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Deutscher Mühlentag 2016 Deutscher Mühlentag 2016: Gästezähler klickt im Burgenlandkreis ohne Pause

Von Andrea Hamann-Richter 17.05.2016, 08:08
Annemarie Feustel (Mitte) übergibt den Teller an Albrecht Beyer. Seine Mutter Eleonore ist dabei.
Annemarie Feustel (Mitte) übergibt den Teller an Albrecht Beyer. Seine Mutter Eleonore ist dabei. Michael Thomé

Gerstewitz/Elstertrebnitz - Viele Mühlen öffnen Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag, ihre Türen. So auch die in Würchwitz, in Suxdorf, in Elstertrebnitz und in Gerstewitz.

In Elstertrebnitz findet die bundesweite Auftaktveranstaltung für die Region statt. Klick, Klick. Klick. . . Immer wieder drückt Fabian Domke auf einen kleinen Knopf. Der 17-Jährige steht am Eingang der Eisenmühle in Elstertrebnitz. Punkt 10 Uhr haben sich dort die Tore geöffnet. Knapp eine Stunde später steht auf dem kleinen Gerät, dessen Knopf der junge Mann drückt, die Zahl 647. Das ist der aktuelle Besucherstand.

Das kleine Zählgerät klickt an diesem Tag noch oft. Denn der Besucherandrang ist groß. Das überrascht Sabine Mucheyer nicht. Ihr und ihrem Mann gehört das Anwesen. Im vergangenen Jahr beteiligte sich das Paar zum ersten Mal am bundesweiten Mühlentag - und war von dem Ansturm der Besucher überwältigt. Bis zu 3.000 Gäste strömten auf das Gelände, nachdem die Mühle über Jahre saniert worden war. Es war ein Wahnsinnserfolg.

Führungen durch die Eisenmühle

In diesem Jahr ist das wieder so. „Wir waren bemüht, Gewerke zusammenzulegen, die früher in den Gemeinden üblich waren“, sagt Sabine Mucheyer. Schleifer, Schuster, Friseure und viele andere Handwerker präsentieren sich. Es gibt Führungen durch die Eisenmühle, die heute mit Wasserkraft Energie erzeugt. Erika Lorenz präsentiert eine feine Knottechnik. Diese wird Occhi-Kunst genannt.

Kennengelernt hat die heute 79-Jährige Elstertrebnitzerin sie als 28-Jährige während einer Kur. Da habe sie eine Frau beobachtet, die das Handwerk ausführte. Diese ältere Dame scheuchte die junge Frau aber damals weg. Also bat Erika Lorenz ihren Mann ein Frauenlexikon mitzubringen. Anhand dessen Inhalts brachte sie sich die Occhi-Kunst selbst bei.

Zauberhafte Keramik

Zauberhafte Keramik verkauft Doreen Neumann. Sie hat sich damit vor einigen Jahren selbstständig gemacht und liebt diese neue Lebensaufgabe. Erwin Littmann aus Wiederau schmiedet heißes Eisen. Das macht der 79-Jährige an seiner mobilen Feldschmiede, Baujahr 1857. Wie er erzählt, wurde sie früher bei Feldzügen eingesetzt. Aber nicht, um Waffen zu schärfen, sondern um Pferde neu zu beschlagen. Er selber fertigt an diesem Tag filigrane Herzen und andere Kunstgegenstände an. Erwin Kießling aus Markleeberg ist begeistert. „Das ist eine ganz tolle Geschichte hier“, lobt er die Qualität der Veranstaltung.

An der Bockwindmühle in Gerstewitz werden an diesem Tag gleich zwei Feste gefeiert. Zum einen beteiligt sich der Ort mit seinem Wahrzeichen auch am Mühlentag. Zum anderen hat Albrecht Beyer den Termin zum Anlass genommen, seinen 60. Geburtstag im März an diesem Tag nachzufeiern. Er hat einen besonderen Bezug zur Mühle. Sein Ururgroßvater Gustav Beyer kaufte das Gebäude 1889.

Vergrößerung des Hafens

Bis dahin stand die Mühle in Halle-Trotha, musste wegen der Vergrößerung des Hafens aber umziehen. Gustav Beyer war zu dieser Zeit nach seiner Lehre auf Wanderschaft. Er nutzte die Gelegenheit und machte sich in Gerstewitz selbstständig. Später errichtete sein Sohn Oskar Beyer noch eine größere Mühle, die dessen Sohn Karl und später der Vater von Albrecht Beyer, er hieß auch Karl, bis kurz nach der Wende weiter bewirtschafteten.

Von dieser Tradition zeugt ein Porzellanteller. Den hat Annemarie Feustel aus Weißenfels in ihrem Zuhause gefunden, als Geschenk nach Gerstewitz mitgebracht und übergibt ihn Albrecht Beyer. „Familie Beyer und die Mühle waren in der Region von Weißenfels immer ein Begriff“, so die 80-Jährige. (mz)