Biologie Biologie : Eine Sauna für die Bienen

Leislau - „Dramatisch und alarmierend“ - so bezeichnet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Situation der Honigbienen in Deutschland. Um ein weiteres Artensterben zu stoppen, sei sogar ein Nationaler Bienen-Aktionsplan dringend erforderlich, argumentierte kürzlich Corinna Hölzel, Pestizid-Expertin beim BUND, in einer Radiosendung. Mehrere Ursachen sind dabei für das Bienensterben verantwortlich, wie Imker und Wissenschaftler inzwischen herausgefunden haben.
Dabei ist die Honigbiene eines der wichtigsten Nutztiere und für jeden dritten Bissen unseres Essens verantwortlich. Die Tiere bestäuben rund 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen. Leider ist sie hochgefährdet. Allein in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Imkerbundes die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf heute weniger als eine Million zurückgegangen. Monokulturen in der Landwirtschaft und der Einsatz von besonders gefährlichen Insektiziden machen den Bienen das Leben schwer. Ihr größter Feind ist jedoch die Varroamilbe.
Sie gilt auch als Hauptverursacher für das immer wieder auftretende massenhafte Bienensterben. Diese 1,5 Millimeter große Milbe ist seit den 1980er-Jahren eine Plage, die sich inzwischen über die ganze Welt ausgebreitet hat. Die Milbe vermehrt sich rasant im Bienenstock. Sie befällt die Bienen und deren Brut und saugt ihnen das Blut aus. Zudem kann sie sich schnell auf benachbarte Bienenvölker ausweiten. Die Varroose, wie der Milbenbefall der Bienen auch genannt wird, wird bisher hauptsächlich mit Ameisensäure und Giften behandelt. Das tötet zwar die Milbe, schwächt aber auch die Bienen.
In Leislau informierten sich deshalb bei Imkerin Theresa Reichenbächer kürzlich über 20 Imker aus dem Burgenlandkreis, wie sie ihre Bienenvölker gegen die gefährliche Milbe schützen können. Eingeladen zu der Informationsveranstaltung hatte Richard Rossa. Der Diplomingenieur aus München stellte den Imkern die von ihm entwickelte Bienensauna vor. Vor zehn Jahren hatte Rossa mit dem Imkern begonnen. Die Bienen hatten ihn von Anfang an in ihren Bann gezogen, wie er berichtete. Er habe großen Respekt vor diesen Wesen. Und das nicht nur wegen ihrer Unentbehrlichkeit für die Umwelt und das Leben. Ebenso fasziniert ihn ein Bienenvolk mit seinem Summen und seiner harmonischen Emsigkeit. Die Bekämpfung der Varroamilbe besitzt für Rossa deshalb zentrale Bedeutung.
In der Bienensauna herrscht eine Temperatur von bis zu 45 Grad. Ab einer Temperatur von 39 Grad allerdings verändern sich im Körper der sie schädigenden Milben die Eiweiße, so dass sie irreversible Schäden erleiden. Die Bienen dagegen können Temperaturen bis 45 Grad vertragen. Die Biene „schwitzt“ sich also gesund, während die wärmeempfindliche Milbe stirbt. Rossa: „Das Ergebnis: gesunde, vitale Bienenvölker.“
Die Idee, Wärme im Kampf gegen die Varroamilbe einzusetzen ist nicht neu. Sogenannte Hyperthermie-Behandlungsmethoden gibt es schon lange. Allerdings kann eine „Bienensauna“ inzwischen viel kleiner und gleichzeitig energieeffizienter gebaut werden. Auch die elektronische Regelung habe in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, erläuterte Rossa, der als Ingenieur für Regelungs- und Verfahrenstechnik tätig ist. Die Kombination dieser Kenntnisse sei die perfekte Voraussetzung gewesen, um eine handhabbare, sichere und effiziente Milbenbekämpfung mit Hyperthermie zu entwickeln.

