Händler & Schneider in Freyburg Händler & Schneider in Freyburg: Ein Vorbild namens Mo

Freyburg - Von seinen Kollegen wird er kurz Mo genannt. Auf seiner blauen Arbeitsjacke ist die Aufschrift M. Khan eingestickt. Wenn Jörg Schneider über seinen Auszubildenden spricht, ist er voll des Lobes: „Er ist fleißig, pünktlich und zuverlässig. Und er beherrscht die deutsche Sprache gut.“ Der Geschäftsführer des Freyburger Unternehmens Händler Schneider sieht in Mohammad Hamza Khan ein Vorbild, dass Integration gelingen kann. „Ich war zu Beginn etwas skeptisch. Doch bereits in der Probezeit lief es mit ihm sehr gut. Auch vom ganzen Team wird er angenommen“, sagt Schneider.
Im zweiten Lehrjahr
Der 20-Jährige aus Afghanistan lernt den Beruf des Kfz-Mechatronikers. Aktuell ist er im zweiten Lehrjahr. Angesprochen auf seine Ausbildung und die Lkw-Werkstatt des Unternehmens strahlt er und sagt: „Einwandfrei. Ich bin sehr froh und mache die Arbeit sehr gern.“ Dreieinhalb Jahre dauert die Lehre. Schon jetzt sichert der Unternehmenschef zu, dass er Khan übernehmen will. „Mich hatte damals Landrat Götz Ulrich angesprochen, ob ich es mir vorstellen könnte, Flüchtlinge auszubilden“, erinnert sich Schneider und bemerkt mit Blick auf Mitarbeiter aus anderen Ländern oder mit fremdländischen Wurzeln an den zwei weiteren Standorten in Merseburg und Weißenfels: „Wir sind ja schon ein bisschen international geworden.“
Neun junge Männer absolvieren an den insgesamt drei Standorten des Unternehmens derzeit ihre Lehre. 2017 wurde Händler Schneider als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb geehrt. Zur Seite steht den Lehrlingen Betriebsleiter und Ausbilder Yves Grimm, der auch der Prüfungskommission angehört.
Khan stammt aus der Provinz Kunar, im Nordosten Afghanistans gelegen. 2015 kam er nach Deutschland. Drei Monate sei er zu Fuß unterwegs gewesen. Zuvor war er mit seinem Vater nach Pakistan geflohen, erzählt er. „Ich habe mich gefragt, wo kann ich meine Zukunft gestalten, wo kann ich neu anfangen. Ich gebe nicht auf. Ich kann nicht ohne Arbeit sein“, sagt Khan, dessen Eltern inzwischen nicht mehr leben. Geschwister hat er keine. Seine erste Station war das Hotel „Maritim“ in Halle, das damals als Erstaufnahme-Unterkunft diente. Später kam er in das evangelische Tagungs- und Jugendfreizeitheim in Thalwinkel, in dem unbegleitete junge Flüchtlinge aus mehreren Ländern von Mitarbeitern der Diakonie betreut werden. Mittlerweile lebt er in einer Wohnung in Freyburg.
Von Kollegen und Kunden angenommen
Seine Kollegen in der Werkstatt kennen seine Geschichte, auch dass er Muslim ist. „Er betet nicht bei der Arbeit, sondern Zuhause, aber er nimmt am Fastenmonat Ramadan teil und trinkt grundsätzlich keinen Alkohol, wenn die Mitarbeiter zusammen feiern“, so Jörg Schneider. Von Kollegen und Kunden wird Mohammad Hamza Khan angenommen und respektiert, ein erschreckender Vorfall ist ihm indes in Erinnerung geblieben: „Ich bin in Naumburg einmal von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen worden. Sie sagten zu mir, dass ich dorthin zurückgehen sollte, woher ich komme.“ Von seinem Lebensweg lässt er sich indes nicht abbringen: „Jeder hat das Recht, aus seinem Leben etwas zu machen, und man soll doch im Leben vorwärtskommen.“
