Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Schloss Burgscheidungen wird schrittweise saniert
Burgscheidungen/dapd. - Dem großen schwarzen Schlüssel fürdas Tor zum Burgscheidunger Schloss ist sein Alter nicht anzusehen.Viele Jahre blieb er in der Schublade liegen, nur selten schloss erdas wuchtige Eingangstor für den Hausmeister auf, der die seitBeginn der 90er Jahre verwaiste Anlage oberhalb der Unstrut imBurgenlandkreis in Ordnung hielt. Doch nun zieht wieder Leben in dasfast 300 alte Gemäuer. Seit Mitte 2008 ist der gebürtige Bayer BerndArtinger neuer Schlossherr.
In den vergangenen Jahren schien das Schloss in einen dauerhaftenDornröschenschlaf zu fallen. Alle Privatisierungsversuche derTreuhand und deren Nachfolger führten zu keinem Ergebnis. Pläne,eine Luxusherberge hoch über dem Unstruttal zu errichten,scheiterten. Komplizierte Rechtsverhältnisse machten es Artingernicht leicht, das Schloss Burgscheidungen zu kaufen. «Für einen Eurowar da nichts zu machen», sagt er und spricht von einem Kaufpreis insiebenstelliger Höhe. Schließlich habe er sich einen Traumverwirklicht. Grundlage dafür war der Verkauf seiner IT-Firma.
Umzug von Bayern an die Unstrut ohne Reue
Inzwischen hat der Mann gemeinsam mit seiner Ehefrau seinenWohnsitz ins nahegelegene Naumburg verlegt. Die herrliche Landschafthabe es ihnen angetan und ein Schloss saniere Niemand aus der Ferne,sagt er. Bis kurz nach der Wende sorgte die Ost-CDU für den Erhalt.«Das war ein Glücksfall», sagt Artinger und zeigt auf dasKupferdach. Diesem verdanke das Gemäuer seinen guten Zustand. TrotzMaterialmangel habe die Partei, die das Areal als ZentraleSchulungsstätte «Otto Nuschke» nutzte, immer für Reparaturengesorgt.
Mit der Rückgabe der Immobilie an die Treuhandanstalt und denbislang glücklosen Investoren begann eine schlimme Zeit. In vierAnläufen geschah nichts. Selbst Prinzessin Veronika von Anhalt besaßtheoretisch für wenige Wochen den 3.000 Quadratmeter großenSchlosskomplex mit seinen herrlichen Parkanlagen. Dazu gehörenaußerdem 21 Wohnungen und ein Bettenhaus mit 90 Einzelzimmern.
Burgscheidungen als christdemokratische «Parteiburg»
Ab 1955 war Burgscheidungen christdemokratische «Parteiburg».Gelehrt wurde systemkonformer Stoff. Bis zu 1.000 CDU-Mitgliederkamen für zwei Wochen oder drei Monate an die Unstrut, um Kurse zubesuchen. Regelmäßig kam der Hauptvorstand der Partei zu seinenTagungen zusammen. Für den damaligen CDU-Parteichef Gerald Göttingwar stets ein kleines und nach heutigen Maßstäben eher bescheidenesAppartement reserviert.
«Für unser Dorf war diese Zeit wichtig. Fast 80 Frauen und Männerarbeiteten im Schloss - als Lehrer, Küchenpersonal oderHausmeister», erzählt Toni Neumann. Der Abiturient wohnt inBurgscheidungen und führt regelmäßig Besucher durch die Räume, indenen für kurze Zeit auch die spätere Gräfin Cosel wohnte. Er istbegeistert von den uralten Räumen. Nach dem Schulabschluss möchte erTourismuswirtschaft studieren.
Spiegelsaal als Schmuckstück wieder belebt
Artinger hat dem Schloss nach nur kurzer Zeit wieder Lebeneingehaucht. Seit dem vergangenen Jahr laden die ersten Räume alsCafé zum Besuch ein, im Spiegelsaal finden wiederKulturveranstaltungen statt. Am Freitag (13. Mai) öffnet in einemeinstigen Wohngebäude das Café «Gräfin Cosel». In einem der wiederhergestellten Räume können sich Paare das Ja-Wort geben.
Ansonsten will der Bayer den Gebäudekomplex Stück für Stückwieder nutzbar machen. Im kommenden Jahr sollen die erstenGästezimmer fertiggestellt werden. Rund eine Millionen Euro seienbereits in sein Schloss-Vorhaben geflossen. Zunehmend mehr Gästeentdeckten wieder Burgscheidungen. Auch das Dorf und benachbarteGemeinden profitierten davon. Zehn Arbeitsplätze seien inzwischenentstanden.