Autogeschichte in Naumburg Autogeschichte in Naumburg: Volkswagen aus Naumburg

Naumburg - Bekanntlich ist Naumburg nicht Wolfsburg. Doch auch die Domstadt hat ein Kapitel in der Geschichte des Automobils geschrieben. Ein fast vergessenes, das allerdings noch immer auf großes Interesse stößt und den Forscherdrang entzündet. „Es ist erstaunlich, was Ingenieure schon damals geleistet haben, und das mit weniger Mitteln als heute“, sagt Matthias Dittrich.
Der 47-Jährige hat die Geschichte der Automobilmarke Peter & Moritz für sich entdeckt. Den gebürtigen Naumburger, der im hessischen Biedenkopf bei Marburg lebt, verschlägt es regelmäßig in die Heimat, wo er sich auch auf die Spuren des Unternehmens, das 1919 im thüringischen Eisenberg gegründet wurde, jedoch bereits 1925 in Konkurs ging, begibt (siehe auch Beitrag „Mit Boxer-Motor“). Er besucht Orte und Menschen, die mit der wechselvollen Geschichte der Automarke verbunden sind oder Informationen liefern können. Er steht so unter anderem in Kontakt mit zwei Enkelinnen des einstigen Betriebsleiters und Ingenieurs Christoph Willi Gehring sowie mit Jörg Petermann, dem früheren Leiter des Eisenberger Stadtmuseums. Er wälzte Adressbücher, schrieb sogar Seniorenheime an, in der Hoffnung auf weitere Hinweise.
Schon in der Jugend kannte er einen solchen Ort, allerdings unbewusst: Der PA-Unterricht hatte ihn damals in das ehemalige Wagenhaus 1 der Bismarck-Kaserne in der Weißenfelser Straße und damit in die einstige Wirkungsstätte von Peter & Moritz geführt. Sein Ehrgeiz zeigte sich bereits bei den Nachforschungen zu den Vorbesitzern einer historischen MZ BK 350, die er 2013 erwarb und bis heute restauriert.
Dittrich ist Oldtimer- sowie Motorrad-Fan. Privat fährt er meist eine Harley-Davidson. Mit ihr will er im Mai mit einem Freund eine Tour auf den Spuren von Peter & Moritz machen und hofft nun auf weitere Tipps und Auskünfte. „Ich bin von Natur aus neugierig. Doch es ist traurig, dass heute nur noch sehr wenige etwas wissen“, sagt der Diplom-Ingenieur und einstige Schüler der Landesschule Pforta.
Er ist indes nicht der einzige, der zu Peter & Moritz, einst als Volkswagen angepriesen, Recherchen betreibt. Auch Thomas Reichenbach von den Naumburger Oldtimerfreunden, zu denen Dittrich ebenfalls Kontakt aufgenommen hat, beschäftigt sich damit. Allerdings mit ehrgeizigem Ziel: Ein Nachbau soll entstehen. Auf der Suche nach Teilen, Unterlagen, Prospekten und Fotos aus den 1920er-Jahren hat der Verein auf seiner Webseite einen Aufruf veröffentlicht. Ein Projekt, das sich jedoch noch in den Kinderschuhen befindet, wie Reichenbach verrät: „Wir sind am Anfang. Die Lage ist dürftig.“ Bekannt ist, dass ein Wagen-Gestell bis in die 1970er-Jahre vor der Kantine des Mikrosa-Betriebes gestanden haben soll. Bis jetzt besitzt Reichenbach nur eine Kühlerplakette und das Wissen um zwei Motoren.