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Blinden- und Sehbehinderten-Verband Blinden- und Sehbehinderten-Verband: Fahrschulen sollen Verständnis fördern

Von Gunther Immenhoff 14.10.2001, 16:14
Sehbehinderte beim Überqueren einer Fußgängerampel
Sehbehinderte beim Überqueren einer Fußgängerampel dpa

Magdeburg/MZ. - Was tut man als Autofahrer, wenn ein Blinder mit weißem Stock oder Führhund am Straßenrand steht? "Viele Kraftfahrer halten nur an und sind unschlüssig", weiß Hans-Peter Pischner aus eigenem Erleben. "Dem Blinden nutzt das zunächst nichts. Er braucht ein deutliches Signal, um die Straße gefahrlos überqueren zu können".

Dass es blinde Menschen im Straßenverkehr besonders schwer haben, sei wohl jedem bewusst, erklärt Pischner, stellvertretender Landesvorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenverbandes und Behindertenbeauftragter der Stadt Magdeburg. Deshalb habe der Verband in diesem Jahr seinen "Tag des weißen Stocks" diesem Thema gewidmet. Allein in Sachsen-Anhalt gibt es 5 000 Blinde und 10 000 bis 11 000 stark sehbehinderte Menschen.

Insbesondere die Fahrschulen will der Verband mit dem heutigen Aktionstag ansprechen. Deshalb hat er einen Verkehrs-Schulungsbogen mit 29 Fragen und jeweils drei möglichen Antworten entwickelt, der in der theoretischen Ausbildung der Führerschein-Anwärter genutzt werden kann.

Wie viele Unfälle, an denen Blinde und Sehbehinderte beteiligt sind, sich ereignen, erfasst keine Polizeistatistik. "Wir wissen allerdings, dass Missverständnisse und Beinahe-Unfälle fast schon zum Alltag vieler Betroffener gehören", berichtet Pischner. "Oftmals verhalten sich auch Fußgänger falsch, die eigentlich helfen wollen. So wurde auch ich schon am Arm gepackt und über eine Straße geführt, die ich gar nicht überqueren wollte", berichtet er. Um so wichtiger ist es, dass auch die Kommunen mithelfen, den behinderten Menschen ein eigenständiges Leben zu erleichtern. So reicht nach Ansicht des Verbandes die Zahl akustischer Ampeln in den Städten und erst recht auf dem Lande nicht aus. Auch bei den öffentlichen Nahverkehrsunternehmen gebe es Nachholbedarf. Bahnsteige, mit speziellen Behinderten-Leitstreifen wie in Halle oder Magdeburg, die Blinde mit ihrem Stock ertasten können, fehlten an vielen Bahnstationen.

Pischner ist klar, dass es nur nach und nach möglich sein wird, Ampeln umzurüsten oder Bahnstationen umzubauen. "Doch wir müssen uns bei den Verantwortlichen in Erinnerung bringen, damit das Mögliche getan wird." Und schließlich könne jeder helfen, Behinderten das Leben zu erleichtern. Pischner: "Eine Regel stimmt immer. Wer einen Blinden oder Sehbehinderten freundlich anspricht und ihm seine Hilfe anbietet, der tut immer das Richtige."

Den Übungsbogen findet man unter www.dbsv.org. Informationen zum Verband der Blinden und Sehbehinderten unter www.bsv-sachsen-anhalt.de