Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Sommersonnenwende im Observatorium Goseck
Goseck/ddp. - Dort feiern sie im ältestenSonnenobservatorium Europas die Winter- und die Sommersonnenwendesowie Beltane, ein Fest, das für das Neuerwachen und dieAufbruchstimmung der Erde nach dem Winter steht. Auch sogenannteGeomanten kämen oft in den Süden Sachsen-Anhalts, sagt dieVorsitzende des Vereins Gosecker Sonnenobservatorium, Uta Oelke.Ihnen gehe es um unsichtbare Kraftlinien in der Landschaft, die sieerleben und spüren wollen.
Auch zur diesjährigen Sommersonnenwende am 21. Juni, dem längstenTag des Jahres, erwartet Oelke wieder Hunderte Besucher. Und egal obEsoteriker und Geomanten - Oelke schätzt alle, die Tage wie dieSommersonnenwende am 21. Juni ganz bewusst und intensiv begehen undmit denen es Freude mache, so den eigenen Horizont zu erweitern.
Ganz bewusst bringt sich der 2004 gegründete Verein mit seinen 23Mitgliedern an solchen Tagen ein. «Wir möchten nicht, dassbeispielsweise von rechter Seite solche Anlässe ausgenutzt werden»,sagt Oelke. Es bleibe aufgrund des breiten Angebots auch kein Raumfür «ungebeten» Gäste. Maximal 800 Gäste verkraftet die historischeAnlage, durchschnittlich 500 Besucher nutzen sie zu besonderen Tagen.
Der Sprecher des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle, AlfredReichenberger, gerät bei seinen Erläuterungen zur Entdeckung derarchäologischen Überreste der jungsteinzeitliche Anlage von Goseckund deren Rekonstruktion noch immer ins Schwärmen. 1991 wurde dasObservatorium aus der Zeit 4800 vor Christus aus der Luft entdeckt.Sie besteht aus einem kreisförmigen Graben und zwei konzentrischenPalisadenringen. Drei Tore nach Norden, Südosten und Südwesten dienenals Visier zur Beobachtung der Sonne. Das gesamte Areal warVersammlungs-, Handels-, Kult- und Gerichtsplatz und damitMittelpunkt einer frühgeschichtlichen Mikroregion. Der Gosecker Bauist älter als Stonehenge und die Pyramiden.
Die Rekonstruktion am authentischen Ort nennt Reichenbergergelungen. Jeder der 1675 Pfähle haben am Platz seines «Vorgängers»aufgestellt werden können. Mit einer Höhe der Palisaden von 2,60Metern habe man einen durchaus vorstellbaren Wert gewählt. Nur beider Farbgestaltung ist sich Reichenberger unsicher. Die Menschen derSteinzeit könnten durchaus zu Weiß gegriffen haben, mutmaßt derExperte. Trotz aller Erkenntnisse bleibe die rekonstruierte Anlage«ein Stück weit Phantasie».
Sicher scheint auf jeden Fall, dass sie an diesem Ort Saat- undErntezeiten ermittelten. Funde sprechen dafür, dass Priester sogarMenschen opferten, um eine gute Ernte bei den Göttern zu erbitten.
200 vergleichbare Anlagen der europäischen Jungsteinzeit undBronzezeit, die meist nicht ausgegraben sind, gibt es nachEinschätzung von Francois Bertemes, dem Leiter des Institutes fürprähistorische Archäologie an der Martin-Luther-UniversitätHalle-Wittenberg. 18 davon liegen im südlichen Sachsen-Anhalt. Dasbelege die erstaunlichen Kenntnisse unserer Vorfahren von derAstronomie.