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Zwei Einakter von Anton Tschechow Am Theater Naumburg droht Mord und Totschlag

Von Kai Agthe 25.10.2021, 20:00
Smirnow (Enrico Riethmüller) und Popova (Pia Koch)
Smirnow (Enrico Riethmüller) und Popova (Pia Koch) Foto: Torsten Biel

Naumburg/MZ - Einakter von Anton Tschechow (1860-1904) beginnen nicht beiläufig, sondern mit einem Heiratsantrag oder auch dem Versuch, Schulden einzutreiben. Und bald eskaliert das Geschehen derart, dass Mord und Totschlag drohen. Ehe es aber zum Äußersten kommt, endet das Drama gewöhnlich versöhnlich.

Wie das aussieht, zeigt das Theater Naumburg in den Einaktern „Der Heiratsantrag“ und „Der Bär“. Der eingebildete Kranke Lomow (wunderbar: Claus Becker) hält im erstgenannten Kurzdrama bei Tschubukow (Enrico Riethmüller) um die Hand von dessen Tochter Natalja an (selbstbewusst wie ein Unteroffizier: Selena Bakalios). Der Alte stimmt zu, doch ehe Lomow die Angebetete auf den Knien seines Herzens um das Ja-Wort bitten kann, kommt es zum Streit über die Frage, wem die Ochsenwiesen gehören.

Kaum ist der beigelegt, droht neues Ungemach, weil jeder dem anderen vorwirft, den hässlicheren Hund zu besitzen. Dass sich die beiden dennoch finden, obwohl sich Lomow zwischenzeitlich dem Herztod nahe fühlt, ist Tschechows grandioser Gefühlsdramaturgie zu verdanken.

In „Der Bär“ will Smirnow (herrlich verzweifelt: Enrico Riethmüller) Schulden bei der Witwe Popova (mondän: Pia Koch) eintreiben, die deren verstorbener Mann gemacht hat, die sie aber nicht zurückzahlen kann. Auch in diesem Stück kochen die Emotionen so hoch, dass die Popova - die Smirnow wiederholt einen groben Bären schimpft - dessen Herausforderung zum Pistolenduell annimmt.

Da die Witwe noch nie eine Waffe in der Hand hatte, muss sie sich von Smirnow zeigen lassen, wie Erschießen funktioniert. Wo Hass war, spürt der Gläubiger plötzlich Liebe. Und die Popova ruft ihrerseits: „Ich hasse sie!“ - und fällt ihm voller Begierde um den Hals.

Intendant Stefan Neugebauer führt hier nicht nur Regie, sondern hat die Inszenierung - die im großen Ratskeller-Saal mit seiner tollen Akustik zu erleben ist - auch ausgestattet. Viel braucht es dafür nicht, da man getrost der Magie von Tschechows Worten vertrauen kann. Das Premierenpublikum war hörbar begeistert.

Nächste Vorstellungen: Donnerstag bis Samstag, jeweils 19.30 Uhr