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Alm Gaudi in Kleinjena Alm Gaudi in Kleinjena: Maaßloses Chaos

Von Harald Boltze 17.06.2018, 08:25
Im November 2016 eröffnete Unternehmer Marco Maaß, nachdem er sein Domizil in Naumburg hatte verlassen müssen, voller Stolz das „Alm Gaudi“ in Kleinjena. Nun ist er jedoch wie vom Erdboden verschluckt.
Im November 2016 eröffnete Unternehmer Marco Maaß, nachdem er sein Domizil in Naumburg hatte verlassen müssen, voller Stolz das „Alm Gaudi“ in Kleinjena. Nun ist er jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Archiv (Torsten Biel)

Naumburg - Einst stand das „Alm Gaudi“ für Party und Spaß. Jetzt steht das Kleinjenaer Lokal im Zentrum von Frust und riesigem Ärger. Denn vieles deutet darauf hin, dass sich Betreiber Marco Maaß abgesetzt, einen großen Berg Schulden und zudem Hunderte verprellter Sekundarschüler hinterlassen hat.

Wie Tina Kirchhoff, die Inhaberin des Gebäudes an der B 180, dem früheren „Grünen Tal“, auf Tageblatt/MZ-Anfrage bestätigte, sei Maaß nicht aus seinem Urlaub zurückgekehrt und habe in dieser Woche den „Alm-Gaudi“-Mitarbeitern über den Nachrichtendienst WhatsApp offenbart, dass er auch nicht zurückkommen werde. Wo sich Maaß aufhält, ist ungewiss. Vermutet wird ein Aufenthalt in Brasilien, woher seine Lebensgefährtin stammt, mit der er ein Kind hat und die zuletzt mit ihm hier im Burgenlandkreis lebte.

Mit Marco Maaß verschwunden ist auch eine Anzahlung von stolzen 4750 Euro, die die Zehntklässler der Naumburger Albert-Schweitzer-Sekundarschule geleistet haben. „Die drei Klassen wollten mit Eltern, Großeltern und Geschwistern am kommenden Freitag im ’Alm Gaudi’ ihren Abschluss feiern und haben dafür pro Person 19 Euro bezahlt“, erzählt Kathrin Rockstroh, deren Sohn zu den geprellten Schülern zählt. Da man erst diesen Donnerstag von Maaß’ Verschwinden erfahren habe, sei es bisher trotz vielen Herumtelefonierens unmöglich gewesen, eine Ersatz-Location zu finden.

Erst am Freitag drang die unerfreuliche Entwicklung zu Jörg Müller, dem Leiter der Freyburger Sekundarschule, vor. Auch seinen „Zehnern“ hatte der „Alm-Gaudi“-Betreiber für den 22. Juni eine Abschlussparty zugesagt. „Zum Glück haben unsere Eltern und Schüler keine Vorkasse vereinbart, so dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind, nun aber die schwierige Aufgabe haben, einen neuen Veranstaltungsort zu finden“, meinte Müller auf Anfrage.

Im Kleinjenaer Lokal selbst hielt am Freitag eine junge Sekretärin die Stellung, sie wollte jedoch unserer Zeitung keine Auskunft geben. Es täte allen Angestellten sehr leid, man hätte das Verschwinden des Chefs nie im Leben voraussehen können.

Auch Besitzerin Tina Kirchhoff ist aus „heiterem Himmel“ überrascht worden. Es habe keinen Streit gegeben. Das „Alm Gaudi“ sei sogar ganz gut gelaufen, meint sie. Marco Maaß sei zwar mit den Pachtzahlungen nicht ganz auf dem Laufenden, habe bei ihr aber auch keine großen Schulden angehäuft.

Für den Naumburger Event-Veranstalter Gerald Angermann kommt das Verschwinden von Marco Maaß allerdings nicht ganz so überraschend. „Wie jetzt herauskommt, hat er das wohl von langer Hand geplant. Er hat Miet- und Pachtschulden. Er steht bei Getränke- und Lebensmittellieferanten sowie vereinzelt bei Künstlern und Technikern hoch in der Kreide. Seine sonstigen Aktivitäten, die Imbisse in Schwimmbädern oder seinen Würstchen-Imbiss hatte er ja schon alle abgestoßen“, so Angermann.

Er und Maaß waren im November 2016 bei der Eröffnung in Kleinjena als Duo aufgetreten. Zuvor hatte das Lokal sein Domizil in Naumburg räumen müssen. „Ich habe dann irgendwann gemerkt, was für ein krummer Hund Herr Maaß ist und die Zusammenarbeit beendet“, so Angermann, der erzählt, Maaß habe Billig-Schnaps in die Flaschen von Qualitäts-Produkten abgefüllt. Angermann: „Das wäre irgendwann eh aufgeflogen.“

Tina Kirchhoff tun neben den geprellten Schülern und weiteren Kunden („Die Auftragsbücher waren gut gefüllt.“) vor allem die Mitarbeiter des Lokals leid. „Sie haben zuletzt kein Gehalt bekommen, bekamen von Herrn Maaß lediglich per WhatsApp viel Glück gewünscht. Der Rentner zum Beispiel, der die Stretch-Limousine gefahren hat, heult sich die Augen aus.“ Kirchhoff hat als Eigentümerin mit Marco Maaß, wie es scheint, aber nicht nur einen Pächter des „Alm Gaudi“, sondern auch der benachbarten Pension „Zum Fässchen“ verloren. Es sei nicht vorstellbar, dass die zurückgelassenen Angestellten dort den Betrieb aufrechterhalten, so Kirchhoff, vielmehr sei eine Insolvenz im Gespräch.

Im Polizeirevier Burgenlandkreis ist der Vorfall bekannt, eine konkrete Anzeige aber noch nicht eingegangen. „Die Person, die bei uns war, hat sich informiert, wollte die Gelegenheit noch abprüfen und womöglich kommende Woche Anzeige erstatten“, so Polizeisprecherin Gesine Kerwien.

Die letzte Veranstaltung, die im „Alm Gaudi“ vor der geplanten Sommerpause stattgefunden hatte, war die Abschlussparty „2 Jahre Schlaflos“. Eine unfreiwillige Komik: Denn die schlaflosen Nächte haben für viele der Beteiligten gerade erst begonnen.