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Aus Leidenschaft Aus Leidenschaft: Auch während Corona-Krise müssen Pferde auf Reiterhof bewegt werden

Von Holger Zimmer 28.03.2020, 14:00
Nancy Käsler mit einem der Pferde auf ihrem Reiterhof
Nancy Käsler mit einem der Pferde auf ihrem Reiterhof Holger Zimmer

Kreischau - Mit drei Jahren hatte Nancy Käsler schon das Pony Polli und als es zur Jugendweihe als Geschenk um Moped oder Pferd ging, gab es für die nun 41-Jährige nur eine Antwort und noch heute schwärmt sie von Verdino. Die Kreischauerin schaut angesichts des Coronavirus mit einer Mischung aus Einsicht in die Notwendigkeit und Ärger aus dem Fenster des kleinen Reiterstübchens.

Etwas mehr als 20 Vierbeiner hat sie derzeit auf ihrem Reiterhof stehen. Hinzu kommen Pensionspferde. Und alle müssen bewegt werden, damit sie nicht „einrosten“, denn gerade jetzt im Frühjahr ist das wichtig. Zwar kommen die Besitzer auch selbst, „doch allein schaffe ich es ohnehin nicht, die vielen Pferde zu reiten“, sagt Nancy Käsler.

Der Name Käsler ist bekannt in Kreischau

Und da in der gegenwärtigen Situation keine Kinder Unterricht nehmen, fehlten einerseits diese Einnahmen und andererseits die aus den Angeboten in den Kindereinrichtungen, die ja allesamt geschlossen sind. Erschwerend sei außerdem, dass neben Gummihandschuhen auch Desinfektionsmittel in den Verkaufsregalen der Geschäfte fehlen.

Der Name Käsler ist bekannt in Kreischau, denn ihre Eltern hatten mal die Gaststätte im Dorf. Das bewog sie letztlich, Restaurantfachfrau zu werden. Auch wenn sie mit Pony Polli zunächst vor allem „Fallunterricht“ betrieben hat, wie sie sagt, blieb sie dem Pferdesport treu. So konnte sie später mit Verdino etliche Schleifen bei Siegerehrungen einheimsen.

„Zu einer Siegerschleife hat es nie gereicht.“

Sie spricht von einem wundervollen Vierbeiner, der locker 1,60 Meter hohe Hindernisse überwinden konnte. Eines aber blieb ihr versagt: „Zu einer Siegerschleife hat es nie gereicht.“ Entweder war ein Hindernis doch zu hoch oder es fehlten einige Zehntelsekunden, ein Wimpernschlag, weil es in der letzten Biegung nicht schnell genug ging.

Später hatte sie Glück und bekam einen Job als Reitlehrerin auf dem Reiterhof in Großgöhren bei Rippach und 2008 machte sie sich dann selbstständig. Mit ihrer Freundin Babette Böhm, die in Uichteritz einen Reiterhof betreibt, steckte sie die Claims ab. Letztere arbeitet mit Kindereinrichtungen in und um Weißenfels zusammen. Die Kreischauerin Nancy Käsler hingegen ist zwischen Zorbau, Lützen und Zeitz unterwegs.

Acht Kindereinrichtungen fahre sie an

Aber sie räumt ein, dass es nicht allzu viel einbringe, weil der Preis für die Teilnahme relativ moderat sei. Acht Kindereinrichtungen fahre sie an. Früher habe sie die sogar alle zwei Wochen besucht, doch jetzt sind die Abstände etwas größer geworden. Daneben sei sie auch bei Dorf- und Schulfesten präsent. Da bleibe bei weiteren Strecken angesichts des Aufwandes vom Einladen der Tiere bis hin zur Rückfahrt mitunter kaum das Benzingeld übrig.

Aber den Kindern mache es Freude und vielleicht finde ja doch mal eines Gefallen am Pferdesport. Meist seien es allerdings Mädchen, die kommen und etwas für diese Vierbeiner übrig haben. Nicht einem Jungen lehre sie reiten und nur eines der vier Pensionspferde gehöre einem älteren Mann. Eine Erfahrung, die auch anderswo gemacht werde. Nun hofft Nancy Käsler, dass das Coronavirus bald wieder verschwindet und Normalität einzieht. (mz)