Bildungswesen Bildungswesen: Zu wenig Psychologie-Lehrer
Halle/MZ. - Das Interesse an Psychologieist nach Angaben von Hartmut Leipziger groß."Das ist neben Sport fast das einzige Fach,bei dem mich Schüler vor der Stunde fragen,was wir heute machen", sagt der Vorsitzendedes Psychologielehrer-Verbandes Sachsen-Anhalt,der am Giebichenstein-Gymnasium in Halle lehrt.Dort entscheide sich fast die Hälfte der Schülerin der zehnten Klasse für Psychologie, "oftzusätzlich zum Stundensoll", so Leipziger.
Rund elf Jahre nach dessen Einführung alsUnterrichtsfach wird Psychologie an 56 Gymnasienund zwei Gesamtschulen gelehrt, die Schülerzahlstieg von 700 im Jahr 1994/95 auf derzeitrund 7500. Um das Angebot zu erhalten, müsstenjedoch neue Lehrer ausgebildet werden, soLeipziger. Einen Direktstudiengang zum Psychologie-Lehrergibt es deutschlandweit nur in Dortmund. BerufsbegleitendeStudiengänge, in denen innerhalb von 1997bis 2002 an der Martin-Luther-UniversitätHalle 80 Lehrer über zwei Jahre qualifiziertwurden, existieren nicht mehr.
Sachsen-Anhalt ist zwar das einzige Bundesland,in dem Psychologieunterricht ab der neuntenKlasse möglich ist. Aber: "In der neuntenkönnen wir an unserem Gymnasium das Fach nichtmehr anbieten, weil uns die Lehrerstundendafür fehlen", sagt Leipziger. Dass absehbarLehrer altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden,verschärfe das Problem. "Dabei wäre es sogarsinnvoll, Psychologie schon in den neuntenund zehnten Klassen von Sekundarschulen anzubieten",meint der Hallenser angesichts zahlreicherAnti-Gewalt- und Erziehungsdiskussionen.
Das Kultusministerium verweist darauf, dassdie Universität in Halle aufgrund der mitder Hochschulreform abgesenkten Kapazitätkeine zusätzlichen Angebote einrichten könne.Bis Ende 2006 sollen neue Zielvereinbarungenund Fortbildungskonzepte verhandelt werden,kündigte Sprecher Jens Antefur an. Da dasMinisterium auch die Einführung des Fachesunterstützt habe, hofft Leipziger, dass dabeieine Lösung gefunden wird.