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Genossenschaft mit junger Geschäftsführung Genossenschaft mit junger Geschäftsführung: Frischer Wind auf dem Land

Von Yvette Meinhardt 09.04.2019, 06:00
Christian Oehler und Stefanie Wetzel bilden gemeinsam die neue Geschäftsführung in der Agricola-Genossenschaft in Rehmsdorf.
Christian Oehler und Stefanie Wetzel bilden gemeinsam die neue Geschäftsführung in der Agricola-Genossenschaft in Rehmsdorf. René Weimer

Rehmsdorf - Schnurgerade ziehen sich die Furchen über das Feld nahe Rehmsdorf. Das schöne Wetter der letzten Tage setzte das Startzeichen für die Frühjahrsbestellung. Rüben werden gedrillt, sogar rund um die Uhr und bei Bedarf auch in der Nacht. Moderne Technik macht es möglich. Die Schläge sind vermessen, der Traktor fährt computergesteuert.

Damit lässt sich die Technik genauer lenken als von Menschenhand. Die Digitalisierung hält längst auch in der Landwirtschaft Einzug. Die Bauern von heute sind gebildet und auf der Höhe der Zeit. So wie die beiden neuen Geschäftsführer der Agricola Agrargesellschaft Rehmsdorf.

Geschäftsführer: „Ich bin schon als Kind mit dem Mähdrescher mitgefahren“

Christian Oehler (30 Jahre) hat an der Universität in Göttingen Agrarwirtschaft studiert, Stefanie Wetzel (32 Jahre) in Bernburg. „Ich bin schon als Kind mit dem Mähdrescher mitgefahren und wir sind beide in diesem Betrieb groß geworden“, sagt Christian Oehler. Jetzt führen sie gemeinsam das Unternehmen und tragen für 47 Beschäftigte Verantwortung. Doch die Lage in der Landwirtschaft ist schwierig.

„Unsere Felder haben sich noch nicht von dem trockenen Sommer im vergangenen Jahr erholt und das Defizit an Feuchtigkeit konnte nicht ausgeglichen werden“, sagt Oehler. So fielen im vergangenen Jahr nur etwa 220 Liter Regen pro Quadratmeter. Das sind etwa 100 Liter weniger als im langjährigen Durchschnitt. Im Winter gab es wenig Schnee und im ersten Quartal des Jahres fielen erst 45 Liter Regen. „Das ist zwar noch okay, aber nicht genügend, um das Defizit durch die Trockenheit im vergangenen Jahr auszugleichen. In der Tiefe fehlt weiterhin die Feuchtigkeit“, erklärt Oehler.

Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Raps die Region mit seinem leuchtendem Gelb erfreut

Das könnte sich auch auf das Wachstum der Pflanzen in diesem Jahr auswirken. Der Raps auf den Feldern wird damit noch am besten zurecht kommen. Der Raps steht derzeit gut und es wird nicht mehr lange dauern, bis der Raps die Region mit seinem leuchtendem Gelb erfreut. Aber wenn er in die trockene Zone einwächst, hat Raps wohl noch mehr Probleme als andere Kulturen. Der Mais ist noch nicht im Boden, aber bei den Sommerkulturen wie Mais und Zuckerrüben kommt es darauf an, dann im April und Mai ausreichend Niederschlag fällt.

Beim Hopfen ist auch im 20. Jahrhundert noch viel Handarbeit gefragt. Jede Pflanze muss einzeln angebunden werden, damit sie an den Drähten empor wächst. „Mit dem Hopfen haben wir zwar eine attraktive Nische gefunden, aber der Anbau verursacht immens hohe Kosten“, sagt Oehler.

Agricola-Genossenschaft: Auf die Finanzen schaut vor allem Stefanie Wetzel

Auf die Finanzen schaut vor allem Stefanie Wetzel. Sie ist die gleichberechtigte Geschäftsführerin im Unternehmen. „Wir sind breit aufgestellt. Unser Spektrum reicht vom traditionellen Pflanzenbau über die Tierproduktion bis zu einer Biogasanlage“, sagt die 32-Jährige. Natürlich sei es schwer, das Erbe ihres plötzlich verstorbenen Vaters Christian Mülker unverhofft schnell antreten zu müssen.

„Aber wir können uns auf ein gut eingespieltes Team von erfahrenen Mitarbeitern verlassen, die uns in dieser schwierigen Zeit alle unterstützt haben“, sagt sie. Die Frau aus Draschwitz ist Mutter von zwei kleinen Kindern. Dabei gelingt es ihr zunehmend besser, Firmenleitung und Familie unter einen Hut zu bringen. Und auch im Reit- und Fahrverein Langendorf spielt sie eine führende Rolle im Vorstand.

Christian Oehler kennt man in der Elsteraue vor allem von seinem Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr

Christian Oehler kennt man in der Elsteraue vor allem von seinem Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr Bornitz und aus dem Bornitzer Karnevalsclub (BKC). Hier tritt er gern mal in die Bütt. Erstmals will er zu den bevorstehenden Kommunalwahlen antreten. „Ich kandidiere für den Gemeinderat der Elsteraue, denn wir jungen Leute sollten in der regionalen Politik mehr Verantwortung übernehmen“, sagt er.

Wie es den jungen Landwirten gelingt, den alteingesessenen Betrieb in Rehmsdorf weiterzuführen, davon kann man sich zum Hoffest am 25. Mai ein eigenes Bild machen. Verpächter werden zur traditionellen Flurfahrt eingeladen. Es gibt eine Technik- und Kälberschau. „Wir wollen einfach miteinander ins Gespräch kommen“, sagt Oehler. (mz)