Feuerwehrchor Eckartsberga Feuerwehrchor Eckartsberga: Ein Lied zum Abschied

Eckartsberga - Er hält immer noch die Luft. Seit 22 Jahren hängt der aufblasbare Gummi-Hahn über dem Klavier, auf dem Gudrun Kocksch während der Proben des Eckartsbergaer Feuerwehrchors „Roter Hahn“ stets den Ton angab. Nun sind das Klavier und die Männerstimmen verstummt. Gudrun Kocksch, Chorleiterin von der ersten Stunde an, muss aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Die Suche nach einem Nachfolger blieb ohne Erfolg. Damit war das Ende des Ensembles besiegelt, das vor über einem Vierteljahrhundert aus der Taufe gehoben worden war - und zwar ganz spontan.
1990 besuchten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rohnstadt die Finnestädter. Im Gepäck hatten die Hessen die Liedmappe ihres Feuerwehrchores „Roter Hahn“. Die haben sie dagelassen, allerdings mit der Auflage, einen Eckartsbergaer Feuerwehrchor zu gründen. „Ein Kamerad kam zu mir und fragte, ob ich den neuen Chor leiten würde“, erzählt die 73-Jährige. Auf sie sei die Wahl gefallen, weil sie Musiklehrerin war. „Ich dachte, es wäre nur ein Strohfeuer und sagte zögerlich zu“, so Gudrun Kocksch. Doch sie bemerkte schnell, dass sie sich irrte. Bei den Sängern war „eine große Ernsthaftigkeit vorhanden“ und eben auch die Liedmappe. „Ich hätte in meinen tiefsten Träumen nicht gedacht, dass es Feuerwehrlieder gibt“, gesteht sie. Überrascht war sie, dass diese Lieder melodisch Volksliedern sehr ähnlich sind. Das freute Gudrun Kocksch, der als Lehrerin an der Eckartsbergaer Grundschule ohnehin die Pflege dieses Liedgutes wichtig war. Ungewöhnlich erschien ihr, einen reinen Männerchor leiten zu sollen. Beruflich hatte sie ausschließlich mit Kindern zu tun. Von ihren Schülern traf sie später einige im Feuerwehrchor wieder. Verblüfft stellte sie fest, dass die einstigen Kinder, die im Unterricht nicht gern sangen, im Feuerwehrchor „die eifrigsten Sänger waren“.
Die Kameraden seien mit Freude bei der Sache gewesen und absolvierten unzählige Auftritte - darunter allein über 200 zu Veranstaltungen des Kreis- und des Landesfeuerwehrverbandes. Ein Auftritt hinterließ nicht nur bleibende Erinnerungen. Jener im Juli 1994, als der Feuerwehrchor zum Jubiläum der Rohnstädter Wehr eingeladen war. Während des Festes gab es auch eine Taufe. Die Hessen verliehen dem Gast-Chor kurzerhand einen Namen: „Roter Hahn“. „Das war eine lustige Sache. Es wurde mit Wasser gespritzt und wir bekamen den aufblasbaren Hahn und jeder einen Anstecker mit einem roten Hahn drauf“, erzählt sie.
Mit der ehrenamtlichen Chorarbeit schloss sich für sie ein Kreis. Bereits während des Studiums am Pädagogischen Institut Halle in den 1960er-Jahren, ging sie jenem Dozenten zur Hand, der den Institutschor leitete. Sie half ihm, mit den Sängern die Lieder einzustudieren - auch während vieler Chorlager, die unter anderem nach Eckartsberga führten. Im Institutschor traf sie auf ihre große Liebe: Hubert Kocksch. „Wir wären uns sonst nie begegnet, denn ich bin in Sömmerda aufgewachsen, mein Mann in Schilda“, sagt sie.
Dass sie Lehrerin werden wollte, war für sie als Kind schon klar. Dass sie Musik unterrichten würde, brachten zwei Umstände mit sich. Zum einen hatte sie wie ihre Zwillingsschwester seit der vierten Klasse bis zum Abitur Klavierunterricht genommen. Zum anderen wurden in den 60er-Jahren händeringend Musiklehrer gesucht - auch in Eckartsberga, wo sie als Studentin ein Praktikum und später ihr gesamtes Berufsleben als Musik- und Russischlehrerin absolvierte - an der Seite ihres Mannes, der an der gleichen Schule Biologie und Chemie unterrichtete.
Auch viel Freizeit, in der Gudrun Kocksch ebenso gern fotografiert oder Briefe schreibt, verbrachte das Ehepaar, das drei Söhne großzog, gemeinsam. Denn einer der „Roter Hahn“-Sänger war Hubert Kocksch. Wie die anderen sang er die von seiner Frau oft bearbeiteten Lieder. Das Ende ihres Chores ließen die Mitglieder mit einem gemeinsamen Abend ausklingen. „Ich war, erstaunt“, so Gudrun Kocksch, „wie leid es ihnen tat, den Chor aufgeben zu müssen. Sie hatten beim Singen sogar einen Kloß im Hals.“