Geschichte Geschichte : Leben wie einst im Jahr 1813

Thalwinkel - Selten trifft man Personen an, die einem Hobby wie diesem nachgehen. Kerstin Ritzau aus Wallroda ist die Vorsitzende des Vereins Historisches Biwakleben 1813, der seit vier Jahren jährlich das Biwak in Thalwinkel organisiert und austrägt. 25 Leute leben zwei Wochen auf einem historischen Zeltplatz wie im Jahr 1813 und verkörpern an der Finne die damalige Zeit. Ohne Strom und moderne Technik verbringen sie ihren Alltag, kochen am offenen Feuer mit selbst zubereiteten Zutaten und waschen sich mit Wasser aus dem nahe gelegenen Fluss.
Ein Jahr Vorbereitungszeit
Ein bisschen moderner Alltag darf dabei natürlich trotzdem nicht fehlen. Zahlreiche Unternehmungen wie ein Museumsbesuch in Hassenhausen stehen auf dem Programm. Vor Ort werden historische Kinofilme wie „Die letzte Kompanie“ angeschaut. In den umliegenden Dörfern wird in alten Chroniken gestöbert. Letzteres führte die Vorsitzende Kerstin Ritzau zu ihrem doch recht ungewöhnlichen Hobby. „Die alten Dokumente, die das schwere Leben der damaligen Bevölkerung während dieser schlimmen Kriegszeit verdeutlichen, faszinierten mich“, erzählt Kerstin Ritzau. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit der Geschichte und organisiert ein solch doch sehr aufwendiges Event. Ein Jahr dauert die Vorbereitung und auch sonst nimmt ihr Hobby nahezu 365 Tage im Jahr in Anspruch. Für die Suche nach alten Kleidern und Uniformen sowie historischen Utensilien reist sie auch gern mal durch ganz Deutschland. Beruflich ist sie ebenfalls viel auf Achse, hat sie doch einen eigenen Pflegedienst, mit dem sie deutschlandweit unterwegs ist.
Warum sie trotz der anstrengenden Tätigkeit den Stress, ein solches Biwak zu organisieren, noch zusätzlich auf sich nimmt - diese Frage kann sie schnell beantworten. Es sei für sie wie ein Urlaub im Süden. Außerdem haben ihr die bisher erlebten Biwaks in anderen Regionen nicht so sehr gut gefallen, dauerten diese doch meist nur ein Wochenende. „Es war nur wenig Zeit für eine detailgetreue Nachgestaltung der damaligen Zeit.“ So entstand vor vier Jahren das erste „Freundschaftsbiwak“ mit bekannten Vereinen aus der Region. Mittlerweile ist das Ereignis in Thalwinkel national bekannt und wird auch von Geschichtsinteressierten aus Hamburg, Kiel und Leipzig besucht.
Darstellung eines Lazaretts
Obendrein hat sie ein großes Ziel: Sie will mehr Kinder und Jugendliche für die Geschichte der damaligen Zeit begeistern. Beispielsweise wanderte sie dieses Jahr mit der Kindertagesstätte „Zwergland“ aus Kahlwinkel auf den Spuren von Napoleon, um sie so schon früh an die internationale und auch regionale Historie heranzuführen. Auch anderen Gästen versucht die Camp-Truppe, die tatkräftig die Organisatorin unterstützt, das Leben der damaligen Zeit durch Aktionen wie Zinn- und Kerzengießen oder die sehr genaue Darstellung eines damaligen Lazaretts zu verdeutlichen. Daher zeigte sie sich umso mehr enttäuscht von dem im Vergleich zu den Vorjahren sehr geringen Besuch des Biwaks in diesen Tagen, obwohl sie noch mehr für ihr Fest geworben hat als in der Vergangenheit. „Am Wetter könnte es liegen“, so Kerstin Ritzau. „Dennoch müssen wir nächstes Jahr noch mehr und noch eher Werbung machen“, kündigt sie an.
2017: Biwak zum fünften Mal
Immerhin findet im nächsten Jahr das Biwak zum fünften Mal statt, welches mit mehr Leuten und neuen Ideen gefeiert und gewürdigt werden soll. „Einen kleinen Trödelmarkt wird es geben“, gibt Kerstin Ritzau einen Ausblick auf das kommende Ereignis. Sogar alte Schlachten und Plünderungen sollen dargestellt werden, aber auch junge Bands und andere Höhepunkte stehen auf dem Programm. Schon jetzt hat der Verein fast das komplette Biwak für das kommende Jahr organisiert. Auch der Zeitraum vom 21. Juli bis 6. August 2017 steht schon fest.
Bis Sonnabend dauert das diesjährige Biwak noch an, ehe die Zelte wieder abgebaut werden und der „Urlaub“ für Kerstin Ritzau und ihre Mitstreiter seinen Abschluss nimmt. Doch ihr Hobby hat für dieses Jahr noch kein Ende gefunden. Schon am 11. Oktober geht es für den Verein beim Umzug auf dem Hettstedter Zwiebelmarkt weiter.

