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Bundeswehr Bundeswehr: Teures Krisengebiet in Sachsen-Anhalt

02.11.2012, 12:07
Ein Soldat zeigt im Juni auf dem Truppenübungsplatz Altmark in Letzlingen auf entstehende Flächen der Übungssiedlung «Schnöggersburg». (ARCHIVFOTO: DPA)
Ein Soldat zeigt im Juni auf dem Truppenübungsplatz Altmark in Letzlingen auf entstehende Flächen der Übungssiedlung «Schnöggersburg». (ARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Letzlingen/dpa. - Mit einem Spatenstich in den sandigen Boden der Colbitz-Letzlinger-Heide haben am Freitag die Bauarbeiten für die Bundeswehr-Übungsstadt „Schnöggersburg“ begonnen. In der ersten Bauphase für den in Europa einmaligen urbanen Ballungsraum auf dem Truppenübungsplatz Altmark würden Straßen, Wege und Plätze gebaut und alte Munition beseitigt, sagte Jörg Jankowsky von der Wehrbereichsverwaltung Ost in Strausberg und bestätigte Medienberichte. 33 Millionen Euro würden investiert, vier weitere Bauschnitte folgen. Etwa 2017 soll die sechs Quadratkilometer große Stadt fertig sein. Sie kostet rund 100 Millionen Euro.

Das Trainingsgelände, das nach einem ehemaligen Ort in der Region benannt ist, entsteht in der Nähe des Gardelegener Ortsteils Letzlingen. Bis zu 1500 Soldaten sollen auf dem Areal gleichzeitig für den Einsatz in Krisengebieten ausgebildet werden. Vor allem für den Orts- und Häuserkampf und das Anpirschen über Wiesen und Äcker sei „Schnöggersburg“ wie gemacht. Für möglichst viel Realität werden laut Bundeswehr eine Altstadt, eine Hochhaussiedlung, ein Industriegebiet und ein Elendsviertel gebaut - mehr als 520 Gebäude. „Während der drei- bis vierjährigen ersten Bauphase werden parallel die anderen Bauabschnitte vorbereitet“, sagte Jankowsky.

Die Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt kritisierte das Projekt „Schnöggersburg“ als wirtschaftlich und politisch unsinnig. Die Landesregierung müsse alles dafür tun, diese katastrophale Entscheidung rückgängig zu machen, hieß es in einer Mitteilung. Die Umsetzung wäre innen- wie außenpolitisch verheerend. Eine Bürgerinitiative kämpft seit Jahren mit Protestmärschen und Kundgebungen für eine zivile Nutzung der Colbitz-Letzlinger-Heide.

Der Truppenübungsplatz Altmark ist rund 30 Kilometer lang und 12 Kilometer breit und einer der größten seiner Art in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt auf der simulationsgestützten Ausbildung, hieß es. Seit 1. November stehe Oberst Gunter Schneider an der Spitze des Gefechtsübungszentrums Heer. Derzeit sind 700 Soldaten stationiert, mit den zivilen Mitarbeitern beträgt die Gesamtzahl etwa 1200. An aktuell 246 Tagen im Jahr wird geübt, hieß es.

Mitten in der Rhön gibt es bereits das Truppenübungsdorf „Bonnland“. In der Nähe der unterfränkischen Stadt Hammelburg stünden etwa 120 Gebäude für Übungen bereit. Außerdem gebe es auf einigen Truppenübungsplätzen kleine Siedlungen für Kampfproben.

Die Bundeswehr hat mit dem Bau der Übungsstadt «Schnöggersburg» begonnen. (SYMBOLFOTO: DPA)
Die Bundeswehr hat mit dem Bau der Übungsstadt «Schnöggersburg» begonnen. (SYMBOLFOTO: DPA)
dpa-Zentralbild