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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: 1.700 Aktive aus ganz Europa wollen historische Schlacht nachgestalten

Von Ralf Böhme 13.04.2013, 18:40
Pulverdampf beim Nachstellen der Schlacht bei Großgörschen
Pulverdampf beim Nachstellen der Schlacht bei Großgörschen A. BLEY Lizenz

Magdeburg/MZ - Ein alter Knopf, gefunden auf einem Acker im Burgenlandkreis - für Rüdiger Peters ist das eine wertvolle Trophäe. Erinnert das verschmutzte Messingstück doch an das Ereignis, das den heutigen Rentner aus Großkorbetha (Saalekreis) seit der Kindheit in den Bann zieht: die Schlacht von Großgörschen. Wird der blutige Kampf demnächst nachgestellt, zieht der ehemalige Handelsdozent und Hobby-Forscher als einfacher Infantrie-Soldat mit einer funktionsfähigen Steinschloss-Muskete ins Feld.

Der historische Schlagabtausch der Preußen und Russen gegen den französischen Eroberer Napoleon gilt als Vorbote der Leipziger Völkerschlacht und jährt sich nun zum 200. Mal. Das Jubiläum ist in der ersten Mai-Woche der Anlass für das bislang größte Scharnhorstfest. Es trägt den Namen eines der Militärreformer der Befreiungskriege, dem in Großgörschen verwundeten General Gerhard von Scharnhorst (1755-1813).

Besuchermagnet Großgörschen

Erstmals steht das Treffen in dem 600 Einwohner zählenden Dorf, das mindestens 12 000 Gäste erwartet, unter Schirmherrschaft von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). Der Grund: „Es ist eine der wichtigsten Schlachten in der wechselvollen Kriegsgeschichte Sachsen-Anhalts.“ Auf beiden Seiten habe das letztlich unentschiedene Gemetzel etwa 35 000 Tote gefordert. Und jedes einzelne Opfer, so der Minister, mahne zum Frieden. Auch aus diesem Grund unterstütze das Land die Erinnerungsarbeit, so mit 81 000 Euro für Ausstellungen in Lützen und Weißenfels.

Zudem finde das Anliegen internationale Beachtung. Zu den Veranstaltungen würden Fachleute und Enthusiasten aus ganz Europa erwartet. Neben deutschen Historikern gehörten dazu Experten aus Russland, Frankreich, Polen, Österreich und Italien.

„Das Interesse ist seit dem Mauerfall enorm gewachsen“, sagt Heinrich Hexel, Präsident des Scharnhorst-Komitees. Im ersten Jahr der deutschen Einheit habe es lediglich 150 Teilnehmer nach Großgörschen gezogen. Inzwischen heißt es „Ran,ran, ran - wie Scharnhorst“: 1 700 uniformierte Aktive mit 32 Kanonen, mehr als 1 000 Gewehren und 100 Pferden machen bei der Schlacht-Demo samt Biwak mit.

Lazarettstadt Weißenfels

Dabei stünden nicht das Kriegsgeschrei, sondern der Austausch und die Lehren aus der Geschichte im Mittelpunkt. Dem sei, so Hexel, auch eine Sonderschau im Schloss Lützen gewidmet. Das Prunkstück: ein Diorama mit 5 500 Zinnfiguren. Ab 28. April bis zum Herbst zeige die Ausstellung den Wandel Preußens vom Feudal- zum reformierten Rechtsstaat. Zeitgleich gehe es im Weißenfelser Schloss Neu-Augustusburg um die Lazarettstadt nach der Schlacht mit Tausenden von Verwundeten. Physiotherapeut Matthias Kretschmar aus Wermsdorf (Sachsen), der beim Spektakel als Preußen-Major auftritt, hofft auf Lerneffekte: „Krieg ist kein Abenteuer.