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Abfallprobleme bei Lützen Abfallprobleme bei Lützen: Müll in der Landschaft

Von Heike Riedel 15.06.2016, 13:33
An Feldrändern und auf wenig genutzten Wegen wird oft Abfall einfach abgekippt.
An Feldrändern und auf wenig genutzten Wegen wird oft Abfall einfach abgekippt. Ordnungsamt Lützen

Lützen/Görschen - Kosten zwischen 30.000 und 60.000 Euro fallen jährlich bei der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd - Anstalt öffentlichen Rechts (AW SAS - AöR) für die Entsorgung illegaler Müllablagerungen in der Landschaft an. „Das Geld müssen am Ende die Einwohner über ihre Abfallgebühren mit aufbringen“, sagt Gundram Mock, Vorstandsvorsitzender der AW SAS. Deswegen sollte es das Anliegen aller sein, es nicht einfach hinzunehmen, wenn jemand sich seines Mülls irgendwo in der Landschaft entledigt. Solche Umweltsünder sollten nicht ungestraft bleiben, ist er sich mit den Städten und Gemeinden einig.

Doch die haben es schwer, die Verursacher der Dreckecken zu finden, wenn es keine Zeugen für die Verschmutzung gibt. Zwar versuchen sie in dem Müll Hinweise auf die Herkunft und damit eine Spur zum Verursacher zu finden, doch in der Mehrzahl der Fälle ist der Ermittlungsaufwand groß, ein Ergebnis aber selten, das einem Ordnungswidrigkeits- oder Strafverfahren standhält.

Illegale Müllentsorgung

Immerhin konnten in der Kernstadt Weißenfels, wo illegale Müllentsorgung seltener unbeobachtet bleiben, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres drei Verursacher ermittelt werden, denen die Kosten der Entsorgung und ein Bußgeld auferlegt wurden. Aber die 21 anderen Fälle illegaler Abfallentsorgung im innerstädtischen Bereich wurden nicht aufgeklärt.

19 sind es außerdem in den Fluren der ländlichen Ortschaften von Weißenfels. Teppiche, Matratzen, Kleidung, Möbelstücke, Schutt, Autoreifen - eigentlich alles wird da auf öffentlichen Flächen abgekippt. So informiert Pressesprecherin Katharina Vokoun auf MZ-Anfrage.

Im Lützener Raum ist in diesem Jahr besonders auffällig, dass es sich vermehrt nicht um die Abfälle einzelner Haushalte handelt, sondern eher um gewerbliche Abfälle. So schätzt es Ronny Mank, Leiter des Ordnungsamtes, ein. Ausgeschlachtete Waschmaschinen, Kühlschränke und andere elektrische und elektronische Geräte oder viele gleichartige Bauteile von Autos deuteten darauf hin.

Beliebt bei Umweltsündern

Mit 30 illegalen Abfallplätzen, meist an landwirtschaftlichen Wegen gelegen, die vom Lützener Bauhof bis Ende Mai bereits beräumt werden mussten, ist die Lützener Gegend offenbar sehr beliebt bei Umweltsündern. In Hohenmölsen sind bis Ende Mai erst neun Fälle von verbotswidrig abgelagertem Müll registriert worden. Teuchern spricht von fünf Aktionen, in denen bisher 40 Kubikmeter Müll eingesammelt wurden.

Alle Kommunen versuchen so schnell wie möglich zu reagieren, wenn Dreckhaufen entdeckt werden. „Denn wo einmal etwas liegt, kommt schnell noch mehr hinzu“, so die Erfahrung, die nicht nur Bianka Zausch, Teucherner Ordnungsamtsleiterin, immer wieder macht.

Deswegen schalten die Städte oft ihre Bauhöfe ein, um den Müll dort erst einmal zwischenzulagern. Für die Ermittlungsarbeit wird er zuvor protokolliert und fotografiert. Die Ergebnisse dessen werden dem Umweltamt des Burgenlandkreises und der AW SAS zugeleitet und erst mit deren Genehmigung darf die Kommune dann bei der Entsorgung aktiv werden.

Drei Entsorgungsvarianten

Die AW SAS bietet ihnen drei Entsorgungsvarianten. So wurde 2015 etwa ein Drittel des illegalen Abfalls mittels 84 sogenannter Freigabescheine über die Wertstoffhöfe entsorgt. Dort kann der mit kommunalen Kräften eingesammelte Müll aus der Landschaft direkt abgeliefert werden. In 44 Fällen wurden den Kommunen Container für die Entsorgung des Mülls bereitgestellt und so 71 Tonnen eingesammelt. Außerdem sind eigene Kräfte der AW SAS - teilweise mit schwerer Technik (LKW, Radlader) - im Einsatz für Sammlung, Abtransport und Entsorgung des Abfalls, sagt Gundram Mock.

Insgesamt 145 Fälle sind in diesem Jahr bereits wieder von der AW SAS bearbeitet worden, „über den ganzen Landkreis verteilt“, so Mock. Es gebe Schwerpunktflächen, denen sich die Anstalt gemeinsam mit den Ordnungsämtern der Kommunen und der unteren Abfallbehörde beim Landratsamt immer wieder widmen müssen, vor allem aber auch Schwerpunkte inhaltlicher Art. Erstere sollten nicht extra als illegale „Deponien“ öffentlich bekanntgemacht werden. Aber zu gefährlichen Abfällen wird Mock konkret.

Zu denen gehören zum Beispiel Asbestzementplatten, die immer wieder illegal entsorgt werden, obwohl es einen legalen Weg über Containerdienste und die Deponie Nißma gibt. Altöle, Farben, Verdünnung, Bitumen und Chemikalien sind für Boden, das Grundwasser und die Gesundheit ebenfalls sehr gefährlich und wer diese illegal entsorgt, begeht damit nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern sogar eine Straftat. (mz)

An Feldrändern und auf wenig genutzten Wegen wird oft Abfall einfach abgekippt.
An Feldrändern und auf wenig genutzten Wegen wird oft Abfall einfach abgekippt.
Ordnungsamt Lützen