Dorfleben Dorfleben : Baracke als Ort der Kultur

Possenhain - Die „Stoppelhopser“ tummeln sich hier im Winterhalbjahr, Familien feiern Geburtstage, Vereine halten Versammlungen ab, und oft wird zu Skatturnier und Geflügelschau geladen: Die Kulturstätte in Possenhain ist der Dreh- und Angelpunkt des Dorfes, einen zentraleren Platz gibt es nicht - von der Kirche einmal abgesehen. Und das Gebäude steht exemplarisch dafür, was Eigenleistung zu schaffen vermag. Nun ist die Kulturstätte umfänglich saniert worden, am kommenden Freitag wird eine kleine Feierstunde die Mitwirkenden würdigen.
Rund 26 mal zwölf Meter misst die „Baracke“ von Possenhain - mit der Fassadenverkleidung aus naturbelassenem Holz sieht sie jetzt wertig aus, doch die wesentliche Neuerung steckt dahinter: Erstmals ist in der Kulturstätte Dämmmaterial verbaut worden, zehn Zentimeter stark. Die Fenster sind neu, das Parkett aufgearbeitet und eine Fluchttür gibt es auch. Bereits vor 15 Jahren ist das Dach erneuert worden. Zusammen mit dem Interieur - Tische und Stühle wurden vor drei Jahren ausgewechselt - hat die Kulturstätte einen wahren Jungbrunnen erlebt. Bürgermeister Friedrich Prüfer, der mit Frank Schulze, dem Leiter der Interessengemeinschaft, einen verlässlichen Partner an der Seite hat, sagt deshalb: „Wir sind froh, dass das alles finanziert und erhalten werden konnte.“
Errichtet worden war die Kulturstätte Mitte der 1950er Jahre, nachdem der Saal der Gaststätte „Zur Linde“ abgerissen worden war. Die Possenhainer selbst haben sich den neuen zentralen Ort geschaffen, Holz aus Thüringen besorgt, den offenen Graben am heutigen Standort verrohrt, Kies, Erde und Sand verfüllt und die Baracke komplett selbst errichtet. Sie gilt als Gemeinschaftswerk der Possenhainer - der Bauern und Handwerker genauso wie der Lehrerschaft und mit Hilfe des Bürgermeisters. Rund 36000 DDR-Mark soll der Bau einst gekostet haben, finanziert aus Lotto-Mitteln, Spenden und eben durch Eigenleistungen.
Nach dreijähriger Bauzeit war die Possenhainer Kulturstätte 1958 eingeweiht worden, besteht nun also 60 Jahre. Wenn am Freitag Baubetrieben, Vereinen und Gemeindearbeitern Dank gesagt wird für’s Mitanpacken, dann dürfte ein Rückblick auf einen Teil Dorfgeschichte nicht fehlen.