Bildung Bildung: Streit um Hürden auf Weg zum Gymnasium

Magdeburg/MZ. - "Es ist unverantwortbar,Kinder zum Gymnasium zu schicken, die erkennbardie Voraussetzungen nicht mitbringen", sagtKultus-Staatssekretär Winfried Willems (CDU).Zu viele Schüler scheiterten. Zum Schuljahr2003/2004 wechselten in Sachsen-Anhalt 309Gymnasiasten in die achten Klassen der Sekundarschulen.Über 600 wurden in die neunten, über 900 indie zehnten Sekundarschul-Klassen aufgenommen.
Bisher konnten die Eltern entscheiden,ob ihr Kind Sekundarschule oder Gymnasiumbesucht. Mehr als 1700 Kinder schlugen imvorigen Schuljahr ohne Empfehlung den Wegzum Abitur ein. Willems: "In einzelnen Landkreisenging jedes vierte Kind mit Sekundarschul-Empfehlungans Gymnasium." Das sei auch eine Reaktionauf die Schulnetzplanung. Wo Sekundarschulengefährdet seien, sei der Run aufs Gymnasiumgroß.
Im nächsten Schuljahr ändert sich das Verfahren.Es wird verbindliche Schullaufbahn-Empfehlungender Grundschule geben, erstmals im Januar2006. Die Richtwerte sind dabei schärfer alsin vielen anderen Bundesländern. In Deutsch,Mathe sowie Heimat- und Sachkunde soll derNotenschnitt "in der Regel" nicht schlechterals 2,0 sein, in den übrigen Fächern nichtunter 2,5 liegen. Wollen Kinder ohne Empfehlungans Gymnasium gehen, müssen die Eltern dasschriftlich beantragen - "und begründen",so Willems. Das Kind nimmt dann an einer zentralorganisierten Eignungsprüfung teil. Diesefindet zeitgleich an ausgewählten Grundschulenstatt, Tests in Deutsch und Mathe gehörendazu. Die Aufgaben sind landesweit gleich.Es schließt sich ein Gespräch an - mehrerenKindern sitzen ein Psychologe und Lehrer gegenüber.Kommt danach kein grünes Licht, ist der Wegaufs Gymnasium versperrt.
Die Chance auf Abitur und Studium siehtWillems dadurch nicht verbaut. Das Systemsei durchlässig, ein späterer Wechsel möglich.Allerdings wagen das nur Einzelne. Im vergangenenSchuljahr kamen zu Beginn der Klasse neun74 Sekundarschüler an die Gymnasien, 152 wechseltenmit Realschulabschluss in die Abiturstufe.