Abwassernetz Abwassernetz: Altlasten aus Bergbau erschweren den Ausbau

Waldau - Das Grundwasser im Osterfelder Ortsteil Waldau ist mit giftigem Phenol belastet. Die Anwohner wissen das, sie dürfen zum Beispiel das Wasser ihrer Hausbrunnen nicht zum Gießen ihrer Gärten verwenden. Der Grund für die Belastung liegt fast 200 Jahre zurück. Um das Jahr 1830 herum hoben Bauern in der Waldauer Flur erste Kohlegruben aus, um Brennstoff für ihre Häuser zu gewinnen.
Daraus entwickelte sich in rasanter Geschwindigkeit eine Kohleindustrie mit mehreren Gruben, einer Schwelerei und Mineralölfabrik. 1930 war Schluss, weil sich die Kohlevorkommen erschöpften. Doch nun stellt der Altbergbau die Stadt Osterfeld und den Abwasserzweckverband Naumburg (AZV) vor erhebliche Probleme.
Rohre sollten einfach nur größer dimensioniert werden
Denn im kommenden Jahr will der AZV in Waldau mit dem Kanalbau für sein Abwassernetz beginnen. Und auch die Stadt Osterfeld plant, sich an das AZV-Vorhaben zu hängen und im Zuge dieser Arbeiten den Hochwasserschutz im Ort zu verbessern. Der ist aufgrund seiner Topographie an vielen Stellen bei Starkregen hochwassergefährdet. Dann sucht sich das Oberflächenwasser von höher gelegenen Ortsbereichen seinen Weg und schießt in Richtung tiefer gelegenem Steinbach, der die Wassermassen nur schwer aufnehmen kann.
Doch die Planungen für die Arbeiten stellen eine große Herausforderung sowohl für den AZV als auch für die Stadt dar. Ursprünglich sollte das Regenwasser aus den Außenbereichen des Dorfes über Rohrleitungen in die neu zu bauenden Regenwasserkanäle im Ort geleitet werden. Die Rohre sollten einfach nur größer dimensioniert werden, so die Vorstellungen der Stadt.
Etwa 180.000 Euro an Mehrkosten
Etwa 180.000 Euro an Mehrkosten wären dadurch für Osterfeld entstanden, was immer noch günstiger wäre, als im nördlichen und südlichen Außenbereich des Ortes Regenrückhaltebecken zu bauen. Doch diese Pläne scheinen nun aufgrund der Schadstoffbelastung im Boden nicht aufzugehen. „Wir werden noch einmal umdenken müssen“, so Osterfelds Bürgermeister Hans-Peter Binder (parteilos) jüngst vor dem Stadtrat.
Die Waldauer Altlasten schränken die Materialauswahl für die Leitungen ein. Betonrohre würden durch das belastete Grundwasser von außen angegriffen und hätten eine kürzere Lebensdauer. Glasfaserverstärkte Kunststoffrohre kämen aber erheblich teurer. Und nicht nur das Material birgt Probleme.
„Größere Rohre zu verlegen, funktioniert nicht“
„Größere Rohre zu verlegen, funktioniert nicht, weil die Abstände zwischen den einzelnen Medien in den Straßen sehr gering sind. Es ist schlichtweg zu eng“, macht Toni Winkler, Projektmanager beim AZV Naumburg, deutlich. Die Kanäle tiefer zu verlegen, sei aufgrund der geologischen Verhältnisse ebenso schwierig. Zudem würde man unter Umständen in kontaminierte Schichten vordringen und je tiefer gebuddelt würde, desto höher sei die Gefahr der Durchmischung mit belasteten Bodenschichten.
Mit der Abfall- und Bodenschutzbehörde stehe man deshalb in engem Kontakt. Beim AZV sieht man deshalb nur die Möglichkeit des Baus von Regenrückhaltebecken und der gedrosselten Ableitung des Regenwassers in den Steinbach. Aber selbst hier seien Abstimmungen mit Behörden nötig, so der Planer. Letztlich müssten die Auswirkungen der konzentrierten Regenwasserversickerung auf den belasteten Boden bedacht werden. (mz)