Arche Nebra Arche Nebra: Viele kleine Schritte führ(t)en zum Mond

Wangen - Da hatten die Veranstaltungsplaner in der Arche Nebra definitiv ein gutes Gespür bewiesen - und zudem buchstäblich die Gestirne auf ihrer Seite: Die Veranstaltung am Dienstag, die ganz um den jetzt am Wochenende anstehenden 50. Jahrestag der Mondlandung sowie die am gleichen Abend vor Ort zu beobachtende partielle Mondfinsternis kreiste, war ausnehmend gut besucht: Nahezu 40 Interessierte hatten sich zu dem Event eingefunden - unter ihnen sogar Gäste aus Niedersachsen und aus dem nordrhein-westfälischen Paderborn.
„Wir kannten die Arche Nebra schon vom Hörensagen und hatten zufällig von dieser Veranstaltung erfahren. Und da meine Frau ein großer Mond-Fan ist, haben wir heute Nägel mit Köpfen gemacht und sind zu unserem ersten Besuch hierhergekommen“, schilderte Werner Pohl aus Peine bei Hannover, als er mit seiner Partnerin Martluise Tollert und weiteren Teilnehmern zum spätabendlichen Spaziergang auf den Mittelberg startete. Am dort von Gunter Helmer (Volkssternwarte Urania Jena) aufgestellten Teleskop verfolgten die Mond-Enthusiasten, wie der Erdtrabant teilweise in den Kernschatten unseres Planeten eintrat und sich der „Blutmond“, so genannt wegen seiner braun-rötlichen Verdunkelung, bildete.
Vision von der bemannten Raumfahrt
Die Beobachtung der partiellen Mondfinsternis bildete den krönenden Abschluss einer Veranstaltung, die zuvor mit zwei überaus informativen und faktenreichen Fachvorträgen zum Thema aufgewartet hatte. Eingangs zeichnete der Wissenschaftshistoriker Felix Lühning, der heute die bekannte Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow leitet, nach, wie der Traum von der Eroberung des Kosmos im Allgemeinen und des Monds im Besonderen Wirklichkeit wurde. Lühning ging insbesondere auf die Rolle des brillanten und charismatischen, moralisch allerdings zweifelhaften deutschen Raketeningenieurs Wernher von Braun ein. Um der Realisierung seiner Vision von der bemannten Raumfahrt näher zu kommen, hatte sich von Braun, später in den USA Wegbereiter der Nasa-Flüge, auch den Nazis angedient.
Der Einfluss der Trickfilme
„Was mir vorher nicht bekannt war und ich durch den heutigen Vortrag gelernt habe, ist, mit welchem Geschick von Braun auch die US-Massenmedien und sogar Walt Disneys Filmimperium zur Popularisierung seiner Ideen nutzte“, zeigte sich Manfred Lauterbach aus Kirchscheidungen erfreut über den Wissenszuwachs. Tatsächlich hatte das Gespann von Braun-Disney, unterstützt vom genialen Illustrator Chesley Bonestell, in den 1950er-Jahren die drei Weltraumeroberungs-Trickfilme „Man in Space“, „Man and the Moon“ sowie „Mars and Beyond“ produziert, deren Szenarien der späteren Realität bereits verblüffend nahekamen.
Mond beschäftigt den Menschen
Für verblüffende Erkenntnisse sorgte im zweiten Vortrag des Abends zudem Gunter Helmer von der Volkssternwarte Urania Jena. „Der Mond beschäftigt uns, seine tägliche Gestaltänderung - mal kugelrund, mal Banane, mal gar nicht zu sehen - kitzelt uns Menschen“, schickte der Experte seinen Erläuterungen voraus - um dann im Detail auf zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit den Mondphasen sowie Mond- und Sonnenfinsternissen einzugehen. Helmer erklärte außerdem, wie es kommt, dass sich im Mondkrater Clavius sechs weitere, scheinbar sorgsam nach der Größe „aufgereihte“ Krater befinden: „Hier ist ziemlich wahrscheinlich ein auf den Mond zurasender Asteroid aufgrund der dabei wirkenden gigantischen Kräfte in mehrere Teilstücke zerbrochen, welche dann jeweils ein wenig versetzt voneinander auf der Oberfläche einschlugen.“
Sonnenlicht erreicht Bergspitzen
Helmer erläuterte darüber hinaus, wie das - schon mit einem Feldstecher zu beobachtende - Phänomen des „Goldenen Henkels“ zustande kommt: Der Begriff bezeichnet einen visuellen Effekt an der Tag-Nacht-Grenze des Mondes. Etwa zehn bis elf Tage nach Neumond liegt das Tal der Regenbogenbucht (Sinus Iridum) noch im Schatten, während die Bergspitzen des angrenzenden Gebirges aufgrund ihrer Höhe bereits vom Sonnenlicht erreicht werden - und sich die prägnante gelbliche Formation zeigt.