Familienbetrieb Familienbetrieb : Blumengrüße der ganz speziellen Art

Bad Bibra - „Der November ist in unserem Geschäft schon ein ziemlich seltsamer Monat“, sinniert Elke Milker-Roggenbuck. „Eben haben wir noch Friedhofsgestecke für Volkstrauertag und Totensonntag angefertigt, und schon schwenken wir um auf den schönen und glitzernden Pflanzenschmuck für die Adventszeit“, beschreibt die Chefin des Gärtnerei- und Floristikbetriebes Milker in Bad Bibra das alljährliche Wechselbad der Gefühle.
Die 47-Jährige führt in der fünften Generation das von ihren Ururgroßeltern Julius und Berta Hofmann 1889 gegründete Familienunternehmen. „Ich bin praktisch im Gewächshaus groß geworden“, erzählt Milker-Roggenbuck augenzwinkernd. Nach ihrer Gärtnerlehre in der LPG Halle-Saale-Gemüse stieg sie zur Wendezeit in dem Bad Bibraer Traditionsbetrieb ein und übernahm die Firma Anfang vergangenen Jahres von ihren Eltern Wolfgang und Elfriede Milker.
Auch ihre Schwester Ines, die als ausgebildete Floristin vor allem die kreativ-gestalterische Schiene betreibt, ist mit an Bord. „Ich selbst kümmere mich um Aussaat, Pflanzenaufzucht und Eintopfen, kurz: um all das, was im Gewächshaus passiert. Zudem bin ich mit im Verkauf tätig und verantworte die geschäftlichen Belange“, sagt Elke Milker-Roggenbuck über die Arbeitsteilung des Schwestern-Duos, welches von zwei weiteren Mitarbeiterinnen unterstützt wird.
„In unseren Gewächshäusern hier in Bad Bibra ziehen wir neben Beet- und Balkonpflanzen wie Stiefmütterchen, Pelargonien oder Petunien auch Gemüsepflanzen für Kleingärtner heran - Gurken, Tomaten, Paprika oder Kohlrabi zum Beispiel“, berichtet die Geschäftsführerin. Mit Blick auf die nahende Weihnachtszeit erwähnt Elke Milker-Roggenbuck zudem die selbstgezogenen Blaufichten - „auch wenn ich ganz persönlich zu Hause dann doch eine Nordmann-Tanne als Christbaum bevorzuge.“
Zu DDR-Zeiten haben Milkers auch selbst Schnittblumen produziert, etwa Nelken und Freesien, doch das würde sich schon lange nicht mehr rechnen. „In unserer Überflussgesellschaft, wo so ziemlich alles jederzeit gekauft werden kann, werden die Kunden immer anspruchsvoller. Sie wollen sich beispielsweise zu Weihnachten unbedingt Tulpen hinstellen, obwohl das von Natur aus Frühjahrsblumen sind. Früher waren die Leute froh, wenn sie überhaupt Freesien bekamen - heute müssen diese dann eben partout auch noch, sagen wir, blau als Farbe haben“, schildert die Gärtnerin das stark veränderte Konsumentenverhalten.
Unverändert und felsenfest Bestand hat hingegen die traditionelle Verbindung von Blumengeschenken und Herzensangelegenheiten. „Dabei haben wir schon die tollsten Sachen erlebt“, sagt Elke Milker-Roggenbuck und fährt schmunzelnd mit zwei besonders hübschen Anekdoten fort: „Im Auftrag eines Herrn sollten wir dessen Angebeteter mal einen Rosenstrauß mit einem anonymen Ich-liebe-Dich-Kartengruß zustellen. Die fragte nur trocken und ein wenig ratlos, wie der unbekannte Gönner denn überhaupt ausgesehen habe.“ Den Vogel abgeschossen hätte freilich ein anderer junger Mann, der den als Versöhnungsgeste gedachten Blumengruß seiner Ex-Freundin kategorisch zurückwies. „Da der Strauß aber bezahlt war, haben wir ihn dennoch bei ihm dagelassen. Witzigerweise stand er dann eine halbe Stunde später mit den Blumen bei uns im Laden und fragte ganz pragmatisch, ob wir die Blumen nicht an eine andere Adresse, an seine neue Herzensdame nämlich, liefern könnten“, erinnert sich Elke Milker-Roggenbuck.
Es sind nicht nur solcherlei Schmonzetten, die der Mutter von Zwillingstöchtern bis zum heutigen Tag die Freude an ihrem Beruf erhalten haben. „Ich mag den Abwechslungsreichtum, das In-der-Natur-Sein, das Wachsen und Gedeihen und den schönen Gedanken, dass Blumen ein bisschen Licht in jedes Haus bringen.“