95. Jahn-Turnen 95. Jahn-Turnen : Hauptsache schönes Wetter

Freyburg - Wenn sich Deutschlands Turnerfamilie beim Jahn-Turnfest in Freyburg unter freiem Himmel an die Geräte begibt, dann ist an diesem August-Wochenende möglichst trockenes und auch halbwegs warmes Wetter gefragt. Genau das versprach Udo Mänicke, der Bürgermeister der Gastgeberstadt, den Teilnehmern des 95. Jahnturnens. „Ich möchte sie herzlich begrüßen, bin bei dieser Sportveranstaltung für nichts verantwortlich, kann eigentlich nur für schönes Wetter sorgen“, erklärte Mänicke und hatte die Lacher auf seiner Seite. Ähnlich kurz fasste sich Landrat Götz Ulrich bei seiner Begrüßung. Seine Worte „Sie erwarten hier von mir sicher keine politischen Reden“ wurde mit Beifall quittiert, woran Ulrich noch anknüpfte, die Gäste mögen doch auch künftig der Saale-Unstrut-Region einen Besuch abstatten.
Da hatte die Präsidentin des Landesturnverbandes Sachsen-Anhalt als Veranstalterin dieses Ereignisses wesentlich mehr zu sagen. Gudrun Steinbach ehrte langjährige Teilnehmer, Kampfrichter und Helfer für ihren Einsatz. Und sie überreichte der gebürtigen Hohenmölsenerin Johanna Quaas als der „ältesten Wettkampfturnerin der Welt“ einen Blumenstrauß. Zugleich lenkte Gudrun Steinbach den Blick fünf Jahre weiter nach vorn: „2022 feiern wir mit unserem Jahn-Turnfest das 100. Jubiläum. Unsere Vorbereitungen dafür laufen schon. Und Johanna Quaas, heute 92 Jahre alt, muss uns versprechen, dass sie auch dann noch dabei sein wird.“
Es fiel auf, dass diesmal viele jüngere Turner nach Freyburg gekommen waren. „Leider sind etliche ältere Aktive verstorben, oder die angeschlagene Gesundheit lässt ihre Teilnahme nicht mehr zu“, sagt Thurid Kestel. „Die jungen Leute turnen in normalen Vereinen, fernab von Spitzensport-Ambitionen“, so die Naumburgerin, die über lange Jahre hinweg im Landestützpunkt Turnen in Laucha die Verantwortung trug, nun aber dort ihre ehrenamtliche Arbeit beendet hat. „Doch am Jahn-Turnfest, dem Jedermanns-Turnen und dem Hans-Fischer-Test hänge ich einfach“, bekennt die 70-Jährige. Auf etwa 20 Helfer kann sie an diesem Wochenende bauen, was wohl dringend notwendig ist, um den Ansturm von rund 150 Leuten innerhalb von vier Stunden an den einzelnen Stationen zu bewältigen.
Bei der Eröffnung und dem Aufmarsch der Aktiven wurde auch eine Delegation aus Österreich herzlich begrüßt. War der Linzer Wieland Wolfsgruber zuletzt oft als „Einzelkämpfer“ nach Freyburg gekommen, so hatte er diesmal etwa 15 Landsleute um sich geschart. Als spezieller Gast hatte sich übrigens auch der ehemalige Elite-Geräteturner Matthias Fahrig aus Halle unter die Starter beim Jahn-Gedenklauf gemischt.