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Aus für die Braunkohle 2038 Aus für die Braunkohle 2038: "Nicht nur reden handeln!"

Von Isabell Bergner und Torsten Gerbank 29.01.2019, 08:38
Im Tagebau Profen wird Abraum zum Absetzer transportiert.
Im Tagebau Profen wird Abraum zum Absetzer transportiert. Hartmut Krimmer

Profen/Zeitz - Das endgültige Aus für die Braunkohle soll nach aktuellem Stand 2038 kommen, zur Stromgewinnung soll Braunkohle dann nicht mehr genutzt werden. Bis dahin, so die Einigung innerhalb der von der Bundesregierung eingesetzten Kohlekommission, könnten rund 40 Milliarden Euro in die sogenannten Kohleländer Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen fließen, um den mit dem Kohle-Aus verbundenen Strukturwandel zu bewältigen. Allein im Mitteldeutschen Revier sind etwa 6.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit der Braunkohle verbunden.

Während Armin Eichholz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Mitteldeutschen Braunkohle AG (Mibrag), das Ziel als „zu ambitioniert“ einordnet, nennt Götz Ulrich (CDU), Landrat des Burgenlandkreises, das Ergebnis der Beratungen einen gelungenen Kompromiss. Doch was sagen Menschen in der Region oder Mitarbeiter der Mibrag? Die MZ hat sich umgehört:

Strukturwandel in Profen: „2038 klingt nicht schlecht, das ist nicht zu kurz und nicht zu lang.“

„2038 klingt nicht schlecht, das ist nicht zu kurz und nicht zu lang. Wichtig ist, was danach kommt. Gewerbegebiete und Ersatzbranchen wie beispielsweise die Stahlindustrie müssten her“, sagt Dieter Hinke. Und der Mann fordert: „Es darf nicht nur geredet, sondern es muss was getan werden. Zur Wende wurde viel gesagt, doch viele Betriebe sind kaputt gegangen.“

„Heute darf keine einzige Tonne Braunkohle gefördert werden, ohne dass feststeht, wie der Eingriff in die Landschaft ausgeglichen und wieder aufgebaut wird“, sagt Roland Rittig. Es gelte Lebensraum zu schaffen, der wirtschaftlich nutzbar, ökologisch wertvoll und vielschichtig sei. „Dann bin ich dafür, dass man den wertvollen Bodenschatz Braunkohle auch weiter abbaut“, so der Rentner. Allerdings solle die Kohle dann nicht zum Verheizen, sondern zur Veredlung genutzt werden.

Strukturwandel in Profen: „Doch es muss auch etwas getan werden, um die Folgen abzufedern.“

Manuela Kummer denkt unter anderem an die jungen Menschen, die in der Kohle arbeiten. „Was passiert mit ihnen?“, fragt sie und vertritt die Meinung, dass sie eine Umschulung bekommen sollten. Für den Klimaschutz sei der Ausstieg gut, so die Köchin. „Doch es muss auch etwas getan werden, um die Folgen abzufedern. Man könnte zum Beispiel die Wasserkraft mehr nutzen. Wir haben genügend Wehre und die nötige Technik“, so Kummer.

Von einem zweischneidigen Schwert spricht Karl-Heinz Falz aus Zeitz. „Ich weiß nicht, ob die Zeit bis 2038 reicht, um die Arbeiter der Branche umzuschulen.“ Er meint aber auch, dass man um den Kohleausstieg nicht herumkomme. Irgendwann müsse er passieren. Der Nutzungsgrad der Kohle beim Verheizen sei schlecht, so der Rentner. Jedoch stehe die Frage nach Alternativen. „Wir haben schon einige ,Windmühlen’ und Solaranlagen in der Umgebung. Energie, Altersvorsorge und Gesundheit sollten staatlich geregelt sein“, so Falz.

Strukturwandel in Profen: „Prinzipiell ist es zu befürworten, von den fossilen Energieträgern wegzukommen.“

„Prinzipiell ist es zu befürworten, von den fossilen Energieträgern wegzukommen. Es macht aber wenig Sinn, dann Atomstrom aus Tschechien oder Frankreich einzukaufen“, sagt Marco Roitzsch. Außerdem bleibe der Infrastrukturausbau im Hinblick auf erneuerbare Energien ein Problem. „Die Kosten für die Umstellung werden sicher auf den Verbraucher umgelegt“, fürchtet Roitzsch. Gudrun Christel fragt: „Warum so plötzlich ein Ausstieg aus der Kohle?“ Die Rentnerin rät: „Es sollte in Ruhe bedacht und entschieden werden.“

Eher zurückhaltend haben Mitarbeiter der Mibrag reagiert. Von der MZ Angesprochene sagten, dass sie schnell zum Dienst müssten, andere verwiesen an die Pressestelle des Unternehmens. Ein Mitarbeiter sagte, dass er auf den Strukturwandel setze und damit darauf, dass es für ihn auch nach dem Kohle-Aus hier in der Region wieder einen Arbeitsplatz gibt. Seinen Namen wollte er nicht verraten. Ein anderer Mitarbeiter des Kohleunternehmens eben sowenig.

Er sagte, dass er persönlich keine Zukunftssorgen habe. Weil er flexibel und gut ausgebildet sei denke er, dass er im Ernstfall sehr schnell wieder eine andere Anstellung finden werde. Er sagte aber auch, dass die Situation nicht schön sei. Wenn jetzt als Enddatum 2038 stehe, würde das ja nicht heißen, dass das Aus für hiesige Kraftwerke nicht schon eher kommt. (mz)