert Schmahl in einem der Gärten, den er selbst auf Vordermann bringt. Peter Lisker

Lützen - Aus dem Garten Nummer 113 tönt Rasenmäher-Lärm. Spartenmitglied Klaus Kirchhoff bringt die verlassene benachbarte Parzelle in der Anlage „Am Rosental“ in Lützen auf Vordermann. Er hat mit Dieter Beyer die Pflege übernommen, als das Unkraut fast einen Meter hoch stand. Auch die Frauen der beiden Männer fassen zu, halten das Beet hinter dem Zaun in Ordnung und haben den Wildwuchs auf dem Weg davor beseitigt.

Wie Parzelle 113 sind insgesamt 25 von 186 Gärten stehen in der Anlage leer, rund 13 Prozent also. Gut die Hälfte davon wird von Laubenpiepern in Ordnung gehalten. Das hat einen dreifachen Effekt. Einerseits sieht es nicht so verlottert aus, andererseits können die Pächter damit die im Jahr fälligen acht Pflichtstunden abarbeiten und außerdem lassen sich ordentlich aussehende Gärten besser vermarkten als solche, in denen alles zugewuchert ist.

Insgesamt sind die Gärten im Schnitt 355 Quadratmeter groß

Dabei geht der Vorstand verschiedene Wege, wie der Vorsitzende Reinhard Reding sagt. Einerseits macht ein laminiertes Schild an den betreffenden Türen darauf aufmerksam, dass der Garten gepachtet werden kann. Zum moderaten Preis von zehn Cent für jeden Quadratmeter übrigens.

Insgesamt sind die Gärten im Schnitt 355 Quadratmeter groß, so dass jährlich 35,50 Euro anfallen. Inzwischen wird aber auch im Internet fürs „Rosental“ geworben. „Bisher mit geringem Erfolg“, wie Reding gesteht. Denn wer aus Altersgründen aufhören muss, versucht nun meist selbst, einen Nachfolger zu finden oder Kinder beziehungsweise Enkel sind interessiert.

Es muss sich wohl erst noch herumsprechen, dass die Kleinstadt Lützen ein idyllischer Flecken ist

Der 70-jährige Spartenvorsitzende sagt aber auch, dass immer mehr Leipziger in die ländliche Region um Lützen ziehen. Das mache sich angesichts hoher Mieten in der nahen Großstadt schon jetzt in der Wohnungsgenossenschaft Lützen bemerkbar, in der er mitarbeitet. Reding hofft, dass davon perspektivisch auch die drei Lützener Gartenanlagen profitieren. Aber es müsse sich wohl erst noch herumsprechen, dass die Kleinstadt ein idyllischer Flecken ist.

Sicher scheint, dass in nächster Zeit weitere Spartenmitglieder aus Altersgründen das Handtuch werfen müssen. Dass das auf den Zusammenhalt Auswirkungen hat, sei möglich, wie Reinhard Reding gesteht, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum als Mitglied der Anlage feiern kann. Denn er räumt ein, dass vor allem die Älteren noch über den Gartenzaun hinweg die Gemeinschaft pflegen. Doch ansonsten schreitet die Individualisierung auch hier fort.

Werden offizielle Termine für Pflichtstundn festgesetzt, dann kommen nur wenige Mitglieder

Das macht sich bei den Pflichtstunden bemerkbar. Werden da offizielle Termine festgesetzt, dann kommen nur wenige Mitglieder, um zuzufassen. Am Jahresende folgt dann das böse Erwachen, weil wegen der nicht geleisteten acht Pflichtstunden insgesamt 80 Euro zu zahlen sind. Mitsamt Pacht, Wasser- und Energiekosten können da schon mal bis zu 200 Euro unterm Strich stehen. Die zu begleichen, sei für manche ein Problem. „Aber Ratenzahlungen kann man vereinbaren“, sagt Reding.

Kleingärtner Klaus Kirchhoff meint, dass die Anlage „Am Rosental“ 1991, als er hergekommen sei, voll belegt war. Er selbst fühle sich wohl und verbringe hier gern die Wochenenden. Reinhard Reding spricht einerseits vom Mitgliederschwund aus Altersgründen, aber ebenso von der Hoffnung auf einen Generationenwechsel. Manche der Neuen seien bislang wohl mit zu großen Illusionen gekommen.

Er selbst baue zwar auch nur noch Kartoffeln, Kohlrabi, Zucchini und Bohnen an, aber er schätzt den Anteil an Arbeit im Garten auf 75 und die Erholung auf 25 Prozent. Denn gerade die Vegetation im Frühjahr sei nicht zu bremsen, so dass man Hand anlegen müsse. Das sei nicht jedermanns Sache. „Aber schön ist es hier auf alle Fälle.“ (mz)