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Extremsport  Extremsport : Laufverrücktes Duo im Ziel

Von Klaus-Dieter Kramer 11.04.2016, 09:50
Markus Kornalewski aus Bad Kösen (rechts) und Jens Sperlich aus Taucha starten in Naumburg zu ihrem 178-Kilometer-Lauf.
Markus Kornalewski aus Bad Kösen (rechts) und Jens Sperlich aus Taucha starten in Naumburg zu ihrem 178-Kilometer-Lauf. Torsten Biel

naumburg - Zum Vorhaben von Jens Sperlich aus Taucha und Markus Kornalewski aus Bad Kösen (beide Laufgemeinschaft Rudelsburg Bad Kösen), die Saale-Unstrut-Elster-Rad-Acht über die Länge von 178 Kilometern durchweg in 24 Stunden zu laufen, hatte es zuvor unterschiedliche Meinungen gegeben. Sie reichten von „purer Wahnsinn“ und Sprachlosigkeit bis hin zu Bewunderung. Sperlich und Kornalewski wollten den Lauf als Mosaikstein ihrer Vorbereitung auf den „Ultra Trail du Mont Blanc“ im August nutzen. Dann kommen allerdings zu den 170 Kilometern dort rund um Europas höchsten Gipfel noch stattliche 10000 Höhenmeter hinzu.

Schmerzgrenze überschritten

Sperlich und Kornalewski schafften ihr Vorhaben, schleppten sich nach gut 23 Stunden am Naumburger Marktbrunnen mit letztem Einsatz über den Zielstrich. Mit hoher Moral und starkem Willen hatten sie die Schmerzgrenzen längst überschritten und auch den Schlussteil überstanden. Jetzt löste sich die Spannung, wurden Emotionen frei. Auch, weil sie von ihren Familienangehörigen herzlich empfangen worden waren.

Tags zuvor waren Sperlich und Kornalewski punkt 18 Uhr auf dem Naumburger Markt in Richtung Hallescher Anger, Saale-Radweg und Schönburg losgelaufen. Tageblatt/MZ-Redakteur Harald Boltze begleitete sie auf dem ersten Teil per Rad. Nach 60 Kilometern gab es in Taucha, Sperlichs Wohnort, eine erste Pause. Hier wartete seine Ehefrau mit einer kräftigenden Kartoffelsuppe. Über Hohenmölsen, Droyßig und Osterfeld führte die Tour wieder zurück zur Saale.

Gegen 5.30 Uhr wurden sie an der Henne vor den Toren Naumburgs von Christoph Franzke begrüßt, dem Vereinsvorsitzenden der Rudelsburger. Essen konnten Sperlich und Kornalewski hier nichts, denn die kalte Nacht hatte ihre Wirkung hinterlassen. Jetzt begleiteten der Flemminger Matthias Barth und Franzke mit dem Rad das Läuferduo weiter durch den Blütengrund, nach Freyburg und Laucha, bevor es dann auf die Finne gehen sollte.

In Bad Bibra wurden die Protagonisten am Feuerwehr-Depot herzlich begrüßt und bewirtet. Nun lief das Duo weiter nach Eckartsberga, Bad Sulza und zurück durch das Saaletal über Bad Kösen, die Weinberge und Henne zum Ziel in der Domstadt. Kornalewskis Eltern hatten in Großheringen noch einmal für die Versorgung gesorgt. Ein erstes Resümee: Die schmerzhafte Erfahrung, 180 Kilometer am Stück zu laufen, zum großen Teil in der Nacht und bei empfindlichen Temperaturen, hat sich den Athleten eingebrannt.

„Wollte Jens nicht im Stich lassen“

Jens Sperlich (43) sah vor allem die Beton- und Asphaltstrecken als Gift für solche Anstrengungen. Der elf Jahre jüngere Markus Kornalewski gestand, dass er bereits nach der Hälfte hätte aufgeben mögen. „Doch wollte ich Jens nicht im Stich lassen. Er war der Antreiber und mein Motivator.“ Jetzt ahnen beide Läufer, was auf sie am Mont Blanc zukommen könnte, wissen, dass sie nun erst einmal regenerieren und wie sie sich weiter gut vorbereiten müssen. Ob Kornalewski in zwei Wochen den Hamburg-Marathon läuft, ist noch fraglich. Er hat eine Einladung von Fristads Kansas, einem Hersteller von Arbeits- und Berufsbekleidung, in die Hansestadt erhalten. Diese Firma unterstützt in diesem Jahr als Sponsor die beiden Läufer bei ihren Vorhaben. So treten Kornalewski und Sperlich als Team „Fristads Kansas Running“ an. Sie wollen im Mai beim Rennsteiglauf mit dem Supermarathon (73 Kilometer) weitere Kilometer sammeln.