Bundesratsinitiative gegen Gaffer Bundesratsinitiative gegen Gaffer: Unfalltourismus: Das sind die spektakulärsten Fälle

Berlin/Halle (Saale) - Immer wieder kommt es bei Unfällen zur Behinderung der Rettungskräfte durch Gaffer. Eigentlich Unbeteiligte schauen sich dann neugierig die Unfallstelle an und zücken im schlimmsten Fall ihr Smartphone, um Bilder und Videos zu machen. Dabei scheint es ihnen immer wieder vollkommen egal zu sein, dass sie die Wege für Notarzt, Katastrophenschutz oder Feuerwehr behindern. Dieses Verhalten soll nun strafrechtlich verfolgt werden. Eine entsprechende Gesetzesinitiative haben die Länder Niedersachsen und Berlin in den Bundesrat eingebracht. Die MZ dokumentiert einige besonders spektakuläre Fälle aus der Region und aus Deutschland.
Polizei wendet sich an Öffentlichkeit
Bei einem Unfall in Ingelheim war im Mai 2016 ein PKW mit einem Radfahrer kollidierte. Der 85-jährige Radler erlitt so schwere Verletzungen, dass er trotz unmittelbar durchgeführter Reanimationsmaßnahmen noch an der Unfallstelle starb. Gaffer hatten ihre Smartphones auf das Opfer gerichtet, während es starb. Die Polizei von Rheinland-Pfalz äußerte ihre Wut darüber in einem emotionalen Facebook-Post.
Auch die Polizei der Stadt Hagen appellierte in einem ähnlichen Fall an die Öffentlichkeit. Am Hagener Hauptbahnhof war im April 2016 ein Mädchen von einem Auto erfasst worden, nachdem es bei Rot über die Straße gelaufen war. Viele hundert Schaulustige filmten das verletzte Kind und die Ankunft des Hubschraubers. Mehrere Streifenwagen waren nötig, um in der Menge Platz für den Rettungswagen zu schaffen.
Brandaufschlag auf Flüchtlingsheim
Nach einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Bautzen wurde gegen drei junge Männer ermittelt. Diese hatten im Februar 2016 zusammen mit 20 bis 30 anderen Gaffern die Löscharbeiten an dem bisher unbewohnten Heim behindert. Abfällige Bemerkungen und unverhohlene Freude über das Feuer wurden geäußert.
Bei einem schweren Unfall vor Weißenfels im Oktober 2012 wurden zwei Menschen getötet und vier weitere schwer verletzt. Rettungskräfte hatten zehn Minuten länger gebraucht als gewohnt, um den Unfallort zu erreichen, da neugierige Autofahrer eine mögliche Rettungsgasse blockierten. Der Stau auf der Gegenseite löste sich nur zögerlich auf. Grund waren andere Autofahrer, die langsamer fuhren, um den Unfallort filmen oder fotografieren zu können.
Bei einem schweren Auffahrunfall bei Burscheid im März 2016 vor Leverkusen verursachten Gaffer sogar noch einen zweiten Crash: Zunächst war ein Transporter auf ein Stauende aufgefahren. Schaulustige auf der Gegenfahrbahn waren in der Folge auf andere Autos aufgefahren. Zwei Personen wurden schwer- bis lebensgefährlich verletzt. (mz)