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Bildung Bildung: «Delfin» testet die Sprache von Kindern

Von HENDRIK KRANERT 03.12.2009, 07:01

MAGDEBURG/MZ. - Mit ihnen sollen Defizite in der Sprachentwicklungvon Vierjährigen erkannt und anschließendmit gezielter Förderung behoben werden. DieTests sind Teil des neuen Kinderschutzgesetzes.

"Ziel ist, dass jedes Kind mit Eintritt indie Schule dem Unterricht problemlos folgenkann", sagte Sozialministerin Gerlinde Kuppe(SPD). In diesem Jahr seien bereits alle Erzieherinnenin den Kindergärten fortgebildet und die Sprachtestsbeschafft worden. Dazu standen 1,3 MillionenEuro zur Verfügung, für die jährlichen Testsgibt das Land 2,4 Millionen Euro aus. Damitwerden je vier Zusatzstunden für jene Erzieherinnenfinanziert, die den Test durchführen. DasMaterial wurde von Nordrhein-Westfalen übernommen.

Doch dort ist das Verfahren mit dem Titel"Delfin 4" in die Kritik geraten, der Testsei für Vierjährige zu schwierig. Die GewerkschaftErziehung und Wissenschaft erklärte, es machekeinen Sinn, Kinder mit "standardisiertenFormeln über einen Kamm zu scheren". Eineechte Kommunikation zwischen Pädagoge undKind finde nicht statt. In der Tat geht esbei dem Test "Besuch im Zoo" nur darum, Wörterund teilweise sinnfreie Sätze nachzusprechensowie kleine Aufgaben zu lösen. Während Kuppesagte, der Test laufe in Nordrhein-Westfalenerfolgreich, erklärte Kultusminister Jan-HendrikOlbertz (parteilos), dass es kein Verfahrengebe, das gänzlich unumstritten sei. Auchin Sachsen-Anhalt regt sich inzwischen Protest:Der Test genüge grundlegenden Standards nicht,heißt es in einem der MZ vorliegenden Briefan das Sozialministerium. Verfasst wurde ervon den Magdeburger Uni-Psychologinnen InesMüller und Jeanne Rademacher. Sie halten auchdie Weiterbildung des Kita-Personals für nichtausreichend.

Die Politik begrüßte den Sprachtest grundsätzlich,will aber die Äußerungen der Psychologinnenaufgreifen. "Die Kritik muss man unbedingternst nehmen und den Test gegebenenfalls überarbeiten",sagte die familienpolitische Sprecherin derLinken, Eva von Angern. Ihre FDP-KolleginLydia Hüskens äußerte zudem Zweifel, wie dieSprachförderung im Anschluss an den Test umgesetztwerden soll: "Es ist nicht vorstellbar, dassErzieher für Fördermaßnahmen Zeit finden werden.Ohne zusätzliches Personal wird es kaum gehen."Doch dafür stehe bisher kein Geld zur Verfügung.