Ärger über Bahnverkehr Ärger über Bahnverkehr: Der Fahrplan steht kopf

Naumburg - Für Berufspendler, die täglich zwischen Naumburg und Halle unterwegs sind, kam die Ankündigung überraschend: Vom 3. bis 19. Februar wird der Fahrplan für die Strecke erneut auf den Kopf gestellt. „Bereits ab Sonnabend, 3. Februar, kommt es aufgrund von Gleiserneuerungen zwischen Großkorbetha und Naumburg zu geänderten Fahrzeiten und Schienenersatzverkehr“, teilte die Deutsche Bahn am Mittwoch, 31. Januar, mit. Betroffen davon sind Züge der Linien Regionalbahn 20, Regionalexpress 16, 17 und 18 sowie der Städteexpress 15.
Keine Fahrradmitnahme
„Nicht schon wieder“, dürften zahlreiche Bahnkunden innerlich gestöhnt haben, als der Zugbegleiter die frohe Botschaft über die Lautsprecher verkündete. Wer den akkuraten Herrn von Abellio während seines anschließenden Kontrollgangs auf die Durchsage ansprach, bekam eine geradezu unübersichtliche und schwer leserliche Tabelle mit sämtlichen Fahrplanabweichungen in die Hand gedrückt.
Aufgrund von Gleiserneuerungen wird es auf der Bahnstrecke Naumburg - Großkorbetha bis 19. Februar zu geänderten Fahrzeiten und Schienenersatzverkehr kommen. Vom 23. bis 26. Februar ist für die Strecke eine Vollsperrung geplant. Anschließend wird der Abschnitt bis November 2018 eingleisig betrieben. (ff)
Aus dieser ist nach intensivem Studium zu entnehmen, dass allein Pendler aus oder in Richtung Halle die nächsten Tage in Großkorbetha auf Schienenersatzverkehr ausweichen müssen. Während den Reisenden aus oder in Richtung Leipzig bei der Durchfahrt nach Naumburg keine derartigen Unannehmlichkeiten entstehen.
Eine völlig unverständliche, gar inakzeptable Planung. Von daher waren am Montag und Dienstag, vor allem auf der Strecke zwischen Naumburg und Halle, verärgerte und frustrierte Kunden anzutreffen. Falsche Gleisdurchsagen waren noch das geringste Problem. So wurden Personen, die mit Fahrrädern reisten, von einigen Busfahrern in Großkorbetha stehengelassen. Auf die Vorschriften pochend, verweigerten sie die Mitnahme der Räder, obwohl Platz vorhanden gewesen wäre. Ein älterer Herr verpasste dadurch seinen Anschlusszug nach Erfurt.
Zug fährt vor der Nase weg
Für den Schienenersatzverkehr hat Abellio ein externes Unternehmen beauftragt. Die Fahrer müssen innerhalb einer gesetzten Frist von Großkorbetha über Weißenfels und Leißling nach Naumburg kommen. Knapp eine Stunde dauert die Reise unter Zeitdruck. „Ich muss leider etwas schneller fahren, sonst schaffe ich bei der Rückfahrt den wartenden Zug nicht“, entschuldigt sich ein Busfahrer bei einer Mutter, die mit der etwa zwölf Jahre jungen Tochter, ganz vorn im
Bus sitzt. Mit hohem Tempo nimmt der Fahrer die Serpentinen nach Leißling. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass Abellio an das Land Strafen zahlen muss, wenn Züge unpünktlich sind.
Auch zum Feierabendverkehr regierte eher das Chaos als gut durchdachter Schienenersatzverkehr. Um die Busfahrt zu vermeiden, haben Reisende die Möglichkeit, den Städteexpress 15 Richtung Leipzig zu nehmen, um anschließend in Großkorbetha in die Regionalbahn 20 nach Halle umzusteigen. Wie günstig erschien es da, dass der Regionalzug am gegenüberliegenden Gleis schon bereit stand. Die Umsteigenden eilten hastig die Treppen hinunter, um von Gleis sechs zu Gleis acht zu gelangen. Sie tauchten gerade aus der Unterführung auf und wollten die letzten vier fünf Stufen nehmen, als der Zug vor ihrer Nase davon fuhr. Dabei war einer reisenden Seniorin vom Bahnpersonal noch bestätigt worden, dass der Zug warten werde und der Anschluss für sie somit sicher sei.
Eine ganze halbe Stunde durften die verärgerten Fahrgäste auf dem im Dornröschenschlaf versunkenen Bahnhof in Großkorbetha nun ausharren. Wer dort je vorbeikommt, kann sich schnell ein Bild von der vernachlässigten Anlage machen.
Saniert wird bis November
Außer einem Ticketautomaten ist dort nichts - kein Informationsschalter, kein Personal, kein Imbiss oder gar Warteraum. „Wer hier länger verweilen muss, kann sich höchstens vor Wind und Wetter schützen“, sagt eine Reisende lakonisch. Es stellt sich die Frage, warum die Zugverbindungen zwischen Naumburg und Halle derart kundenunfreundlich geplant wurden und Anschlusszüge nach Halle aufgrund einer Differenz von zwei Minuten von Reisenden nicht genutzt werden können. Darauf hatten allerdings auch die netten und hilfsbereiten Kundenbetreuer keine Antwort, die die Tage so einige Beschwerden werden wegstecken müssen.
Geradezu tragisch für alle gestressten Bahnfahrende ist jedoch der Verlust des höchsten Gutes: der Zeit. Diesen kann die Bahn nicht kompensieren. Stattdessen werden Bahnkunden um „Verständnis für entstehende Unannehmlichkeiten“ gebeten. Vom 23. bis zum 26. Februar wird die Strecke außerdem wegen der Errichtung zweier Hilfsbrücken, komplett gesperrt. Danach wird der Abschnitt eingleisig betrieben, bevor die Inbetriebnahme der sanierten Bahnanlagen im November erfolgt.
