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Handarbeit Am Schloss Lützen entsteht eine schmucke Wappentafel

Am Lützener Schloss haben Restauratoren an einem Kleinod über dem Tor Hand angelegt. Was sich die Fachleute für die Zukunft wünschen.

Von Holger Zimmer 18.06.2021, 12:00
Detlev Kuhn  sorgt mit einem filigranen Pinsel für die neue Farbfassung.
Detlev Kuhn sorgt mit einem filigranen Pinsel für die neue Farbfassung. (Foto: Holger Zimmer)

Lützen - Die Arbeiten am großen Wappen über dem Tor zum Lützener Schloss neigen sich dem Ende entgegen. Restaurator Detlev Kuhn (60) hat eine kleine Dose mit schwarzer Spezialfarbe um den Hals gehängt und arbeitet die Schriftzüge des Schmucksteins wieder heraus. Ihm haben Wind und Wetter geschadet und wahrscheinlich eine defekte Dachrinne noch vor der Wende. Das hat zudem für Feuchtigkeit gesorgt und Salze haben das Gestein angegriffen. Sein Kollege Tobias Watterodt (52) sagt, dass die Ausplatzungen mit Gestein-Ersatzmasse komplettiert werden.

Die Wappentafel stammt aus dem Jahr 1687, wie Kuhn sagt. Es war jene Zeit, als Lützen den Herzögen von Sachsen-Merseburg gehörte. An historische Ereignisse wird auf der Tafel erinnert: Dass die sogenannte Zollburg 1252 errichtet worden ist und sie endet 1687, als sie zum Barockschloss umgebaut wurde. Daneben findet sich neben einem Kreuz das sächsisch-kurfürstliche Wappen und darüber ein sogenannter Kurhut. Zuletzt war die Wappen tafel 1979 aufgearbeitet worden.

„Es muss auch der Wille da sein, Altes zu erhalten und Geld auszugeben.“

Die beiden Fachleute sind seit Jahren für das hallesche Atelier Schöne tätig. Auch im Schloss Goseck haben sie gearbeitet und zum Beispiel die Krypta wieder so hergestellt, wie sie einmal vor der Unterteilung in zwei Etagen ausgesehen hat. Es war ein wesentlicher Aspekt, damit der historische Bau in der Straße der Romanik berücksichtigt wurde. Auch im Kirchenschiff und im Chor haben die Männer Hand angelegt. Doch Glanzpunkt dürften die Arbeiten im Grünen Gewölbe des Dresdener Schlosses gewesen sein. Da habe man geschnitzte Teile vergoldet und wieder angebracht. In Zeitz wurde bei der Sanierung der Michaeliskirche und in Halle an Stadtgottesacker, Marktkirche und Dom-Altar mitgewirkt. In Eisleben war man in der Andreas-Kirche mit dabei. Und im Weißenfelser St.-Claren-Kloster wurden Bestandsuntersuchungen durchgeführt. Hinzu kommen die Löwenburg in Kassel und der dortige Bergpark, der zum Weltkulturerbe gehört.

Die zwei Männer können sich keinen besseren Beruf vorstellen. Detlev Kuhn war ursprünglich Tischler, hat an der Fachschule gelernt, sich an der Burg Giebichenstein qualifiziert und an der Technischen Hochschule studiert. Wie sein Kollege arbeitet er nicht nur solche steinernen Wappen wie in Lützen auf und restauriert von Skulpturen bis zum Kirchenaltar alles. Sein Kollege Tobias Watterodt war Maler sowie Lackierer und hat das Abitur nachgeholt. Für einen, der alte Bauwerke und Museen besucht, war dann ein Denkmalpflegestudium folgerichtig. Er sagt, dass man sich mit unterschiedlichen historischen Objekten auseinandersetzen und bei der Restaurierung künstlerisch-kreativ vorgehen könne. Letztlich sind sich die beiden Männer einig, dass eine solche Arbeit wie ihre etwas ganz Besonderes ist. Und was sie sich wünschen? Denn dass die Arbeit nicht abreißt, ist nur die eine Seite der Medaille. Kuhn sagt: „Es muss auch der Wille da sein, Altes zu erhalten und Geld auszugeben.“

Für die Aufarbeitung hat der Verein „Lützen hat Zukunft“ 8.000 Euro durch einen DVD-Verkauf im Zuge der 750-Jahrfeier beigesteuert. Jeweils 2.000 Euro kommen von Museumsverein und Ortschaftsrat. Das ist mehr als die Hälfte der Gesamtausgaben. (mz)