Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Beim Uran überm Leitwert
FREYBURG. - Damit gehört Crauschwitz zusammen mit dem bayerischen Hassberge (23,3 Mikrogramm) laut foodwatch, einem Verein der sich der Überwachung von Lebensmitteln widmet, zu den Orten in Deutschland, in denen das Trinkwasser am höchsten mit Uran belastet ist. Auch in Possenhain (19,1 bis 20 Mikrogramm), Bucha (12,0 bis 12,8) und Löbitz (12 bis 12,5) ist mehr Uran im Trinkwasser als anderswo. Die Dörfer gehören laut foodwatch-Liste zu den zwölf deutschen Orten mit der höchsten Uranbelastung. Die Werte liegen sämtlich über dem vom Bundesgesundheitsamt empfohlenen Leitwert von zehn Mikrogramm. Dieser trägt Empfehlungscharakter, ist kein gesetzlich vorgeschriebenes Limit. Gemessen wurden die Werte der genannten Brunnen im Oktober 2008, gibt Kreisarzt Hartmut Wurzbacher auf eine Nachfrage unserer Zeitung Auskunft. Eine Nachmessung am 25. November 2008 habe sie bestätigt. Der Urangehalt könnte durch den Einbau von Filtern gesenkt werden, auch durch Mischung mit weniger uranhaltigem Wasser.
Die vier genannten Wassergewinnungsanlagen befinden sich sämtlich im Versorgungsgebiet des Trinkwasserzweckverbandes Saale-Unstrut (Sitz Freyburg). Diesem habe man nahe gelegt, für die vier Brunnen eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Diese würde die Verwendung des Wasser befristet weiter gestatten, aber mit der Auflage verbinden, etwas zu tun, um den Uran-Gehalt zu senken. Da der Verband nicht reagiert hat, hat das Gesundheitsamt laut Wurzbacher die Ausnahmegenehmigung bis Ende 2011 von sich aus erteilt und den Versorger beauflagt, ein Konzept vorzulegen. Dagegen hatte der zunächst Widerspruch eingelegt, später beim Amtsgericht Halle Klage eingereicht. Der Versorger berufe sich darauf, dass der Verfügung des Gesundheitsamtes die Rechtsgrundlage fehle, so Frank Götschenberg, Leiter des Burgenlandkreis-Rechtsamtes.
Die betroffenen Haushalte sind laut Wurzbacher durch den Versorger mit einem Brief informiert worden. Reaktionen besorgter Bürger dazu habe man nicht registriert, so der Kreisarzt. Nach dem Hinweis, dass es einen gesetzlichen Grenzwert nicht gibt und ausführlicher Darlegung, dass gesundheitliche Bedenken nicht bestehen, heißt es im Brief: "Im Einzugsgebiet der für sie relevanten Wasserversorgung wurden im Grundwasser Uran-Gehalte auch größer als zehn Mikrogramm pro Liter analysiert." Konkretere Angaben zu einzelnen Messwerten werden nicht gemacht, schon gar nicht wird deutlich, dass Wasser mit diesen Werten in das Netz eingespeist wird.
Weiter heißt es: "Auch wenn keine toxikologische Notwendigkeit besteht, empfehlen wir ihnen, allein aus gesundheitsfürsorglicher Hinsicht für Säuglinge (bis zu sechs Monaten) auf entsprechendes für Säuglinge geeignetes abgepacktes Wasser zurückzugreifen."
Ralf Stolze, Geschäftsführer der Trinkwasserversorgungs GmbH, am Montag aus dem Urlaub zurück, erklärte, er könne dazu nichts sagen, müsse sich zunächst abstimmen.
Wolfgang Müller, Verbandsgeschäftsführer, der sowohl das Schreiben als auch die Klage gegen die Auflagen des Gesundheitsamtes unterzeichnet hat, erklärt, als Ehrenamtlicher müsse er sich auf die fachliche Kompetenz in der Versorgungs GmbH verlassen. Laut Müller hat beim Versorger eine Praktikantin ihre Abschlussarbeit zu dem Thema geschrieben. Die Kosten eines Filters beziffert Müller mit 15 000 bis 20 000 Euro pro Brunnen.