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Einer für Alles Einer für Alles: Wie Tante-Emma-Läden ums Überleben kämpfen

Von Janine Friedrich 02.03.2019, 07:00
Kundin Ingrid Saul versorgt sich im Dorfladen „Weßely’s“ in Rippach mit dem nötigsten. Sie geht dort gerne einkaufen.
Kundin Ingrid Saul versorgt sich im Dorfladen „Weßely’s“ in Rippach mit dem nötigsten. Sie geht dort gerne einkaufen. Peter Lisker

Rippach/Reichardtswerben - Die nette Frau mit der Schürze steht schon bereit. Zuvor werden die Kunden am Eingang mit einem Klingeln begrüßt, Personal muss man nicht erst suchen. Diese Nostalgie versprüht etwa der Tante-Emma-Laden in Rippach - einer von mehreren Geschäften, die es in den ländlichen Gebieten rund um Weißenfels gibt. Doch die Inhaber haben es aus wirtschaftlicher Sicht nicht leicht, bei staatlichen Förderprogrammen winken die Ladenbesitzer ab.

„Seit die Bank-Filiale nebenan zugemacht hat, kommen immer weniger,“ sagt Mathias Weßely, der zusammen mit seiner Frau Grit den Rippacher Dorfladen betreibt. Der Gemischtwarenladen „Weßely’s“ im Lützener Ortsteil setzt auf Stammkunden, die weniger werden: „Hier müssten die bereits bestehenden Dorfläden unterstützt werden. Wir bieten ja auch weit mehr als nur Lebensmittel“, sagt Weßely und deutet auf das Vorhaben der Landesregierung hin, die Infrastruktur auf dem Land fördern möchte.

Tante-Emma-Läden: Infrastruktur im Mini-Format

Diese Infrastruktur im Mini-Format versucht der 56-jährige Weßely neben Waren wie Obst, Gemüse, Back- und Wurstwaren mit einer Annahmestelle für kaputte Schuhe oder zu reinigende Kleidung abzudecken, auch eine Poststelle gibt es in dem Lädchen.

Die Geschäftsinhaber müssen sparsam sein beim Einkauf ihrer Waren. Doch an Produktvielfalt werde nicht gespart: „Wichtig ist, dass die Regale immer voll sind“, so Mathias Weßeley. Sein Sortiment stimmt das Ehepaar vor allem auf den Bedarf Älterer ab, die meist mit weniger Essen auskommen. „Eine Stammkundin kann schlecht laufen, sie kommt immer zwei Mal die Woche zu uns, um sich mit Lebensmitteln einzudecken“, sagt Weßely. Bauarbeiten in der Nähe kommen dem Ehepaar zugute, die Arbeiter wollen Mittag machen. Weil er viele Kunden persönlich kennt, sind Umsonst-Lieferungen im Service inbegriffen.

Tante-Emma-Läden: Wie klappt es mit dem Überleben?

Doch wie klappt es mit dem Überleben? Von der Stadt Lützen werden Weßely’s durch eine Mietminderung unterstützt. Der 56-Jährige hofft, dass er noch mindestens fünf Jahre durchhält. Seinen Großeinkauf macht er beim entfernten Großhandel, an seinem freien Tag und immer auf der Lauer nach günstigen Angeboten, humane Preise sollen die Kunden in Rippach vorfinden.

Gut gefüllt sind auch die Regale im Laden von Axel und Sieglinde Voigt in Reichardtswerben. Mit langer Theke und alter Waage fühlen sich Kunden in die Vergangenheit versetzt. Seit 1935 gibt es den urigen Tante-Emma-Laden, der in dritter Generation läuft. „Hier kommen viele Schulkinder vorbei und freuen sich, wenn sie mich sehen. Nach Hause liefern wir und sind per Du“, sagt Sieglinde Voigt. Wenn sie Erledigungen machen muss, hilft ihr die Schwiegermutter, die das Geschäft abgegeben hat. „Ich hoffe, dass es noch ein paar Jahre weitergeht“, sagt Voigt, die in ihrem Schaufenster neben Drogerieartikel auch Suchanzeigen aushängt. (mz)

Sieglinde Voigt versorgt in Reichardtswerben ihre Kunden.
Sieglinde Voigt versorgt in Reichardtswerben ihre Kunden.
Peter Lisker
Mathias und Grit Weßely betreiben ihren Laden seit 2001.
Mathias und Grit Weßely betreiben ihren Laden seit 2001.
Peter Lisker