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Ernte auf Hochtouren Ernte auf Hochtouren: Dieser Hopfen hat Mandarinen-Aroma

Von Torsten Gerbank 17.09.2017, 13:00
André Krawczyk ist zurzeit im Rehmsdorfer Agrarbetrieb mit der Hopfenernte beschäftigt, hier auf einer Anlage, die im vergangenen Jahr von einem Sturm verwüstet worden ist.
André Krawczyk ist zurzeit im Rehmsdorfer Agrarbetrieb mit der Hopfenernte beschäftigt, hier auf einer Anlage, die im vergangenen Jahr von einem Sturm verwüstet worden ist. Hartmut Krimmer

Loitsch/Gleina - Holger Hauschild ist ein Mann wie ein Baum, groß, breitschultrig, robust - und seit mehr als 30 Jahren Landwirt. Doch der kräftige Mann kann auch sentimental werden. So wie am Montag, als ihm ein Schauer der Rührung den Rücken hinablief. Denn da hat auf der Hopfenanlage bei Loitsch die Ernte des grünen Goldes begonnen.

Ein besonderer Augenblick für Hauschild, der im Agrarbetrieb Agricola Rehmsdorf für den Hopfenanbau verantwortlich ist. Denn vor etwas mehr als einem Jahr hatte ein Sommersturm die gesamte Anlage verwüstet. Hopfenmasten, um die 20 Zentimeter dick, waren umgeknickt wie Streichhölzer. Die Ernte lag am Boden.

Fast alle Pflanzen auf einer Fläche von knapp 100 Hektar gerettet

Zwar hatten Hauschild und seine Mitarbeiter gehofft, dass die Anlage wieder aufgebaut werden kann, sicher, dass dies gelingt, waren sie sich aber nicht. Doch es gelang ihnen. Nahezu alle Pflanzen konnten gerettet werden. Über den Winter wurden auf der etwa 16 Hektar großen Fläche 666 Löcher gebohrt und ebenso viele Betonmasten neu gesetzt. Nun ist die neue Ernte herangereift. Hauschild ist glücklich.

Und auch wenn Hauschild über die gesamte aktuelle Ernte spricht, ist er nicht unzufrieden. Die Qualität der Früchte, die eingefahren werden, ist augenscheinlich gut. „Sie sind schön grün“, sagt der Fachmann. Und auch der Ertrag von rund zwei Tonnen je Hektar gebe keinen Anlass zum Grummeln. Insgesamt baut das Rehmsdorfer Agrarunternehmen Hopfen auf einer Fläche von knapp 100 Hektar an. Zum Vergleich: Die Insel Mainau am Bodensee hat eine Fläche von rund 45 Hektar.

Die Preise für Hopfen stimmen

Zu Hauschilds Zufriedenheit trage außerdem bei, dass nach seiner Meinung der Hopfen derzeit so ziemlich die einzige von den landwirtschaftlichen Kulturen sei, „wo die Preise stimmen“, wie er sagt. Das liege vor allem an Entwicklungen in den USA. Dort sei der Anbau von Bitterhopfen deutlich zurückgegangen. Das Minus dort komme den Anbauern hier zugute. „Wir profitieren und können liefern“, so Hauschild. Die USA und Deutschland seien mit Abstand die größten Hopfenanbauländer der Welt. Sie beliefern den Markt weltweit. 70 bis 80 Prozent der deutschen Ernte gehen in den Export.

Die Agricola GmbH hat Ende August mit der Hopfenernte auf der Anlage bei Gleina begonnen, ein paar Tage später im Betriebsteil Oelsen. Auf den Anbauflächen wachsen Sorten wie Saazer, Nordbrauer, Hallertauer Tradition oder Perle heran. Zuallerletzt soll eine Neuzüchtung geerntet werden. Das ist ein sogenannter Geschmackshopfen mit dem Sortennamen Mandarina Bavaria. Der habe einen leichten Mandarinengeschmack. Das könne man schon bei der Ernte riechen, so Hauschild.

Anbaufläche halb so groß wie der Leipziger Hauptbahnhof

Er wächst insgesamt auf einer Fläche, die halb so groß ist wie die des Leipziger Hauptbahnhofs. Mit diesem Hopfen soll ein etwas lieblicheres, ein sogenanntes Geschmacksbier gebraut werden.

Die Ernte an sich soll Ende September zu Ende sein, wenn alles gut läuft. Unterbrochen werden könnte sie allerdings von sehr starkem Regen und aufgeweichten Feldern. Schlimm für die Hopfenbauern wäre auch ein starker Sturm, er könnte die Dolden von den Strängen schütteln. 35 Mitarbeiter sind derzeit mit der Hopfenernte beschäftigt.

Wetter war im Frühjahr für den Hopfen nicht so günstig

Das Wetter sei im Frühjahr für den Hopfen nicht so günstig gewesen, sagt Hauschild. „Es war sehr lange kalt und zum Teil trocken“, so der Fachmann. Aber ab Juni sei dann der Regen gekommen, das sei gut gewesen. Nun habe er vorsichtige Bedenken, dass im August die Sonne gefehlt haben könnte und dadurch beim Magnum die Inhaltsstoffe „nicht so berauschend sein werden“.

Der Rehmsdorfer Landwirtschaftsbetrieb liefert seinen Hopfen an Großhändler. Daher könne nicht genau gesagt werden, wo er am Ende verarbeitet wird. Fest stehe aber, dass das Gros in Bierbrauereien eingesetzt wird. Hopfen wird aber zum Beispiel auch in der Pharmaindustrie zur Produktion von Arzneimitteln verwandt. (mz)