Caritas-Statue zurück in der Schlosskirche Caritas-Statue zurück in der Schlosskirche : Wundersame Heilung von Goseck

Goseck - Eine Wunde am Pölnitz-Epitaph ist geheilt, die Operation des Patienten in der Gosecker Schlosskirche aber längst nicht beendet. Dieses „medizinische“ Bild passt allein schon deshalb, weil Kathrin und Jens Schedler, die gemeinsam in der Uichteritzer Arztpraxis arbeiten, am Dienstag bei der Aufstellung der Caritas-Statue dabei waren, die über Jahrzehnte verschwunden blieb. Im Dezember wurde sie anonym im Schloss abgelegt und vervollständigt nun restauriert das Grabmal - mitfinanziert von dem Ärztepaar. Das Grabmal als solches aber ist noch immer gezeichnet, fehlen weiter mehrere Köpfe von Statuen und ebenso andere künstlerische Arbeiten.
Kathrin Schedler kennt das Gotteshaus noch vor der Restaurierung und hatte nach einem Besuch des sanierten Gemäuers Kontakt mit Robert Weinkauf, dem Vorsitzenden des Schloss-Vereins, aufgenommen. Auf die Frage, wie sie helfen könnte, sagte er, dass für die Caritas-Restaurierung Geld gebraucht würde. Frau Schedler bezeichnet die Rückkehr der Statue kurz vor Weihnachten als Wunder. Von den notwendigen 2.000 Euro haben sie und ihr Mann die Hälfte übernommen.
Aufwendige Restaurierung
Das Wunder freilich war arg ramponiert, der Torso in zwei Teile zerbrochen. Die Köpfe der Caritas und des Kindes auf ihrem Arm freilich fehlten schon auf einem Foto des Epitaphs von 1974. In den letzten Wochen hat sich Grit Stamm-Lange intensiv dem Kunstwerk gewidmet. Sie arbeitet im Atelier für Restaurierung Schloss Kaufungen im Erzgebirge, das ihr Mann leitet. Sie hat die Teile zusammengesetzt, in zwei Kartons auch noch Zehen, Finger und das große Stück einer Gewandfalte gefunden und integriert. Es sind Stücke, die sich vor Jahren bei Aufräumungsarbeiten in Goseck angefunden haben und aufbewahrt werden.
Die Restauratorin war mit ihrem Mann Michael Lange vor Ort. Erst bugsierten sie das zentnerschwere Teil aufs Gerüst. Der auf dem Epitaph-Baldachin befindliche Stumpf war zuvor mit Epoxydharz bestrichen worden, auf den das Ehepaar die Caritas setzte. Holzdübel und ein Edelstahlanker verleihen dem Kleinod nun mehr Halt.
Blickpunkt Grabmal
Frau Stamm-Lange hat bereits mehrfach in der Schlosskirche ihre Spuren hinterlassen. So an Wappen über dem Portal und an Sandsteingrabmalen in der Gruft. Zuletzt hatte sie zudem öfter Gelegenheit, die zurückgekehrten Köpfe, die Unbekannte vor Jahrzehnten mitgenommen hatten, wieder aufzusetzen. „Natürlich freut man sich, wenn das Epitaph komplettiert werden kann.“ Es sei zwar anderswo schon praktiziert worden, im Stil alter Zeit Ersatz zu schaffen. Doch einerseits seien die Bilder vom Epitaph dafür nicht so geeignet und dann habe sich herumgesprochen, wie sehr das Grabmal in der sanierten Kirche einen Blickpunkt darstellt. Das Ergebnis: Drei lebensgroße Köpfe von Statuen sind bisher zurückgegeben worden.
Hoffen auf weitere Rückgaben
Nun hofft Jörg Peukert, der als Direktor der Freyburger Neuenburg auch für das Gosecker Schloss zuständig ist, dass noch weitere Fehlstellen ergänzt werden können. Dann nämlich, wenn die Menschen das jetzige Epitaph im Internet oder in den Medien sehen und sich sagen, dass dazu auch ein Stück passen könnte, das irgendwo in ihrem Schrank herumliegt. „Solche Rückgaben werden stets anonym behandelt und das wissen die Leute“, sagt Peukert. Die Komplettierung des Epitaphs sei im Fluss, weil natürlich niemand wisse, ob und wann jemand etwas zurückbringe. Da spiele der Zufall eine große Rolle. Und Schlossvereinschef Weinkauf verweist auf die zwei Kartons mit abgebrochenen Teilen: „Wir haben leider selbst bisher vergeblich gesucht, wo sie passen könnten.“ Man müsse also auf die nächste Rückgabe warten, um zu sehen, wohin die Bruchstücke vielleicht gehören, um die Heilung des einzigartigen Kunstwerks voranzutreiben. (mz)
